Werne droht ein drastischer Verlust an Sozialwohnungen Gleichzeitig steigt der Bedarf rapide

Viele Sozialwohnungen fallen bald aus der Mietpreisbindung
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Die Schaffung von weiterem bezahlbarem Wohnraum ist in Werne das erklärte Ziel von Politik und Stadtverwaltung. Bis 2030 sollten 240 neue öffentlich geförderte Wohnungen entstehen, lautete der Auftrag im Jahr 2018. Damit will man einerseits auf den steigenden Bedarf reagieren - und andererseits auf den Umstand, dass in den kommenden Jahren zahlreiche Sozialwohnungen aus der Mietpreisbindung fallen. Eigentümer könnten die Wohnungen dann wieder zu höheren Preisen vermieten. Und die können sich Menschen mit Wohnberechtigungsschein (WBS) in der Regel nicht mehr leisten.

Wie ernst die Lage ist, zeigen aktuelle Zahlen, die die Verwaltung für die kommende Sitzung des Ausschusses für Soziales, öffentliche Ordnung, Integration und Inklusion am 29. August aufbereitet hat. Das Jahr 2025 sticht dabei besonders ins Auge. Bei stolzen 170 Wohnungen läuft dann die Preisbindung aus. Zum Vergleich: In den Jahren 2017 bis 2022 waren es zusammengerechnet gerade einmal 26 Wohnungen. Bei der Prognose handelt es sich wohlgemerkt um „planmäßige Ausläufe“. Die Zahlen sind also nicht in Stein gemeißelt.

Aktuell führt die Stadt in ihrer Statistik 705 öffentlich geförderte Mietwohnungen in Werne auf. 46 davon stehen allerdings leer oder sind noch nicht fertig. In den vorhandenen Wohnungen leben insgesamt 1462 Menschen - 268 von ihnen in Einpersonenhaushalten. Wohin die Tendenz geht, zeigt ein Blick auf die Zahl der Wohnberechtigungsscheine: Im Jahr 2017 gab es noch 56 Neuanträge. Im Jahr 2021 waren es bereits 100. Den 158 Neuanträgen aus dem vergangenen Jahr stehen bislang 92 in diesem Jahr gegenüber (Stand Juli).

62 neue Wohneinheiten seit 2018 entstanden

Zudem ist die „Fallentwicklung der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung bzw. Hilfe zum Lebensunterhalt durch einen starken Anstieg gekennzeichnet“, wie es in der Verwaltungsvorlage heißt. 2018 waren es noch 253 Fälle - drei Jahre später bereits 367 und im vergangenen Jahr schließlich 405. Beeinflusst ist dieser Anstieg allerdings auch durch Neuregelungen bei der Zuständigkeit von Kreis und Kommune sowie die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine.

Immerhin eine gute Nachricht geht aus der Vorlage der Verwaltung dann aber doch hervor: Auf dem Wohnungsmarkt herrscht nämlich keineswegs völliger Stillstand. So wurden seit 2018 insgesamt 62 neue öffentlich geförderte Wohneinheiten in Werne geschaffen. Hinzu kommen ab 2024 voraussichtlich weitere 54 Wohnungen im Wohnquartier Bellingholz-Süd und 6 Wohnungen an der Schlägelstraße.

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