Turnen und Feiern: Die Damen-Riege des VfL Werne
Evenkamp-Serie
Wenn die Evenkämper Turnschwestern aus dem Urlaub zurück waren, hatte Übungsleiter Egon Bauer (heute 89) wieder seine Last, den Sportlerinnen die Pfunde abzutrainieren. "Ich habe im Urlaub mal fünf Kilo zugenommen", erzählt Anita Maleike (heute 81). Sie blickt auf die Zeit mit der Damen-Riege des VfL Werne zurück.

Die Damen-Riege des VfL-Werne: 1. Reihe v. l. Anne Krembel, Elisabeth Schwichtenhövel, Margret Rösner und Emmi Vogt. 2. Reihe: Ilse Stickdorn, Anni Schneider, Erika Beermann, Anita Maleike und Else Wiebusch. 3. Reihe: Henni Haag, Rosemarie Pelster, Waltraud Massing, Anneliese Naumann und Ulla Schaaf. In der letzten Reihe steht Vorturner Egon Bauer.
Anita Maleike ist Mitbegründerin der Turngruppe von 1960, die auch nach 56 Jahren existiert und bei der sie auch heute noch mitmacht. Training ist seit eh und je mittwochs in der Barbara-Turnhalle. Über Jahrzehnte war Egon Bauer, Geräteturner des TV Werne, ihr Übungsleiter.
Der Drang nach Bewegung und der Ehrgeiz, eine gute Figur zu behalten, führte die jungen Frauen damals zusammen, erinnert er sich. Damals fehlte dem Evenkämper Verein ein Übungsleiter. „Sonst hätten sie die Gruppe nicht eröffnen können“, blickt Bauer zurück.
Evenkamp-Serie: Damen-Riege von Eintracht Werne
"Mehr gefeiert als geturnt"
Bis zu 35 Frauen zählte die Damen-Riege einst. Heute sind von der alten Truppe nur noch wenige dabei. „Einige sind weggezogen, zu alt oder gestorben“, sagt Anita Maleike. Auch der Zusammenschluss des Vereins mit der BSG Rother zu Eintracht Werne habe 2007 zu Austritten geführt.
„Wir haben mehr gefeiert als geturnt“, erzählt Elisabeth Schwichtenhövel (70) scherzhaft. Die gebürtige Evenkämperin ist den Wernern noch als Trainerin der Tanzgruppe „Sweet Generation“ in Erinnerung. „Mittwochs musste sich bei uns kein Besuch anmelden“, sagt sie. Die Sportstunde war ihr heilig.
Nach dem Feiern stiegen die Preußen ab
Nach dem Turnen kehrten die Frauen in die Gaststätte Rother, bei Erna Klug oder in den Sportlertreff ein. „Mein Sohn nannte uns die Doornkaat-Frauen“, sagt Anita Maleike schmunzelnd. Die Damen-Riege war unternehmungslustig. An ihren ersten Ausflug erinnern sie sich gut: Es ging nach Herbern zu „Hugo im Dahl“.
Zufällig feierten dort die Fußballer des SC Preußen Münster. Die Gaudi war groß. „Später stiegen sie ab und wir sollten schuld gewesen sein“, sagt Hanne Edeling (76) und lacht.
Auch wenn die meisten der alten Riege nicht mehr beim Turnen dabei sind, so treffen sich die „Evenkämper Mädels“ einmal in der Woche in der Stadt und plaudern über alte Zeiten. „Der Evenkamp war ein Herz und eine Seele“, schwärmt die ehemalige Turnerin Anne Krembel (74).
Die Damen-Riege des VfL Werne 27, heute Eintracht Werne, gründete sich 1960. Übungsleiter war viele Jahrzehnte Egon Bauer. Danach folgte Angelika Zielonka. Heute trainiert Kirsten Schulz die Frauen in der Barbara-Turnhalle. Treffen ist immer noch mittwochs. Zum 50-Jährigen des VfL Werne 27 trat die Damen-riege im Lippestadion am Fischerhof auf.
Erinnerungen gesucht
Es gibt kaum einen Stadtteil in Werne, in dem die Menschen mit so viel Herzblut über alte Zeiten sprechen. Die Evenkämper waren stolz auf ihren Bezirk. Wir möchten die alten Zeiten wieder aufleben lassen und freuen uns, wenn Sie uns Ihre Geschichte erzählen und uns alte Fotos zur Verfügung stellen: Wer erinnert sich noch an „Lippe in Flammen“?
Schreiben Sie eine E-Mail an Helga.Felgentraeger@mdhl.de oder rufen Sie uns an unter Tel. (02389) 98 29 10.
Die Kolonie im Evenkamp: Als der Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein (Osnabrück) 1911 die Zechensiedlung baute, nahm die Bevölkerung in der alten Bauerschaft explosionsartig zu. Aufgrund der Einwanderungswelle der Bergarbeiter entwickelte sich eine Infrastruktur – um die die jetzigen Evenkämper die früheren Bewohner heute noch beneiden.
Mit dem jüngsten Abriss der 100 Jahre alten Weihbachschule an der Stockumer Straße ist wieder ein Stück Evenkamp verloren gegangen. Aus diesem Anlass blicken wir auf die Geschichte der einstigen Kolonie zurück und stellen in loser Reihenfolge Zeitzeugen der Bergarbeitersiedlung vor.