"Wellcome"-Paten schenken Familien etwas Ruhe

Familienbildungsstätte

Drei Kinder, alles Jungs, alle unter drei Jahre - Familie Tamas hat mit ihren drei Söhnen ganz schön viel zu tun. Doch zum Glück bekommt sie Hilfe. Die Familienbildungsstätte Werne unterstützt mit dem "Wellcome"-Projekt junge Familien. Was das der dreifachen Mutter bringt? Vor allem etwas Ruhe.

WERNE

, 25.05.2017, 08:21 Uhr / Lesedauer: 2 min
Familie Tamas berichtet von ihrer Unterstützung durch das wellcome-Projekt. Vater Arpad und Mutter Denise (v.l.) - hier mit der ehrenamtlichen Helferin Helga Prautsch - haben drei Söhne.

Familie Tamas berichtet von ihrer Unterstützung durch das wellcome-Projekt. Vater Arpad und Mutter Denise (v.l.) - hier mit der ehrenamtlichen Helferin Helga Prautsch - haben drei Söhne.

Neven ist sauer. Alles dauert ihm zu lange, hinzu kommt wahrscheinlich etwas Müdigkeit. Oder ist es Hunger? Egal. Der Einjährige äußert laut schreiend seinen Unmut. Würden jetzt noch sein Zwillingsbruder Aron und sein älterer Bruder Janko (2) aufdrehen, würden in der Familienbildungsstätte wahrscheinlich die Wände wackeln.

Hier sitzen Denise und Arpad Tamas und berichten von ihren Erfahrungen. Von den Erfahrungen als Eltern von drei kleinen Jungs. Vor allem aber: von den Erfahrungen mit dem „Wellcome“-Projekt. „Ich habe hier in der Familienbildungsstätte davon erfahren“, sagt Denise Tamas – beim Spielenachmittag mit ihrem ältesten Sohn Janko wurde sie darauf aufmerksam. Die Idee hinter dem Projekt: Ein Ehrenamtlicher unterstützt je eine Mutter und ihre Familie während des ersten Lebensjahres des Neugeborenen.

Unterstützung im Alltag

Eine Mutter wie Denise Tamas. Als sie mit den Zwillingen Neven und Aron schwanger ist, ist ihr erster Sohn Janko noch nicht mal ein Jahr alt. „Hinterher konnte ich ja gar nicht mehr laufen“, sagt sie heute. Die Zwillingsschwangerschaft, das Kleinkind – die junge Mutter bittet die Werner Familienbildungsstätte um Hilfe. Und bekommt sie.

Ihre Hilfe heißt Helga Prautsch, ist 55 Jahre alt, Hausfrau – und selbst Mutter. Sie sitzt neben Familie Tamas, hat einen der drei kleinen Jungs auf dem Schoß. Wenn sie spricht, streichelt sie ab und zu seinen Kopf. Nach einem kurzen Kennenlern-Termin ging es Anfang 2016 direkt los: Einmal in der Woche kommt Helga Prautsch seitdem für zwei Stunden bei Familie Tamas vorbei, geht mit den Kindern spazieren oder auf den Spielplatz.

Seit der zweijährige Janko in der Kindertagespflege ist, geht sie vor allem mit den beiden Zwillingen vor die Tür. Das alles ehrenamtlich. Warum? „Ich liebe kleine Kinder“, sagt Prautsch und lacht. Außerdem hätte sie sich selbst eine solche Unterstützung gewünscht, als sie schwanger war, erzählt sie. Ihre eigenen Kinder seien längst groß.

Das Wertvollste abgeben

Vater Arpad Tamas arbeitet als Fahrzeug- und Systemtechniker. Seine Frau, eigentlich Flugbegleiterin, ist in Elternzeit – und damit zuhause bei den Kindern. Und auch, wenn es nur zwei Stunden Hilfe in der Woche sind: Für Denise Tamas bedeutet „Wellcome“ eine Entlastung. Ein kleines bisschen Ruhe. „Es ist Zeit für mich, Dinge zu erledigen“, erzählt die 36-Jährige, um zur Bank zu gehen oder mal schnell etwas einzukaufen.

Ein Vertrauensproblem habe sie dabei nie gehabt. Trotzdem: „Man gibt schon sein Wertvollstes ab. Das muss schon passen.“ Und mit Helga Prautsch, das merkt man, passt es.

Doch: Die Zwillinge Neven und Aron sind ein Jahr alt – im Normalfall wäre Schluss mit dem „Wellcome“-Projekt für Familie Tamas. Zwar kommt Helga Prautsch mindestens noch bis Sommer als Unterstützung, weil genügend Kapazitäten frei sind. Irgendwann aber heißt es wohl dennoch: Abschied nehmen. Neven jedenfalls äußert seinen Unmut schon jetzt.

Das ist das Wellcome-Projekt
Seit vier Jahren gibt es das „Wellcome“-Projekt in Werne.
Ehrenamtliche unterstützen Mütter soll Mütter im ersten Jahr nach der Geburt. Die Ehrenamtlichen kommen ein bis zwei Mal in der Woche für zwei bis drei Stunden. Zuvor müssen sie ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen.
Für die Mütter kostet die Unterstützung in der Regel 3 bis 5 Euro pro Stunde. Wenn auch das zu viel ist, kann der Betrag auch geringer sein.
Bis 2016 spendete der Lions-Club Werne 5000 Euro pro Jahr – unter anderem dadurch finanzierte sich das Projekt. Kontakt zu „Wellcome“ in Werne unter Tel. 02389/400230 oder per E-Mail an werne@wellcome-online.de