"Wir für Werne" hat die Amazon-Großbaustelle in Werne besucht. Viele Einzelhändler sind in der Aktionsgemeinschaft organisiert. Ist der Internetgigant bloß Konkurrenz für die Läden vor Ort – oder bietet er auch Chancen? Wenn es nach Amazon geht, kann das Unternehmen dem Einzelhandel durchaus behilflich sein.
In verschiedenen Gruppen erkundeten die Wir-für-Werne-Mitglieder die Großbaustelle von Amazon.
Nicht „verfluchen und verdammen“, sondern Amazon als Mitbewerber sehen, der Chancen bietet – so schätzte Wir-für-Werne-Vorsitzender Michael Zurhorst die Beziehung zwischen dem Internetriesen und dem Werner Einzelhandel ein. Die Aktionsgemeinschaft Wir für Werne besuchte am Montagabend mit rund 80 Teilnehmern die Großbaustelle im Wahrbrink.
Getreu dem Motto der Reihe „Tacheles-Abend", also Klartext-Abend, sagte Vorsitzender Zurhorst in seiner Begrüßungsansprache: „Amazon ist ein Reizthema.“ Es sei wie ein „moderner Neckermann-Katalog“ und stehe als „Synonym für den Internethandel.“ Dieser Online-Handel wachse weiter und dem müsse sich auch der kleine Einzelhändler stellen.
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"Wir für Werne" besucht die Amazon-Baustelle
Die Aktionsgemeinschaft "Wir für Werne" hat die Amazon-Baustelle besucht - wir haben die Bilder dazu.
Dabei könne Amazon durchaus behilflich sein, antwortete wenig später der Werner Standortleiter Lars Krause. Er warb dafür, dass seine Firma als Logistikunternehmen die Ware anderer verkaufen kann. „Natürlich verdienen wir daran etwas, aber dafür sorgen wir für einen Zugang zu Millionen von Kunden“. Rund 55 Prozent der in Europa von Amazon abgesetzten Artikel gehörten nicht ihnen, sondern würden im Auftrag verkauft.
Künftig 140 LKW-Plätze statt derzeit 26
Dann leitete Krause auf die Besichtigung der riesigen Baustelle im Wahrbrink über. „Im September vergangenen Jahres sind wir angefahren und im Oktober diesen Jahres werden wir fertig“, sagte er. Krause versicherte noch einmal, dass das Verkehrschaos im vergangenen Weihnachtsgeschäft ein einzelnes Ereignis gewesen sei: „Mit diesem neuen Gebäude lösen wir die Verkehrsprobleme.“ So stünden künftig rund 140 LKW-Parkplätze auf dem Gelände zur Verfügung statt derzeit 26.
Der Rundgang durch den Neubau machte Eindruck. So sagte Alexander Böcker, 2. Vorsitzender von Wir für Werne und selbst Unternehmer, auf Anfrage: „Allein die Dimension beeindruckt. Das alles wirkt sehr gut durchdacht und optimiert.“
Amazon mietet Halle für 20 Jahre
Das neue Logistik-Zentrum des Internet-Versandhändlers ist 550 Meter lang und 175 Meter breit. Wegen des Brandschutzes ist es in verschiedene Hallensegmente aufgeteilt. Das Lager mit einer überbauten Fläche von 100.000 Quadratmetern steht auf einem doppelt so großen Grundstück. Innen sind beispielsweise 40 Kilometer Leitungen für die Sprinkleranlage und 100 Kilometer Kabel verlegt. Die Halle selbst baut der Investor Verdion, der dafür einen dreistelligen Millionenbetrag nennt. Amazon mietet die Halle für 20 Jahre, steckt selbst knapp 30 Millionen Euro in den Innenausbau.