Normalerweise werden die Spirituosen aus der Werner Brennerei Ehringhausen zu Wirten und Privatleuten geliefert. Aktuell gehören jedoch Apotheken zu den besten Abnehmern.

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Desinfektionsmittel statt Korn: Werner Brennerei Ehringhausen beliefert jetzt Apotheken

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Gaststätten sind geschlossen, die Nachfrage nach Spirituosen hält sich in Grenzen. Dennoch ist man bei der Werner Brennerei Ehringhausen nicht beschäftigungslos. Nur der Kundenstamm hat sich geändert.

Werne

, 06.04.2020, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein Engpass an medizinisch notwendigen Produkten führt auch in Werne zu ungewöhnlichen Kooperationen. Schnaps gilt normalerweise nicht unbedingt als gesundheitsförderlich. In diesen Zeiten freuen sich die Apotheken jedoch, wenn sie Lieferungen aus Schnapsbrennereien erhalten. Seit dem 5. März dürfen Apotheken Desinfektionsmittel selbst herstellen. Der wichtigste Rohstoff dafür ist Ethanol, also der in Spirituosen enthaltene Alkohol.

Auch die Brennerei Ehringhausen aus Werne stellt derzeit keine hochwertigen Spirituosen in Bioqualität mehr her. Sämtliches Ethanol liefern sie seit etwa zwei Wochen an umliegende Apotheken in einem Umkreis von 40 Kilometern. Wie viele Apotheken genau beliefert werden, möchte der Geschäftsführer Georg Glitz-Ehringhausen nicht verraten: „Ich bin sehr froh, dass die Ministerien und der Zoll das derzeit so unkompliziert und unbürokratisch ermöglichen“.

„Wir arbeiten nur mit so vielen Apotheken zusammen, dass wir eine regelmäßige Lieferung sicherstellen können.“
Georg Glitz-Ehringhausen

Normalerweise entfallen auf einen Liter Ethanol 13 Euro Branntweinsteuer. Diese Steuern fallen jetzt weg, allerdings nur für die Ethanollieferungen an Apotheken. So können sie den Grundstoff für das so dringend benötigte Desinfektionsmittel relativ kostengünstig, unkompliziert und schnell erwerben. Die Belieferung der Apotheken übernehmen die Mitarbeiter der Brennerei derzeit persönlich. Zum Teil holen die Apotheken das Ethanol auch ab. Eine zwischengeschaltete Spedition würde die Lieferung unnötig verlangsamen.

„Wir arbeiten nur mit so vielen Apotheken zusammen, dass wir sicherstellen können, dass sie schnell und regelmäßig beliefert werden“. Die Nachfrage ist nämlich groß, auch von Apotheken aus Hessen und Hamburg gab es schon Anfragen. „Solche Anfragen können wir dann leider nicht bedienen“, erklärt Glitz-Ehringhausen. Er möchte den regionalen Apotheken die regelmäßige Versorgung möglichst sicherstellen.

Georg und seine Schwester Theres Glitz-Ehringhausen haben für ihre Produkte bereits internationale Auszeichnungen bekommen.

Georg und seine Schwester Theres Glitz-Ehringhausen haben für ihre Produkte bereits internationale Auszeichnungen bekommen. © Marie Rademacher

Bioweizen dient als Rohstoff für die Produktion

Pro Woche produziert die Brennerei etwa 2000 Liter Ethanol. Dieser ist zweifach destilliert und enthält somit 96 Prozent Ethanol. Der Rohstoff für die Produktion ist genau der gleiche, wie für die Spirituosen: Bioweizen. Hier gebe es derzeit keine Lieferengpässe. Mögliche Schwierigkeiten zeichnen sich höchstens bei den benötigten Kanistern ab. Um gut tragbare und auch kleinere Mengen anbieten zu können, wird das Ethanol in 10- und 20-Liter-Kanister abgefüllt.

Die Apotheken benötigen jedoch die Kanister, um das Desinfektionsmittel an die Krankenhäuser weiterzureichen. Die bekommen nämlich einen Großteil des Desinfektionsmittels. Der kleinere Teil wird direkt an die Verbraucher verkauft. Derzeit reichen die Bestände der Brennerei aus. In fünf bis sechs Wochen könnten die Vorräte jedoch knapp werden. Vorsorglich gab es dazu mit den Apotheken schon Gespräche, um eine Art Pfandsystem einzurichten. Die Kanister seien relativ einfach zu desinfizieren.

Der Umsatz an Spirituosen ist allerdings dagegen eingebrochen. Durch die fehlende Nachfrage durch die Gastronomie und Fachgeschäfte sind die Lager der Brennerei Ehringhausen noch gut gefüllt. Das Geschäft der Brennerei ist zwar, wie so viele andere Geschäfte geschlossen. Im Onlineshop können jedoch weiterhin Spirituosen bestellt werden. Und nur durch die Produktion des Ethanols für das Desinfektionsmittels ist es der Brennerei überhaupt noch möglich, die Angestellten wie gehabt weiter zu beschäftigen.

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