Auch während der Coronavirus im Umlauf ist, gehen viele Menschen auf den Werner Markt und kaufen ein.

© Leandra Stampoulis

Ein schmaler Grat: Sind Wochenmärkte in Zeiten von Corona verzichtbar?

rnKommentar Klare Kante

Die Versorgung mit Lebensmitteln steht in Krisenzeiten ganz oben auf der Prioritätenliste. Aber braucht es dafür Wochenmärkte? Oder sind sie ein unnötiges Risiko? Eine Einschätzung.

Werne

, 18.03.2020, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

In Schulen und Kitas herrscht Leere, genauso wie auf Sportanlagen und Spielplätzen. Fitnessstudios, Museen, Kinos und Co. sind ebenfalls dicht. Und an die Ausrichtung öffentlicher Veranstaltungen wie Konzerte oder Gottesdienste braucht man inzwischen gar nicht mehr zu denken. Die Corona-Pandemie zieht ihre Kreise und dampft das gesellschaftliche Leben ein – ganz zu schweigen von den sozialen Kontakten. Hier gilt es, Abstand zu halten und sich auf das Nötigste zu beschränken. Aber was genau ist das Nötigste?

Klar ist: Die Lebensmittelversorgung steht ganz oben auf der Liste. Inwiefern der Zugang zu gewährleisten ist, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Supermärkte bleiben geöffnet – diese Entscheidung erscheint (noch) unumstößlich. Und was ist mit den Wochenmärkten? Braucht es die zur Versorgung der Bevölkerung überhaupt?

Frische und Vertrauen statt Anonymität

Ja, meinen die einen: Frische Lebensmittel vom Händler des Vertrauens sind immer noch besser als das Zeug vom Discounter. Außerdem gibt’s als Bonus beim Einkaufen zwar keine Treuepunkte – dafür aber jede Menge frische Luft und nette Gespräche. Und die Händler müssen schließlich auch ihre Brötchen verdienen. Die Corona-Krise sollte nun nicht auch noch zur persönlichen Wirtschaftskrise der Marktbeschicker ausarten.

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„Natürlich sind wir hier - wir sind ja für die Grundversorgung zuständig“, meinte am Dienstag einer der Händler auf dem Werner Wochenmarkt. Seine Kunden - in diesem Fall stand ein gutes Dutzend älterer Damen und Herren vor seinem Stand - nahmen das mit Freude zur Kenntnis. Also doch kein Anlass zur Sorge. Nochmal Glück gehabt. Oder etwa nicht?

Die Kundennähe hat auch eine Schattenseite

Ganz so einfach ist die Sache bekanntlich leider nicht. Denn die Kundennähe auf dem Marktplatz hat in Zeiten von Corona eben auch ihre Tücken. Und an dieser Stelle kommen die Skeptiker zu Wort: Wenn doch so gut wie alle öffentlichen Veranstaltungen abgesagt werden, wenn jeder am besten zu Hause bleiben soll, um sich und andere nicht zu gefährden, wie kann es dann sein, dass man so etwas wie einen Wochenmarkt überhaupt noch zulässt?

Einen kleinen Platz also, auf dem sich Menschen drängen und nett plauschen. Im Supermarkt gibt es viele Kassen, man kann sich aus dem Weg gehen. Auf dem Wochenmarkt sieht die Sache schon etwas anders aus. Und nicht zuletzt stellt sich mit Blick auf das dortige Sortiment ja auch die Frage: Braucht es das wirklich? Brot, Gemüse und Fleisch - okay. Aber Kleidung und Blumen? Die hat man in der Regel entweder sowieso vorrätig (Kleidung) oder in Krisenzeiten schlichtweg nicht nötig (Blumen).

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Wochenmarkt oder nicht - das kann zumindest nach aktuellem Stand noch jeder für sich selbst entscheiden. Oder er wählt eine ganz andere Alternative: den Lieferservice. Wahrscheinlich ist das - gerade für Menschen, die zur Risikogruppe gehören - sogar die gesündeste Lösung. Noch gesünder als frisches Gemüse.

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