Zurzeit sind 1,6 Prozent der Werner Flüchtlinge

Antworten auf die wichtigsten Fragen

1,6 Prozent der Werner Bevölkerung sind derzeit Flüchtlinge. In absoluten Zahlen sind das 474 Menschen aus 35 Nationen. Auch wenn wöchentlich 20 bis 30 dazu kämen: "Die Massen, die wir im Fernsehen gezeigt bekommen, sind das nicht", so Sozialamtsleiterin Kordula Mertens. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Thema.

WERNE

, 12.11.2015, 16:06 Uhr / Lesedauer: 2 min
Stark aufgerundet sind 2 von 100 derzeit in Werne lebenden Menschen Flüchtlinge.

Stark aufgerundet sind 2 von 100 derzeit in Werne lebenden Menschen Flüchtlinge.

Am Mittwoch, 11. November, waren 474 Flüchtlinge aus 35 Nationen in der Lippestadt registriert - das macht rund 1,6 Prozent der Werner Bevölkerung. Wie die Stadt die Menschen unterbringt und versorgt, und welche Herausforderung die vermutlich Ende dieser oder Anfang nächster Woche zu erwartende Eröffnung der Stockumer Erstaufnahmeeinrichtung für 200 Flüchtlinge mit sich bringt, hat Sozialamtsleiterin Kordula Mertens dem Sozialausschuss mitgeteilt. Wir haben die wichtigsten Informationen zusammengestellt.

Kommen mehr Familien oder mehr Alleinreisende? Am Donnerstag sind zwei Ehepaare mit je drei Kindern nach Werne gekommen – die große Ausnahme. „Zurzeit treffen ganz klar mehr junge Männer ein, die alleine unterwegs sind“, so Mertens. Am Freitag erwartet sie allein neun. Zurzeit seien in Werne 344 Männer und 130 Frauen registriert, so Mertens. „Die Männer haben überwiegend Familien zuhause, die sie gerne nachholen würden.“

Wie ist die Aussicht der Flüchtlinge auf ein Bleiberecht? Für etwa 130 Personen ist sie eher schlecht. Sie kommen aus einem der sogenannten „sicheren Drittstaaten“, also zumeist vom Balkan.

Wie lange dauert es, bis sich der Aufenthaltsstatus klärt? Zu lange nach dem Geschmack der Sozialamtsleiterin: „Sechs bis acht Monate.“

Wie viele Flüchtlinge reisen zurück in ihre Heimat? Monatlich fünf bis sieben. Sie nehmen das Angebot an, freiwillig abzureisen, weil ihr Asylantrag keine Chance auf Erfolg hat. „Am Wochenende hat ein Kollege fünf Albaner zum Flughafen Köln-Bonn gebracht, die Woche davor sind zwei per Reisebus heimgekehrt“, so Mertens. Die Zahl der Abschiebungen sei kleiner, „vielleicht zwei im Monat, wenn überhaupt“.

 

 

Wie ist die Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen? Zurzeit erhalten Flüchtlinge quartalsweise einen Behandlungsschein für den Besuch bei einem Hausarzt, Frauen-, Kinder- und Zahnarzt. Er werde sofort von der Stadt ausgegeben, sagt Kordula Mertens. In einem schweren Akutfall sei auch ohne Verwaltungsbesuch ein Krankenwagen zu rufen, „wie bei uns ja auch“. Ein Facharztbesuch könne allerdings nur erfolgen, wenn das Gesundheitsamt des Kreises dafür grünes Licht gäbe – was in 80 Prozent der Fälle nicht erfolgt.

Reicht diese Form der Gesundheitsversorgung aus? Vor allem die Grünen und die SPD haben da Bedenken. Sie setzen sich für die Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte ein, mit der Hamburg und Bremen gute Erfahrungen gemacht hätten. Die Verwaltung befürchtet eine deutliche Kostensteigerung. Die Entscheidung soll erst im Frühjahr fallen – wenn die Politiker mehr Informationen haben.

Reichen die Wohnungen aus? Bis zum Jahresende werden die derzeit 14 Gebäude wohl ausreichen, meint die Sozialamtsleiterin – unter zwei Voraussetzungen. Erstens: „Dass wir nicht plötzlich zusätzlich einen Bus mit 50 Leuten bekommen.“ Zweitens: „Dass die Bezirksregierung, wie angekündigt, eine Pause einlegt bei den Neuzuweisungen, weil sie uns die Erstaufnahmeeinrichtung in Stockum mit 200 Plätzen anrechnet.“

Wie lange wird Werne keine neuen Flüchtlinge erhalten, wenn die Erstaufnahme-Einrichtung des Kreises in Stockum in Betrieb geht? Das weiß zurzeit niemand so genau. „Ein paar Wochen", meint Mertens. Aber da nahezu jede andere Stadt inzwischen auch schon eine Notunterkunft des Landes habe, sei es schwierig mit Aufschub.

Gibt es unter den Werner Flüchtlingen Kinder und Jugendliche, die alleine unterwegs sind? Noch nicht. Sie sollen nach ersten Angaben auch nicht nach Stockum kommen. Dasselbe hatte die Bezirksregierung auch für die Unterkunft in Bork angekündigt. Allerdings sind dort inzwischen 14 Minderjährige eingetroffen.

Wie groß ist die Hilfsbereitschaft? Sehr groß. 130 Menschen engagieren sich ehrenamtlich im Arbeitskreis Asyl, begleiten Asylbewerber zu Behörden oder erteilen Deutschunterricht, wie Initiator Dr. Hermann Steiger sagt.

Reicht das Angebot an qualifizierten Deutsch-Kursen aus? Nein. Bei den sogenannten qualifizierten Kursen erhalten die Teilnehmer – anders als bei den rein ehrenamtlichen Angeboten drei- bis viermal pro Woche Deutschunterricht. Bald werde es neue Angebote geben, so Dezernent Frank Gründken. Gespräche mit der VHS liefen bereits.  

Info-Abend geplant
Für Donnerstag, 3. Dezember, 19 Uhr, lädt Bürgermeister Lothar Christ alle Bürger zu einer Informationsveranstaltung über das Thema Flüchtlinge ins Kolpinghaus, Alte Münsterstraße 12. Dort möchte er über die Herausforderungen an die Kommunen berichten sowie allgemein zum Asylrecht und zum Asylverfahren informieren, einen Blick auf die aktuelle Unterbringungssituation sowie die Herausforderungen für die Jugend- und Familienhilfe in Werne werfen und die Aktivitäten des ehrenamtlichen Arbeitskreises vorstellen.