Als die geschmückten Wagen beim Karnevalsumzug an Rosenmontag 2023 am Werner Marktplatz ankamen, waren alle Blicke auf sie gerichtet: Prinz Marco II. Klaus und Prinzessin Saskia I. Wegener. Marco Klaus sieht man auch heute noch regelmäßig auf dem Marktplatz. Immer dienstags und freitags. Allerdings in einer völlig anderen Rolle. Der 29-Jährige steht dann zwar ebenfalls auf einem Wagen, doch der ist nicht ganz so pompös wie an Rosenmontag. Und Klaus schmeißt dann auch nicht schwungvoll Kamelle in die Menge, sondern reicht Backwaren über die Theke.
Die Auslage am Marktwagen der Bäckerei Krumkamp ist am Dienstagvormittag fast schon leergefegt. Das Geschäft scheint zu laufen - trotz des bescheidenen Wetters. „Der Apfelkuchen ist sehr zu empfehlen“, sagt eine Kundin zu einer Marktbesucherin, die am Wagen vorbeigeht und dabei einen Blick in die Auslage wirft. Was besagte Kundin dann bestellt, ist nicht sonderlich überraschend: „Ein Stück Apfelkuchen, bitte.“
Direkt neben ihr tut sich eine ganz junge Kundin noch ein bisschen schwer bei der Auswahl. „Was magst du denn haben“, fragt die Mutter. Das Kind antwortet - womöglich inspiriert von der Dame nebenan - mit „Apfelkuchen“, zeigt dabei aber auf den Mohnkuchen. Das sorgt für ein Schmunzeln bei allen Beteiligten. Das Kind lacht in diesem Moment zwar nicht, wirkt aber letztlich doch zufrieden, als es ein Stück Kuchen bekommt - und zwar Apfel.
Apfelkuchen steht hoch im Kurs
Marco Klaus ist seit zweieinhalb Jahren bei der Firma Krumkamp beschäftigt und ausschließlich auf Wochenmärkten unterwegs. In Werne, Ahlen und Ennigerloh. Von dienstags bis samstags. Seine Kollegin fahre hingegen die Märkte in Münster, Telgte und Warendorf an, erklärt der Karnevalsprinz. Auch für seinen vorherigen Arbeitgeber habe er bereits auf Wochenmärkten gestanden. So komme er inzwischen auf elf Jahre Markterfahrung.

„Mir macht das einfach mehr Spaß als in einer Filiale. Auf einem Markt hat man zwar auch Stammkunden, sieht aber auch immer wieder mal neue Leute. Außerdem ist man an der frischen Luft. Das ist ein ganz anderes Ambiente, eine lockere Atmosphäre. Manche Kunden kommen einfach nur auf einen Kaffee vorbei und wollen ein bisschen quatschen. Dafür hat man als Verkäufer in einer Filiale nicht wirklich Zeit“, sagt Klaus.
Geboren ist der 29-Jährige in Unna, aufgewachsen in Holzwickede und lebte anschließend in Rünthe. Am anderen Ufer der Lippe. Doch wenn man ihn auf das traditionell angespannte Verhältnis der beiden Ort anspricht, winkt der Karnevalsprinz ab: „Ach was, das hat mich nie gestört. Ich habe dort gewohnt und war gleichzeitig in Werne verwurzelt - beruflich und auch privat in Vereinen. Das war völlig unproblematisch.“
Dennoch zog Klaus vor vier Jahren nach Werne. Einen guten Draht hat er hier beruflich aber nicht nur zu seinen Kunden. Als einer der Marktbesucher am Nachbarstand steht und etwas irritiert davon zu sein scheint, dass dort kein Verkäufer zu sehen ist, ruft Klaus: „Keine Sorge, der Kollege ist sofort wieder da.“ Man helfe sich eben auch untereinander, erklärt der Backwarenverkäufer: „So ist das hier auf dem Wochenmarkt eben.“

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