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Surfworld in Werne: Alle Infos zu Planungsstand, Kosten und Technik
Surfworld in Werne
Nein, kein Aprilscherz: In Werne entsteht die größte Wellensurf-Anlage weltweit. Damit wird die seit 45 Jahren brach liegende Zeche wiederbelebt. Hier finden Sie alle Infos zu Planungsstand, Kosten und Technik.
In Werne entsteht die weltweit größte Anlage für Freizeitsurfer und gleichzeitig eine wichtige Forschungseinrichtung für Forschungszentren, Hochschulen und Universitäten. Das hat die Stadt Werne am Dienstagvormittag (15. September) gemeinsam mit dem Projektträger und Ingenieur Dr. Michael Detering, dem Kreis Unna und den Wirtschaftsförderungen der Stadt und des Kreises Unna bekannt gegeben.
Damit könnte sich schon bald etwas auf dem seit 1975 ruhenden Zechengelände an der Flöz-Zollverein-Straße in Werne tun, dessen Erschließung sich über Jahrzehnte als Problem darstellte. Seit 1,5 Jahren ist die Stadt Werne hier mit allen zuständigen Stellen für das Projekt im Gespräch.
Projektträger arbeitete neben erster Surfanlage der Welt
Die Federführung liegt bei dem Werner Ingenieur Dr. Michael Detering, der eine Wasserkraftanlage neben der ersten Surfanlage der Welt „Surf Snowdonia“ in Wales in Großbritannien elf Jahre lang mitverantwortet hat. Die Wasserkraftanlage versorgte den Surfpark mit Strom und Wasser. „Ich dachte, die Anlage wäre in einem halben Jahr pleite“, sagt Detering. „Aber ich hatte Unrecht. Es läuft bis heute.“
2,5 Millionen Menschen wohnen innerhalb von zwei Autostunden der Surfanlange in Wales. Im zweitstündigen Einzugsgebiet von Werne sind es 20 Millionen, 10 innerhalb einer Autostunde. Das Potenzial ist groß. Trotzdem habe das Unternehmen, das in Wales tätig war, die Surfanlage in Werne nicht bauen wollen. „Dann machen wir das selber“, sagte Detering.

Auf dem Gelände der Surfwelt in Werne entstehen zwei Becken - ein 250 Meter langes, von denen man bis zu 240 Meter dürfen können soll, und ein 180 Meter langes. © SW GmbH & CO. KG
Denn nicht nur wegen der guten Anbindung an die Autobahn und das dicht besiedelte NRW sei Werne ein idealer Standort, sondern auch wegen der ehemaligen Zechenfläche, die andere Bauvorhaben wie den Wohnungsbau wegen Altlasten in Grundwasser und Boden von vorn herein ausschloss. „In der Nachnutzung ist das Gelände nicht einfach“, so Detering.
Ein Ring aus Gewerben schirmt den Wohnungsbau im Südwesten Wernes von dem Gelände ab. Doch auch für weitere Firmen sei die Ansiedlung schwierig geworden. Der Eigentümer der Fläche, die RAG Aktiengesellschaft, wünschte sich darüber hinaus einen marketingstarken Standort, heißt es seitens der Stadt. Da habe sich das Projekt Surfwelt geradezu angeboten.
Ursprünglich war nur ein Becken geplant, das in der Mitte des 9 Hektar großen Areals entstehen sollte. Weil aber nicht über dem unterirdisch verlaufenden Weihbachkanal gebaut werden darf, entstanden zwangsweise zwei Becken plus eine stehende Welle. Das Wasser dafür wird über unterirdische sogenannte Uferfiltratbrunnen aus dem Grundwasser in direkter Nähe zur Lippe gewonnen und im Anschluss mit Ozon und UV gereinigt. Über den Weihbachkanal wird das Wasser der Lippe dann langsam wieder zugeführt.

Bürgermeister Lothar Christ, die Wirtschaftsförderungen des Kreises Unna und der Stadt, der Projektträger Dr. Michael Detering und Baudezernent Ralf Bülte haben das Projekt am Dienstag (15. September) vorgestellt. © Eva-Maria Spiller
Baudezernent: „Der Planungsstand ist sehr weit ausgereift“
Um die Flöz-Zollverein-Straße nicht zusätzlich durch Besucher der Anlage zu belasten, wird die Anlage anderweitig angebunden - zum einen an den Lipperagweg, zum anderen über den Südring zwischen Vehling Reisen und dem Mercedes-Benz-Verkauf. Langfristig soll die Surfwelt auch an den Radschnellweg (RS 1) angebunden werden.
Auf der Halde des alten Zechengeländes sollen circa 45 Wohnmobilstellplätze entstehen, die zwischen den vorhandenen Bäumen entstehen sollen. „Die Ruhrkohle hatte die Halde unbewusst so bepflanzt, dass man zwischen den Bäumen gut Stellplätze schaffen kann, ohne dass man viele Bäume fällen muss. Wir wollen möglichst wenig Bäume fällen“, sagt Projektträger Detering. Außerdem sollen im Süden der Anlage rund 320 Parkplätze entstehen.
„Der Planungsstand ist sehr weit ausgereift“, sagt Baudezernent Ralf Bülte. Die Stadt wolle das Projekt als guter Partner begleiten, sei aber kein Gesellschafter der ausführenden SW GbmH & Co. KG. Auch die Resonanz aus der Politik sei bisher überwiegend positiv gewesen, so Bürgermeister Lothar Christ. Am kommenden Dienstag hofft er nun, die Politik im Bauausschuss zur Änderung des Flächennutzungsplanes bewegen zu können.
116 direkte Arbeitsplätze sollen durch die neue Anlage entstehen, weitere auf indirekte Weise durch den Sog, den die Anlage auf das Umland ausüben wird. Der erste Bauabschnitt mit dem ersten Becken von 250 Metern Länge, 90 Metern Breite und 2 Metern Tiefe sowie der meisten Infrastuktur des Geländes soll rund 30 Millionen Euro kosten. Die Kosten für das zweite Becken stehen aktuell noch nicht fest.
Wie genau diese Summen gefördert werden können, dazu stehe man mit Land und Bezirksregierungen in Gesprächen, so Baudezernent Ralf Bülte. Eine Chance: Das 5-Standorte-Programm, durch das der Kreis Unna und vier weitere Städte wegen des Wegfalls der Steinkohleförderung 662 Millionen an Fördergeldern bekommt. „Wir haben lange Jahre darauf gewartet, Leben in dem Gebiet zu entwickeln“, sagt Bürgermeister Christ. Das könnte nun schon bald Wirklichkeit werden.

Die Fassadenansicht der Surfwelt, die mit nachhaltigen Materialen gestaltet werden soll. © SW GmbH & CO. KG
Gebürtige Münsterländerin, seit April 2018 Redakteurin bei den Ruhr Nachrichten, von 2016 bis 2018 Volontärin bei Lensing Media. Studierte Sprachwissenschaften, Politik und Journalistik an der TU Dortmund und Entwicklungspolitik an der Philipps-Universität Marburg. Zuletzt arbeitete sie beim Online-Magazin Digital Development Debates.
