Und immer diese Bauchschmerzen! Werner Kinderarzt klärt über Warnsymptome auf

Von Michael Gilbert
Und immer diese Bauchschmerzen: Kinderarzt klärt über Warnsymptome auf
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Es vergeht nahezu kein Tag in meiner Praxis für Kinder – und Jugendmedizin, an dem ich nicht wenigstens ein Kind vorgestellt bekomme, das unter Bauchschmerzen leidet. Die erste Frage lautet dann meist: „Seit wann hast Du denn Bauchschmerzen?“ Lautet die Antwort: „Seit gestern, vorgestern oder heute morgen ...“ geht es zunächst darum, akut zu behandelnde Erkrankungen, wie zum Beispiel eine akute Blinddarmentzündung, auszuschließen. Aber: viel, viel häufiger höre ich dann: „Seit Monaten... eigentlich schon immer... also ganz genau kann man das gar nicht sagen.“

Oft sehe ich dann Eltern mit erheblichen Sorgen, während gleichzeitig das Kind in einem Buch blättert, ein Spielzeug in den Händen hat und auf den ersten Blick gar nicht beeinträchtigt erscheint. Dennoch: Es gibt Erkrankungen, die über einen langen Zeitraum bestehen, ohne dass es zu bedrohlichen Situationen kommen muss: chronische Darmentzündungen, manchmal auch bei Älteren angeborene Darmfehlbildungen, Speiseröhrenentzündungen, der riesige Topf der tatsächlichen und vermuteten Nahrungsmittelunverträglichkeiten, ja auch die Niere, und, und, und. Der Leidensdruck in der Familie ist so groß, dass das Kind zum Arzt, manchmal auch zu mehreren Ärzten oder zum Heilpraktiker gebracht wird.

Meiste Bauschmerzen sind harmlos

Glücklicherweise sind die meisten Bauchschmerzen harmlos und vorübergehend. Aber wie unterscheidet man die harmlosen von den nicht so harmlosen Bauchschmerzen? Fehlen die Warnsymptome und Ihre Ärztin/Ihr Arzt findet auch bei der körperlichen Untersuchung nichts Auffälliges, handelt es sich meist um sogenannte „funktionelle Bauchschmerzen“.

Dies sind Schmerzen, die meist daher rühren, dass Kinder ihre Darmtätigkeit wahrnehmen – darum auch häufig der zeitliche Zusammenhang mit dem Essen – unabhängig von dem Nahrungsmittel. Hier ist Beruhigung, vielleicht lokale Wärme und Bauchmassage meist Mittel der Wahl. Und keine Medikamente.

Ja, aber nicht vielleicht doch eine Unverträglichkeit? Sicher: Fast ein Viertel unserer Bevölkerung entwickelt im Laufe des Lebens eine Unverträglichkeit von Milch oder Fruchtzucker (übrigens in vielen Süßigkeiten). Dies kann man gut zu Hause ausprobieren, wenn man diesen Zucker für einen Zeitraum weglässt oder deutlich reduziert. Und: Wenn Ihr Kind jeden Morgen vor der Schule Bauchschmerzen entwickelt, die den Rest des Tages nicht mehr auftreten, sollte vielleicht der erste Weg zur Schule und nicht in die Arztpraxis sein.

Checkliste bei Bauchschmerzen

Sie sollten unbedingt Ihre/n Kinder- und Jugendärztin/-arzt aufsuchen, wenn Sie folgende Warnsymptome bei Ihrem Kind feststellen:

  • Wiederkehrende Bauchschmerzen an derselben Stelle fern vom Bauchnabel
  • Nächtliches Aufwachen wegen Bauchschmerzen
  • Kolikartige Bauchschmerzen, wellenförmig, mit Schweißausbruch
  • Beschwerden beim Wasserlassen
  • Anhaltende oder häufige Durchfälle über eine Dauer von mehr als vier Wochen
  • Blut im Stuhl, wiederholtes Erbrechen, Blutfäden oder grüner Gallensaft im Erbrochenen, Bluterbrechen
  • Deutliche Gewichtsabnahme, fehlende Gewichtszunahme oder Wachstumsstillstand
  • Wiederkehrendes Fieber

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