Eine Auto fährt auf einer Straße

Im vergangenen Sommer stand das Wasser in Werne im Zuge des Starkregens teils besonders hoch und überflutete Straßen und Keller. © Jörg Heckenkamp (Archiv)

Starkregen in Werne: Wo bleibt die Gefahrenkarte?

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Viele Kommunen haben Starkregengefahrenkarten, auf denen sich Bürger und Behörden über Risikobereiche informieren können. Auch für Werne soll es eine solche Karte geben. Die Frage ist nur: Wann?

Werne

, 26.05.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Auf einer Länge von 120 Metern stand die Stockumer Straße am Montagabend (23. Mai) unter Wasser. Der Grund: zu starker Regen. Dieser sorgte dafür, dass Erde von einem angrenzenden abschüssigen Feld auf die Straße gespült wurde. Schlamm und anderes Treibgut verstopften die Straßenabläufe. Dass es sich keineswegs um einen Einzelfall handelt, lässt sich nicht zuletzt aus den Reaktionen in den sozialen Medien ablesen. „Passiert da immer wieder mal“ und „Da können wir ein Lied von singen“, heißt es dort unter anderem. So heftig wie am Montag sei es allerdings schon lange nicht mehr gewesen.

Bei manch einem Werner dürfte der Anblick der Bilder Erinnerungen an den Starkregen im Juli vergangenen Jahres hervorgerufen haben - wenngleich die Ausmaße dort noch deutlich verheerender waren. Schon damals wurde Kritik an der Stadt laut. Adrian Kersting von der Abteilung Straßen und Verkehr dementierte seinerzeit, dass das städtische Kanalsystem mangelhaft sei. Das gilt nach wie vor.

Stadt hat Starkregengefahrenkarte noch nicht in Auftrag gegeben

„Die Kanäle sind nach dem aktuellen Stand der Regeln der Technik ausgelegt. Das ist normiert. Keine andere Stadt baut ihre Kanäle anders“, betont Kersting nun am Dienstag (24. Mai) auf Nachfrage unserer Redaktion. Dass besagte Regeln immer wieder auch überarbeitet würden, sei klar: „Aber wenn es um bereits bestehende Kanäle geht, dann werden wir in Werne nicht alle Straßen aufreißen können“.

Bei dem jüngsten Vorfall an der Stockumer Straße, habe das Problem auch nicht am Kanal gelegen, sondern eben an den verstopften Abläufen. „Und dagegen gibt es kein Patentrezept. So etwas bleibt nicht immer aus“, so Kersting weiter.

Klar ist allerdings auch: Manche Bereiche im Stadtgebiet sind bei heftigen Regenereignissen deutlich stärker von Überflutungen betroffen als andere. Doch wo genau liegen diese gefährdeten Zonen in Werne? Andere Kommunen führen längst sogenannte Starkregengefahrenkarten, auf denen sich Bürger metergenau darüber informieren können. Für Werne existiert eine solche Karte noch nicht, steht allerdings im Klimaschutzkonzept - und könnte je nach Ausführung bis zu 150.000 Euro kosten.

Eine Karte von Werne

Die Hochwassergefahrenkarte des Lanuv zeigt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für Hochwasser an den verschiedenen Stellen im Werner Stadtgebiet ist. Ausgewählt ist hier der Punkt „niedrige Wahrscheinlichkeit“. Und da wird es natürlich nahe der Horne problematisch. © Screenshot Püschner

Wann sie kommt und wie genau sie konzipiert sein wird - zum Beispiel basierend auf Erfahrungswerten oder sogar in Form einer durch eine Drohne erstellten Topografie -, steht hingegen noch nicht fest. Bislang habe man die Karte noch nicht in Auftrag gegeben, erklärt Kersting. Derzeit arbeite man noch am aktuellen Abwasserbeseitigungskonzept: „Und sobald wir dabei feststellen, dass es Sinn ergibt, werden wir die Förderanträge für die Karte stellen und sofort loslegen.“

Aktuell gelte noch das Credo: Füße stillhalten. Zumal man auch jetzt schon auf anderes hilfreiches Kartenmaterial zurückgreifen könne, etwa die Hochwasserkarte des Lippeverbands oder die Klimaanpassungskarte des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv).

„Das sind schon gute Instrumente für uns“, sagt Kersting. Die Starkregengefahrenkarte sei vor allem aus stadtplanerischer Sicht relevant, wenn es um neu zu erschließende ohne nachzuverdichtende Flächen gehe. Und man müsse auch klar sagen: Theorie und Praxis liegen bisweilen weit auseinander. „Es kommt oft anders, als im Modell dargestellt. Das haben wir im vergangenen Juli gesehen.“

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" Der Ausschuss-Vorsitzende Maximilian Falkenberg (l.) hörte genau hin, als die Verwaltung erklärte, welche Klimaschutz-Maßnahmen sie in diesem Jahr noch umsetzen will - und wie viel Geld sie dafür zu Verfügung hat.

Das Klimaschutzkonzept der Stadt Werne umfasst mehr als 50 Maßnahmen. Einige davon sollen noch 2022 umgesetzt werden. Welche das sind und wie viel Geld die Stadt investiert, war Thema im Ausschuss. Von Felix Püschner