Bahnstrecke Münster-Dortmund

Oberbürgermeister kritisieren Deutsche Bahn: „Jetzt ist Feierabend!“

Die Pressekonferenz zum Bahnstreckenausbau Münster-Dortmund hatte es in sich. Harsche Kritik gab es von den Politikern am Verhalten der Deutschen Bahn. Ihre Geduld ist am Ende.

Werne, Ascheberg, Dortmund, Lünen, Nordkirchen

, 20.05.2019 / Lesedauer: 3 min

Ein kompletter zweigleisiger Ausbau der Bahnstrecke Münster-Dortmund ist in weite Ferne gerückt. © Günther Goldstein

„Der Stil und die Haltung der Deutschen Bahn sind ein Unding. Jetzt ist Feierabend.“ Die Worte von Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe machen deutlich, dass die politischen Vertreter der Anrainerkommunen und -landkreise der Bahnstrecke Münster-Dortmund endgültig den Kaffee aufhaben.

Oberbürgermeister stellen klare Forderungen

Die Pressekonferenz am Montagnachmittag (20. Mai) in den Räumlichkeiten der IHK Nordwestfalen zu Münster brachte zwar inhaltlich nichts Neues zu Tage, aber die gut 30 Minuten machten eines deutlich: Die anwesenden Politiker wollen sich von der Bahn nicht länger auf der Nase herumtanzen lassen. „Wie die Bahn hier auf der Strecke mit den Kunden umgeht, ist einfach nicht hinnehmbar. Hier muss jetzt sofort etwas passieren“, stellte Dortmunds Oberbürgermeister Ulrich Sierau klar.

„Der Stil und die Haltung der Deutschen Bahn sind ein Unding.“Markus Lewe

Konkret ging es den Anwesenden darum, den im politischen Schulterschluss vom 29. März in Werne festgemachten Zielen nochmals Nachdruck zu verleihen. Darin fordern die Anrainerkommunen und -landkreise der besagten Bahnstrecke Folgendes:

eine zeitnahe Reparatur des Gleiskörpers,die Wiederaufnahme des stündlich fahrenden Fernverkehrs zwischen Münster und Dortmund,den umgehend zweigleisigen Ausbau der Gesamtstrecke.

„Die Infrastruktur muss leistungsfähig gemacht werden“, so Sierau. Und er betonte, dass die in den letzten Monaten erfolgte Ausdünnung des Fernverkehrs „eine unfassbare und untragbare Entwicklung“ sei. Dem jetzt und unverzüglich entgegenzusteuern, sei elementar. „Wir fordern, dass das Planstellungsverfahren umgehend startet, das hat oberste Priorität“, ergänzte Markus Lewe.

Dortmunds Oberbürgermeister Ulrich Sierau (l.) und Münster Oberbürgermeister Markus Lewe kritisierten das Verhalten und Vorgehen der Deutschen Bahn am Montag scharf. © Till Goerke

Nordkirchens Bürgermeister Dietmar Bergmann sprach einen weiteren Punkt an, der die Menschen in der Region regelmäßig in den Wahnsinn treibt – die Unzuverlässigkeit der Fahrten auf der Bahnstrecke. „Wir fordern unmissverständlich die Verlässlichkeit auf dieser Strecke ein. Dafür werden wir kämpfen.“ Deutliche Worte. Worte, die zeigen, dass die Deutsche Bahn bei den Betroffenen jeglichen Kredit verspielt hat.

Und dieses Verspielen habe auch mit dem schlechten Stil zu tun, wie Markus Lewe betonte: „Immer, wenn wir mit der Bahn sprechen, rennen wir gegen eine Wand.“ Das spiegele sich auch in dem Schreiben des Konzernbevollmächtigten der Deutschen Bahn für NRW, Werner Lübberink, vom 23. April wider. Noch nicht mal handschriftlich unterschrieben soll dies gewesen sein. „Geht man so mit den Menschen in der Region um?“, fragte Dortmunds Oberbürgermeister in die Runde.

Alle politischen Teilnehmer der Pressekonferenz in Münster waren sich einig, dass der Widerstand gegen die Pläne der Deutschen Bahn noch weiter intensiviert werden soll. © Till Goerke

Die Pressekonferenz am Montagnachmittag soll zudem beileibe nicht der letzte Schritt gewesen sein, um das Verhalten und die Pläne der Deutschen Bahn anzuprangern. „Wir machen immer weiter. Wenn nichts passiert, fahren wir gemeinsam nach Berlin“, sagte Markus Lewe.

Zum Hintergrund:

Immer wieder hieß es: Die Bahnstrecke Münster-Lünen wird komplett zweigleisig ausgebaut. Dem ist längst nicht so. Das Bundesverkehrsministerium hat erst mal andere Pläne. Der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) hatte zuletzt kritisiert, dass der zweigleisige Komplettausbau der Strecke vorerst vom Tisch sein soll. Das Bundesverkehrsministerium bestätigte das Ende April. Der Ausbau soll gerade einmal sechs Kilometer betragen.
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Ferner hatte die Deutsche Bahn Anfang April die Sanierung des Eisenbahndamms auf der Strecke zwischen Münster und Lünen angekündigt. Demnach sollen im November 2019 die ersten Vorarbeiten für die Maßnahme in Höhe Ascheberg und Werne starten.Die für die Maßnahme notwendige Vollsperrung in Teilbereichen der Strecke ist ab Anfang 2020 vorgesehen. Mit dem Ende der Sommerferien 2020 sollen die Arbeiten dann abgeschlossen sein.
Der trockene Sommer 2018 sorgte im Ton-Untergrund an verschiedenen Stellen für Austrocknungen und Veränderungen im Gleiskörper. Zwei Stellen zwischen Ascheberg und Lünen sind so stark betroffen, dass aufwendige Reparaturen nötig sind und ICs und Güterzüge zunächst bis Juni zwischen Münster und Dortmund nicht fahren dürfen. Die Eurobahn muss streckenweise langsamer fahren.
Während der Vollsperrung will die Eurobahn einen Schienenersatzverkehr einrichten, voraussichtlich zwischen Davensberg und Lünen.Zusätzlich kündigt die Bahn geplante Gleis- und Weichen-Erneuerungsarbeiten zwischen Dortmund und Werne an, die die Reisenden zwischen dem 14. Oktober und dem 4. November 2019 zusätzlich belasten werden. Auch hier ersetzen Busse die Züge der Eurobahn.Der Fernverkehr der Bahn nimmt bis auf Weiteres die bereits bekannten Umleitungen über Hamm-Dortmund-Hagen beziehungsweise Recklinghausen-Gelsenkirchen-Essen mit den aktuellen Haltestellen-Ausfällen.