Andrea Garthe von der Tiertafel neben einem Hund, der von einem Arzt untersucht wird.

Andrea Garthe von der Tiertafel ist wegen der steigende Tierarztkosten besorgt. © Reimann/dpa/Püschner

Tiertafel-Chefin zu steigenden Arztkosten: „Viele Tiere werden im Heim landen“

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Andrea Garthe leitet die Tiertafel in Werne. Die angekündigten steigenden Behandlungskosten bei Tierärzten stimmen Garthe besorgt. Viele Tiere würden deswegen im Heim landen, befürchtet sie.

Werne

, 24.08.2022, 05:15 Uhr / Lesedauer: 2 min

Andrea Garthe weiß, dass eine Tierarztrechnung schon mal deftig ausfallen kann - auch wenn ihre eigenen Katzen nicht unbedingt Dauergäste in Arztpraxen sind. „Das sind zum Glück keine Freigänger“, sagt die Vorsitzende der Werner Tiertafel.

Sie weiß aber auch: Viele Menschen können sich die ärztliche Behandlung ihrer Gefährten kaum oder gar nicht leisten. Und das Problem dürfte sich ab Oktober noch verschärfen. Denn dann soll die vom Bundesrat und Bundeskabinett beschlossene neue Gebührenordnung der Tierärzte (GOT) greifen.

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Mehr als 20 Jahre lang habe man daran nicht gerüttelt, heißt es. Eine Anpassung sei längst überfällig. Nicht zuletzt aus dem Grund, dass die Ausgaben auf Seiten der Ärzte gestiegen sind – etwa für Personal und modernes Equipment. Das ist auch Garthe klar. Es ändert aber nichts daran, dass sie besorgt in die Zukunft blickt: „Ich fürchte, dass viele Tiere im Heim oder auf der Straße landen werden, zumal die Heime ohnehin schon voll sind.“

Mehr als 40 Tiere bekommen Hilfe von der Tafel

Auf der Liste der Werner Tiertafel stehen aktuell exakt 37 Katzen, fünf Hunde und zwei Kaninchen - beziehungswiese deren Halter. Letztere müssen belegen, dass sie anspruchsberechtigt sind, zum Beispiel durch Vorlage eines Hartz-4-Bescheids. Wer auf der Liste steht, kann sich jeden dritten Mittwoch im Monat Tierfutter und Zubehör wie Leinen, Käfige oder Spielzeug abholen.

Wie groß der Bedarf ist, zeigen die nackten Zahlen: „Zur letzten Ausgabe kamen 25 Leute. Das war ein Rekord. Es waren noch mehr als an Weihnachten. Da ist es eigentlich immer am vollsten“, berichtet Garthe. Ihre Kunden bekommen die Energiekrise samt steigender Lebenshaltungskosten deutlich zu spüren, sagt die Vorsitzende der Tiertafel. Hinzu komme, dass die Zahl der Spenden abnehme: „Das ist in der Urlaubszeit zwar normal, aber so extrem wie jetzt war es noch nie.“

Die Tiertafel gibt es inzwischen seit vier Jahren. 99 Prozent der Spenden kommen laut Garthe von Privatleuten: „Ich frage aber auch bei Firmen oder auf Messen an. Auch schon mit Blick auf Weihnachten. Wir haben da besondere kleine Weihnachtstaschen, die wir vorbereiten müssen.“

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Mit Blick auf die Zahl der Kunden kommen Garthe und ihre Mitstreiter allmählich an ihre persönlichen Grenzen. An solche Grenzen dürften angesichts der steigenden Arztkosten nun auch deutlich mehr Tierhalter kommen. Zumal laut Garthe ja nicht bloß die reinen Behandlungskosten steigen. „Material und Medikamente haben ja auch ihren Preis. Genauso beispielsweise Katzenstreu und Futter. Und das ist sowieso schon stark gestiegen“, so die Vorsitzende der Tiertafel.

Möglich sei daher, dass manch ein Halter tatsächlich die Reißleine ziehen und sein Tier abgibt - trotz Unterstützung der Tafel. Dann landet es möglicherweise im Heim - oder eben auf der Straße.

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