
© Andrea Wellerdiek
Mit Video: Surfworld in Werne: „Es gibt weltweit keine vergleichbare Anlage“
Wellensurf-Anlage in Werne
In Werne soll eine Wellensurf-Anlage entstehen. Die Surfworld sucht weltweit ihresgleichen. Das stellte ein Wissenschaftler nun im Bürgerforum vor, bei dem auch Bürger live kritische Fragen stellten.
Aus dem Ort für Zeche und Kumpel wird ein Ort für Forschung und Surfer. Das geplante Millionenprojekt Surfworld auf dem einstigen Zechengelände in Werne ist weltweit einzigartig. Das betonten die Verantwortlichen nun in einem Bürgerforum, das Interessenten per Live-Stream am Dienstagabend (11. Mai) verfolgen konnten.
Bei der Veranstaltung, die von der Eventfirma „satis & fy“ ausgestrahlt wurde, wurden aber auch kritische Fragen von Bürgern gestellt. Und das, so erklärte der Initiator Dr. Michael Detering, habe man sich auch gewünscht mit diesem Bürgerforum, das vor allem für eins sorgen sollte: Transparenz.
Ein Ort für Forschung und Freizeit
Wie steht es um den Lärm- und Klimaschutz? Wie wird die Welle erzeugt? Wer finanziert das Projekt? Es waren nur einige von den unzähligen Fragen, die die Menschen an die Experten an diesem Abend gestellt hatten. Antworten gaben neben dem Initiator Detering unter anderem auch Verantwortliche der Stadt Werne, Bürgermeister Lothar Christ, und Bau- und Planungsdezernent Ralf Bülte.
Einen großen Teil der Veranstaltung hat man aber auch der Wissenschaft eingeräumt. Schließlich soll die künftige Surfworld nicht nur eine Freizeiteinrichtung sein, sondern mit der „Scnc Wave“ auch ein neuer, wissenschaftlicher Standort. Und zwar in einer Form, die ihresgleichen sucht. Das verdeutlichte Dr. Holger Schüttrumpf von der RWTH Aachen.
Surf-Anlage in Werne ist weltweit einzigartig
„Die Anlage hat ein Alleinstellungsmerkmal. Eine vergleichbare Anlage in dieser Dimension gibt es weltweit nicht“, erklärt der Direktor des Lehrstuhls und Instituts für Wasserbau und Wasserwirtschaft. Ob Wellenkanal in Hannover, Versuchsanstalt für Wasserbau in Süddeutschland oder Natur-Wellen in der Nordsee.
An keinem Ort könnte man derzeit die Wechselwirkung von Wasser, Bauwerken und Boden in großem Maßstab und in mehreren Dimensionen untersuchen, so Schüttrumpf.
Um Starkregen, Dürre oder andere extreme Klimaereignisse, die künftig immer stärker eine Rolle in der Forschung spielen werden, zu analysieren, setzt man derzeit noch auf kleine Versuchsmöglichkeiten. In der Nordsee, so Schüttrumpf weiter, könne man Wellen von einer maximalen Höhe von zwei Metern untersuchen. „In der Natur hat man aber immer das Problem, dass man nicht die gleichen Rahmenbedingungen hat. Die Wellen sind nicht reproduzierbar“, erklärt Schüttrumpf.
Die Wellen in der geplanten Anlage in Werne werden hingegen künstlich produziert. In der Lippestadt, so der Experte weiter, würde man für die Wissenschaft eine geeignete Forschungsumgebung finden und gleichzeitig bei der Nutzung in den Wintermonaten einen Synergieeffekt zu der Freizeitnutzung im Sommer erzeugen. Um künftig in Werne etwa die Grundlagenforschung in Wellendynamik zu untersuchen, könne man die Anlage darüber hinaus als Großgerätelager und Tagungsort für Wissenschaftler nutzen.
