Spuren des Zweiten Weltkriegs in Werne
Diese Fundstücke zeigen die Schrecken der NS-Zeit
30.03.2025 06:00 Uhr
Teilen
In Merkliste übernehmen
Ob Gasmasken, Nazi-Orden oder SA-Dolche: Noch heute finden sich in Werne Spuren des Zweiten Weltkriegs. Wir erzählen die Geschichten hinter historischen Fundstücken in Bildern.
1min Lesezeit
Orden und Abzeichen, Flak-Stellungen, Wehrpässe und Fotos von der Ostfront: Auch 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs sind solche Zeugnisse in Werne noch erhalten. Manche finden sich im Museum, andere stammen aus privaten Nachlässen. Sie alle erinnern an die Schrecken der NS-Zeit. In unserer Bilderstrecke zeigen wir einige dieser Fundstücke.
Böse Vorzeichen: Das Bild zeigt einen Aufmarsch der SA auf dem Werner Marktplatz. Im Krieg befindet sich das "Deutsche Reich" zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die Propaganda-Maschinerie der Nazis läuft allerdings bereits auf Hochtouren.
© Archiv von Christel Evelt
Zu den Fundstücken im Stadtmuseum gehört der Wehrpass von Harry Jäger. Er wurde 1915 geboren und fiel im September 1942. Während des Zweiten Weltkriegs starben 471 Männer aus Werne im Kampf oder in Gefangenschaft.
© Felix Püschner
Ziersäbel der NS-Zeit und ein SA-Dolch aus dem Jahr 1938: Die SA war aus einer Miliz hervorgegangen, die sich durch Überfälle und Straßenkämpfe einen Namen gemacht hatte und bereits ab 1933 als Hilfspolizei eingesetzt wurde.
© Felix Püschner
Solche Hausschilder der NSDAP gab es auch in der Lippestadt. Unter Bürgermeister Kraus war die Partei engagiert in der Umsetzung aller Vorschriften und Gesetze des NS-Regimes.
© Felix Püschner
Mehr als nur ein Holzspielzeug: Diese Schnitzerei aus den 1940er Jahren stammt aus dem Nachlass von Christel Räkel. Hinter ihrem Haus an der Lippestraße standen Werkstätten der Zeche, in denen Kriegsgefangene arbeiteten. Räkels Mutter versorgte die Arbeiter heimlich mit Kartoffeln - und bekam von ihnen dieses Spielzeug als Dankeschön.
© Felix Püschner
Diese "Volksgasmasken" waren die günstigere Version der militärischen Gasmasken. Sie sollten die Zivilbevölkerung gegen Angriffe mit chemischen Waffen schützen.
© Felix Püschner
Theo Elberfeld hat im Haus seines verstorbenen Cousins an der Burgstraße viele historische Dokumente gefunden. Dazu gehören auch Briefe und Fotos von Heinrich Elberfeld, der an der Ostfront kämpfte.
© Felix Püschner
Wegen seiner Körpergröße wirkte Heinrich Elberfeld neben seinen Kameraden wie ein kleiner Junge.
© Elberfeld / Repro Püschner
Stolz in Uniform mit Reichsadler: Elberfeld inmitten seiner Kameraden.
© Elberfeld / Repro Püschner
Stationiert war der Werner im russischen Pleskau (Pskow). Das belegen handschriftliche Notizen auf der Rückseite der Fotos. Die deutsche Wehrmacht besetzte die damals rund 60.000 Einwohner zählende Stadt von Juli 1941 bis Juli 1944. Während dieser Zeit sollen laut Behördenschätzungen insgesamt mehr als 300.000 Menschen in und um Pleskau ihr Leben verloren haben. Mehr als 10.000 Menschen wurden als Zwangsarbeiter nach Deutschland verschleppt.
© Elberfeld / Repro Püschner
Posieren vor der Kriegsbeute: „Russischer 52-Tonner Panzerkampfwagen“ steht auf der Rückseite dieses Fotos, das ebenfalls aus dem Elberfeld-Nachlass stammt.
© Elberfeld / Repro Püschner
Auf diesem Bild hocken die Soldaten auf einem abgestürzten Flugzeug. „Abgeschossene russische Jäger, Russland 1941“ hat jemand auf die Rückseite des Fotos geschrieben.
© Elberfeld / Repro Püschner
Viele Jahre nutzen die Deutschen Pleskau als Standort für ein Lager für russische Kriegsgefangene. Später waren es die deutschen Soldaten selbst, die hier in Gefangenschaft leben mussten. Auch Heinrich Elbefeld gehörte dazu. Seiner Frau Antonia schickte er während seiner Einsätze mehrere Postkarten wie diese. Auf einer aus dem Dezember 1941 heißt es: „Fröhliche Weihnachten wünscht Euch aus dem fernen Osten bei ewigem Schnee und Kälte, Heinrich!“
© Elberfeld / Repro Püschner
Karl-Heinz Stengl hat seine Erinnerungen an den Krieg dokumentiert. Im Hintergrund ist die Flugabwehr der deutschen Luftwache bei Schulze-Froning in Holthausen 1940 zu sehen. Über die letzten Wochen vor Kriegsende schreibt Stengl unter anderem: „Am Himmel reihten sich am Tage schwere Bomber in endlosen Formationen mit dem Ziel, noch nicht zerstörte Städte zu bombardieren. In Bodennähe huschten ihre Jagdflugzeuge von früh bis spät über Hecken und Zäune und schossen auf alles, was ihnen auch immer kriegswichtig erschien. Sie flogen oft so tief, dass wir die Piloten mit ihren Lederkopfhauben in den Kanzeln ihrer Maschinen erkennen konnten."
© Stengl / Archiv FV Stadtmuseum
Ein Bombentrichter in Werne: Tatsächlich wurde die Lippestadt im Vergleich zu benachbarten Städten kaum bombardiert. Dokumentiert ist, dass Brandbomben auf das Gehöft Südfeld an der Selmer Landstraße fielen. Auch der Hof Kranemann und das Wohnhaus Bücker in Varnhövel wurden zerstört.
© Stadtarchiv Werne
Zeitzeuge Robert Becker im Werner Stadtwald. Dort befand sich einst ein geheimes Munitionslager der Nazis. Es blieb bis Kriegsende unentdeckt.
© Jörg Heckenkamp
Der ehemalige "russische Friedhof" ist mittlerweile umbenannt in "Gedenkstätte Zwangsarbeit Werne". Auf einem der Steine ist zu lesen: "Hier ruhen 103 Sowjet-Bürger, die in faschistischer Gefangenschaft ihr Leben lassen mussten.
© Jörg Heckenkamp
Mehr Bilder
Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel erschien erstmals im Februar 2024. Wir haben ihn nun erneut veröffentlicht.
Holocaust-Überlebende aus Werne (98) lebt heute in den USA: „Ich bin für so vieles dankbar“
Pogromnacht in Werne: Zeitzeugin: „Ich zittere und weine deswegen immer noch“
Gedemütigt, verfolgt, zurückgekehrt : Die Geschichte des Selmers Eric Schildkraut
Kriegsbilder aus Werne: Alte Fotos zeigen Leben an der Ostfront
Geheimes Nazi-Munitionslager: Jugendliche plündern Flak-Granaten
Der Krieg in Werne: „Nachts kamen die schweren Panzer“