Wähler aus Werne stürmen förmlich die Wahlurne - AfD bleibt klein in Ascheberg

Europawahl Werne/Ascheberg

Die Wähler in Werne sowie in Ascheberg sind fleißig zur Wahl gegangen. Die Wahlbeteiligung lag deutlich höher als vor fünf Jahren. Auch einige Ergebnisse sind überraschend.

Werne, Ascheberg

, 26.05.2019, 20:14 Uhr / Lesedauer: 2 min
Der Blick sagt alles. CDU-Ratsherr Rolf Weißner ist geschockt noch den ersten Prognosen, die große Verluste für seine Partei bei der Europawahl in Deutschland vorhersagt.

Der Blick sagt alles. CDU-Ratsherr Rolf Weißner ist geschockt noch den ersten Prognosen, die große Verluste für seine Partei bei der Europawahl in Deutschland vorhersagt. © Jörg Heckenkamp

Die AfD hat im ländlichen Ascheberg nur um einen Prozentpunkt zulegen können. Bundesweit gelang ihr ein Stimmenzuwachs von rund 3 Prozentpunkten. Der Verlust der SPD deutete sich in Werne sogar noch höher an als das bereits desaströse Bundesergebniss.

Die Wahlbeteiligung lag in Werne rund 10 Prozent über der des Jahres 2014 (von 52,8 auf 62,65%), in Ascheberg stieg sie immerhin um acht Prozentpunkte (von 62 auf 70,33%) an.

Das sonstige Abschneiden der Parteien in Werne folgte dabei dem bundesweiten Trend: Die CDU verliert ordentlich, die SPD massiv und die Grünen reiben sich als lachender Dritter die Hände. Auch die Liberalen dürfen sich über einen starken Stimmengewinn freuen, gleiches gilt für die AfD, während die Linke nahezu auf dem Resultat von 2014 verharrt.

CDU-Ratsherr Rolf Weißner war sichtlich angegriffen von dem schlechten Abschneiden der Christdemokraten: „Das ist nicht berauschend, um es mal vorsichtig zu formulieren“, meint der Christdemokrat. Das habe sich zumindest in Ansätzen in den letzten Tagen und Wochen ablesen lassen. Es habe ihn aber erstaunt, „dass die Grünen so derart gut abgeschnitten haben“.

„Spüren Rückenwind“

Das freut diese natürlich. Der Grüne-Fraktionschef im Stadtrat Werne, Benedikt Striepens, „spürt Rückenwind für die Grünen. Offenbar ist das Thema Klimaschutz bei den Wählern angekommen.“ Er hoffe, dass das bis zu den nächsten Urnengängen trägt. Parteichsprecher Dr. Eberhard Stroben ergänzt: „Wir haben das sowohl in Werne als auch auf Kreisebene in den vergangenen Wochen und Monaten an der positiven Mitgliederentwicklung gespürt.“

Große Enttäuschung bei der SPD

Große Enttäuschung herrscht dagegen bei den Sozialdemokraten, die bundesweit sowie auch in Werne zweistellig verloren haben. Fraktionsgeschäftsführer Klaus Zander sagte kurz nach der ersten Prognose: „Ich hoffe, dass es nicht ganz so schlimm für die SPD wird und es für uns noch gut ausgeht.“ Diesen frommen Wunsch erfüllten ihm die Wähler gestern aber nicht.

In Ascheberg kein anderes Bild. Auch hier gingen mehr Wähler zur Urne als vor fünf Jahren (70 zu 62 Prozent). Ebenfalls im Trend: Verluste von CDU und SPD und hier sogar ganz massive Gewinne der Grünen. Der AfD gelang in Ascheberg nur ein kleiner Zuschlag von rund einem Prozent. Gegen 19.30 Uhr waren alle Stimmen dieser Gemeinde des Kreises Coesfeld ausgezählt.

Zügig erklimmt Hendryg Schwarz die Stufen zum Stadthaus Werne. 17.51 Uhr. Er hat die Wahlunterlagen schon in der Hand. Noch neun Minuten bleiben ihm, um seine Stimme für die Europawahl abzugeben. „Ja, kurz vor knapp“, sagt der 34-Jährige mit einem Lächeln. „Ich war das Wochenende außerhalb bei einem Freund. Deswegen ist das mit dem Wählen so spät geworden.“

Kurz vor knapp. Neun Minuten vor Schließung der Wahllokale gab Hendryk Schwarz (34) seine Stimme im Stadthaus Werne ab.

Kurz vor knapp. Neun Minuten vor Schließung der Wahllokale gab Hendryk Schwarz (34) seine Stimme im Stadthaus Werne ab. © Jörg Heckenkamp

Aber zu wählen, das war ihm wichtig. Ebenso drei weiteren Männern und Frauen, die in den letzten Minuten ihren Stimmzettel im Stadthaus in die Wahlurne warfen. Wichtig war das in Werne offenbar mehr Menschen als vor fünf Jahren bei der Europawahl.

Vielleicht lag es an der europaweiten Friday for Future-Bewegung, vielleicht an dem Horror-Szenario des Brexits in Großbritannien, vielleicht an einem gestiegenen politischen Bewusstsein: Jedenfalls stieg die Wahlbeteiligung in Werne von 52,8 Prozent vor fünf Jahren auf 62,65 Prozent am gestrigen Sonntag.

Grüne Freude