Wichtiger Wirtschaftsfaktor und Image-Motor
Mit deutlich mehr Gästen von außerhalb, vor allem aber Übernachtungsgästen nach der Eröffnung der Surfworld in Werne rechnet Heiko Rainer. Der Bereichsleiter Betriebswirtschaftliche Beratung von der Tourismus-Beratung dwif-Consulting zeigte auf, inwiefern die Wirtschaft und der Tourismus in der Region von der Surfworld angekurbelt würden.

Per Live-Stream wurde das Bürgerforum am Dienstagabend (11. Mai) übertragen. Aufgrund der Corona-Krise konnte die Veranstaltung nicht wie zunächst vorgesehen im Kolpingsaal in Werne stattfinden. © Andrea Wellerdiek
Demnach geht er davon aus, dass Einkommenseffekte von 9,3 Millionen Euro langfristig mit der Ansiedlung der Surfworld erzielt werden können. Er schätzt den Bruttoumsatz auf 13,49 Millionen Euro. Davon fällt fast die Hälfte (5,12 Millionen Euro) nach der Eröffnung der Anlage auf Akteure außerhalb der Surfworld. Und zwar insbesondere auf den Einzelhandel (56 Prozent), Gastgewerbe (Gastronomie, Beherbergungsstätten, 35 Prozent) sowie Dienstleister (etwa Fahrradverleiher oder Taxi-Unternehmen, 9 Prozent) in der Region.
Darüber hinaus würden Werne und die Region mit der Surfworld einen Image-Gewinn verbuchen, glaubt Rainer. „Mit der Eröffnung der Surfworld werden sie auf der touristischen Landkarte aufblitzen.“ Eine Prognose, die nicht nur der Initiator gern hörte. Es gab im Vorfeld und während des Bürgerforums aber auch kritische Fragen, die die Verantwortlichen im Live-Stream beantworteten. Die drehten sich unter anderem um das Thema Klimaschutz.
Ökologische Bauweise
„Wir achten auf einen ökologischen Bau. Wir werden in Holzbauweise bauen. Dass wir mit erneuerbaren Energien arbeiten, ist heute schon selbstredend“, erklärte Initiator Dr. Michael Detering. Für den geplanten Bau von 330 Pkw- und 20 Wohnmobil-Stellplätzen auf der etwa 16 Hektar großen Fläche werde man nur einige Bäume fällen müssen. „Die Kuppel auf der Halde wird nicht kahl sein“, sagt Detering.
Die Surf-Anlage wird auf einer Fläche von etwa 9 Hektar entstehen. Und sie wird für deutlich mehr Verkehr rund um die Flöz-Zollverein-Straße sorgen. Eine Bürgerin stellte deshalb die Frage, wie man den auf dem Ostenhellweg in Bergkamen auffangen will. Detering verweist dabei auf das Verkehrsgutachten, was nun vorliegt.
„300.000 zusätzliche Verkehrsteilnehmer hört sich viel an. Aber aus Verkehrsplaner-Sicht ist das eine nur marginale Veränderung. Jeder mittelgroße Supermarkt erzeugt mehr Verkehr.“ Und auch die Wellen-Anlage selbst wird „ökologisch verträglich“ sein, wie Detering sagt.

Um die technische Umsetzung kümmerte sich das Team von „satis&fy“ aus Werne. © Andrea Wellerdiek
Während Surfer oft lange Reisen auf sich nehmen, können sie künftig in Deutschland auf der Welle reiten - ob in einem der beiden Surf-Pools oder auf beim Rapid Surfing (Surfen auf stehenden Wellen), das es so etwa in Berlin und künftig zusätzlich in Werne geben soll.
Für eine Welle wie im Ozean muss man in der Surfworld in Werne, die wohl 2024 eröffnet wird, nicht mehr ins Flugzeug steigen. „Es gibt immer die perfekte Welle und zwar auf Knopfdruck. Es gibt also nicht nur perfekte Bedingungen, sondern sie sind auch immer ökologisch verträglich.“