Wohnungsnot in Werne „Wir werden neue Spielregeln finden müssen“

Wohnungsnot in Werne: „Wir werden neue Spielregeln finden müssen“
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Viele öffentlich geförderte Wohnungen fallen in Werne in den kommenden Jahren aus der Mietpreisbindung. Allein im Jahr 2025 sind es voraussichtlich 170. Eigentümer können die Wohnungen dann wieder zu deutlich höheren Preisen vermieten. Zugleich steigt der Bedarf an Sozialwohnungen, wie die zunehmende Zahl der Neuanträge für Wohnberechtigungsscheine zeigt. Über diese Entwicklung hatte unsere Redaktion erst kürzlich berichtet.

Nun stand das Thema am Dienstag (29. August) im Ausschuss für Soziales, öffentliche Ordnung, Integration und Inklusion auf der Tagesordnung. Stadt und Politik hatten sich bereits 2018 das Ziel gesetzt, bis 2030 mindestens 240 neue Sozialwohnungen zu schaffen. 62 hat man seit 2018 bereits realisiert, weitere 60 sollen zeitnah ab 2024 in den neuen Wohnquartieren Bellingholz-Süd sowie Schlägelstraße hinzukommen.

Bei Neubauprojekten macht die Stadt den Investoren mittlerweile die Auflage, dass ab einer Größe von zehn Wohneinheiten mindestens 30 Prozent davon öffentlich gefördert sein müssen. Eine Vorgabe, die man aus Sicht der Politik möglicherweise noch einmal überdenken muss. Siegfried Scholz brachte es in der Ausschusssitzung auf den Punkt: „Wir werden vielleicht neue Spielregeln finden müssen, damit wir künftig genügend Sozialwohnungen anbieten können“, erklärte der SPD-Mann. Vielleicht müsse man die Quote von 30 Prozent erhöhen - oder andere Wege finden.

Preise für Eigentum könnten ebenfalls steigen

Schließlich habe sich die Situation seit 2018 deutlich geändert. Die Vorzeichen für den Bau von Sozialwohnungen sind mittlerweile völlig andere. Jürgen Regener (CDU) verweis in diesem Zusammenhang vor allem auf die gestiegenen Zinsen. Für Investoren wird der Bau von Sozialwohnungen trotz finanzieller Förderung immer unattraktiver.

Planungsdezernent Ralf Bülte hatte diesbezüglich im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung bereits mehrfach betont, dass der freifinanzierte Wohnungsbau den öffentlich geförderten mittragen müsse – sonst rechne sich das Modell nicht. Das bedeutet: Nur wenn Investoren mit den restlichen 70 Prozent der Wohneinheiten ordentlich Geld einnehmen, wird die Sache überhaupt lukrativ.

Ein höherer Anteil an Sozialwohnungen führt folglich zu höheren Quadratmeterpreisen für die übrigen Wohneinheiten – sowohl bei Miet- als auch bei Eigentumswohnungen beziehungsweise Häusern in Neubaugebieten. Das geht insbesondere zulasten von Familien mit mittlerem Einkommen. Die können sich besagten Wohnraum dann schlichtweg nicht mehr leisten. Auf diesen Aspekt wies auch Benedikt Lange (FDP) in der Sitzung des Sozialausschusses hin. Die Thematik dürfte sowohl die Politik als auch die Stadt weiterhin beschäftigen.

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