Daniel Bodelier ist Grundschullehrer, und damit eine echte Rarität. Der 36-Jährige arbeitete bis zum Ende des Schuljahres 2022/2023 an der Uhlandschule in Werne, war dort insgesamt zehn Jahre beschäftigt. Ein Blick auf die Homepage verrät: Heute ist nur noch ein männlicher Lehrer dort neben zwei männlichen sozialpädagogischen Fachkräften.
Auch die anderen Grundschulen in der Lippestadt weisen einen quasi verschwindend geringen Anteil männlicher Pädagogen auf. Woran liegt das? Das versucht der Münsteraner herauszufinden.
Ein Grund: „Der Beruf wird bei Männern immer noch belächelt“, sagt er. Unsere Gesellschaft sehe es offenbar kritisch, vielleicht sogar als unmännlich an, wenn ein Mann erzähle, er studiere Primarstufe. Bei Frauen sei die Akzeptanz viel höher. „Das wird oft so gesehen, dass sie das ja irgendwie immer gemacht haben“, meint der 36-Jährige. Quasi als Erweiterung zur Kindererziehung.
Weniger Geld, mehr Arbeit
Dieses belächelt werden sei für viele junge Männer der Auslöser, sich gegen den Beruf zu entscheiden. Bodelier hat diese Erfahrung während seiner eigenen Studienzeit selbst gemacht. „Oft hört man ja auch so: ‚Das kann ja jeder‘. Dazu noch die Situation, dass man weniger Geld verdient als Lehrer am Gymnasium.“ Rund 450 Euro netto weniger bekommen Grundschullehrer. Und das, obwohl sie mehr arbeiten müssen: Eine Vollzeitstelle an einer Grundschule umfasst 28 Wochenstunden, am Gymnasium sind es nur 23. „Das soll bis 2026 angeglichen werden“, so der Münsteraner.
Im allerbesten Fall finden sich zwei Männer im Kollegium. „Selbst Frauen sagen, es würde dem Klima guttun, wenn auch ein paar Männer dazukämen. Da ist es nur logisch, eine gesunde Mischung zu schaffen. Ich ziehe immer den Hut vor Frauen, dass die das so wunderbar machen“, sagt Bodelier.
Er findet, dass in Grundschulen und Kitas mehr Männer eingestellt werden sollten. Schließlich fehle einigen Kindern aufgrund der familiären Situation eine männliche Bezugsperson. Nicht nur diesen Kindern kämen mehr Männer im Umfeld zugute.

Abwechslungsreicher Beruf
Ein weiterer Abschrecker: Die Karriereleiter ist für Grundschullehrer recht kurz, an Grundschulen gebe es nur zwei Verwaltungsposten, Rektor und Konrektor, am Gymnasium seien das mehrere. Da komme einiges zusammen. Dabei sei sein Beruf großartig: „Man denkt, dass es immer das gleiche ist, aber das stimmt nicht. Die Kinder sind immer unterschiedlich, diese Heterogenität ist unglaublich. Kinder zu formen, ihnen etwas mitzugeben, das berührt mich und gibt Selbstvertrauen.“ Deshalb möchte der Pädagoge Lust auf seinen Beruf machen. Wie das?
Indem er seine Ansichten und Erfahrungen in die Welt hinaus trägt. Die zehn Jahre an der Uhlandschule haben ihn sehr positiv geprägt. „Ich hätte die Uhlandschule immer mitnehmen wollen. Alles lief perfekt, alles war optimal. Ich hatte eine gute Elternschaft, keine hemmenden, sondern unterstützende Eltern. Da klappte auch Inklusion. Die Schule könnte an verschiedene Orte in Deutschland gepflanzt werden, das wäre gut für das Bildungssystem“, erzählt der 36-Jährige begeistert.
Nicht beirren lassen
Der Münsteraner hat ein Buch geschrieben, in dem er die täglichen Herausforderungen eines angehenden Lehrers schildert. Sein Protagonist Riko Kordel muss sich in „Kinderhorst - Grundschule brauch Man(n)“ gegen gesellschaftliche Erwartungen behaupten und eine ganze Menge über das Leben lernen. sowie behaupten muss, sowie die Tatsache, dass Schicksalsschläge nicht unserer Kontrolle unterliegen und uns jederzeit erwischen können. Die Erzählung ist nicht autobiografisch. „Es sind Dinge, die so passiert sind und sein könnten, aber nicht mir selbst. Keine der Personen ist real“, erläutert Bodelier.
Was möchte er jungen Männern mit auf den Weg geben, die vielleicht doch über ein Studium aus Grundschullehramt nachdenken? „Lasst euch nicht beirren. Tretet selbstbewusst auf.“ Er selbst lade Lästerer und Sprücheklopfer gerne ein, einmal eine Unterrichtsstunde zu besuchen. Oft sehen die den Beruf dann mit anderen Augen.
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