„Sie können sofort bei uns anfangen“, ruft Michael Hubracht einem Kunden zu, der sich genauestens im Sortiment von Obst, Gemüse und Südfrüchte Hubracht auskennt. Hier wissen die Kunden, was sie bekommen: gute Qualität aus der Region. Die prüft der Fachmann regelmäßig selbst: „Ich muss auf dem Großmarkt alles probieren, sonst wird es nicht gekauft.“
Seine Kooperationen mit Erzeugern sind langfristig. „Ich arbeite mit vielen Bauern zusammen. Alles, was geht, hole ich im Umkreis von 50 Kilometern“, sagt Michael Hubracht. Seine Ware kommt aus Soest, Fröndenberg oder Telgte. Nur wenige Erzeugnisse haben eine etwas weitere Anreise. Die Äpfel kommen aus dem Alten Land und die Nektarinen aus Spanien. Seinen Spargel bekommt er aber beispielsweise seit 34 Jahren von demselben Spargelbauern. Und das honorieren die Kunden. Alle haben dann ein besseres Gefühl, „wenn der CO2-Fußabdruck nicht so groß ist“, sagt Hubracht.
Seit 1995 Chef
Er ist ein echtes Marktkind und Werner Urgestein. Seine Familie verkauft seit Jahrzehnten auf dem Markt, das Unternehmen feiert bald seinen 100. Geburtstag. Seit 1995 ist Hubracht der Chef im Stand. Bei Wind und Wetter kommen er und sein Team zweimal in der Woche. Außer, wenn er sich mal einen Urlaub gönnt. „Ab minus sieben Grad bauen wir auch nicht auf. Bis die Kunden ihre Einkäufe dann bezahlt und ins Auto getragen haben, ist das doch alles kaputt gefroren“, so der Händler.
Am Werner Wochenmarkt gefällt ihm ganz besonders die Vielfalt an den Ständen. „Wir sind in Werne sehr breit aufgestellt, hier gibt's alles“, lobt er das Angebot. Für seine Kundschaft sei vor allem wichtig, dass die Sachen frisch sind. Da habe er einen großen Vorteil gegenüber Supermärkten. Er schätzt, dass seine Waren etwa zwei bis drei Tage eher in den Regalen liegen, als Gemüse und Obst im Supermarkt, weil dort die Transportwege deutlich länger seien. Auch darum wissen seine Kunden und nehmen das dankend an.

Erdbeeren sind bald durch
Regionalität bedeutet aber auch, dass er nicht immer alles anbieten kann. „Normal, das ist allgemein bekannt“, sagt Hubracht. Wie aufs Stichwort kommt die Frage, ob denn noch mal Zuckeraprikosen rein kommen. „Klar, die Saison ist doch noch nicht vorbei.“ Das gilt aber demnächst für Erdbeeren. Noch stehen sie saftig rot und duftend da. Allerdings sind die jetzt schon „nicht mehr Freiland, die kommen aus dem Tunnel“, also aus einem geschützten Anbau auf dem Feld. So lassen sich die Anbauzeiten verlängern. Michael Hubracht weist das klar auf seinen Schildern aus. Schließlich will er transparent arbeiten.
Was isst der Chef denn am liebsten? „Alles.“ Dann kann er aus einem breiten Sortiment wählen.
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