Stadtführung in Bildern
Mit dem Nachtwächter durch dunkle und geheimnisvolle Gassen
Von Heidelore Fertig-Möller
17.12.2023 13:30 Uhr
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Großbrände, Folter und kostspielige Bauwerke. Die Werner Stadtgeschichte ist reich an interessanten Begebenheiten. Hier gibt's unsere virtuelle Nachtwächter-Führung durch die Lippestadt.
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Sieben verschiedene Themenführungen bietet der Verkehrsverein Werne durch die Lippestadt an – und die sind meistens schnell ausgebucht. Für diejenigen, die keinen Platz ergattern konnten, erzählen wir die Geschichten in einer kleinen Serie. Heute geht es um die Nachtwächterführung „Durch dunkle und geheimnisvolle Gässchen – Werne bei Nacht und Nebel“. Der Rundgang beginnt am historischen Rathaus, führt an der ehemaligen Stadtmauer entlang und endet am Roggenmarkt
Als durch Werne noch der echte Nachtwächter zog, waren Fotografien noch längst nicht möglich. Ohnehin war damals vieles anders. Zum Beispiel die Brandbekämpfung. Alarmiert wurden die Bürger im Falle eines Feuers früher mithilfe eines Brandhorns. Beim Löschen mussten alle mit anpacken und das Wassers mittels Ledereimer vom Brunnen zum Einsatzort transportieren.
© Werner Stadtführer / Repro Felix
Die Zeiten der Folter sind in Werne glücklicherweise längst vorbei. Es gibt aber noch Zeugnisse aus der Zeit, in denen dies anders war. Ein Beispiel dafür ist das Prangerschloss aus dem Stadtmuseum. An den Pranger wurden früher beispielsweise Markthändler gestellt, die bei der Mengenangabe ihrer Waren geschummelt hatten. Fiel dies auf, konnte das Niedergericht im Alten Rathaus, das für kleinere Vergehen wie Verleumdung oder eben Betrug zuständig war, den Delinquenten zu mehreren Tagen Prangerstehen verurteilen.
© Felix Püschner
Ein kleiner Rest ist noch übrig von der Stadtmauer mit ihren einst elf Türmen und vier Toren. Die Befestigung war ursprünglich auf Geheiß des Fürstbischofs von Münster angesichts der ständigen Überfälle durch die Grafen von der Mark errichtet worden. Aufgrund des chronisch klammen Haushalts wurde der Bau erst nach stolzen 87 Jahren abgeschlossen und kostete letztlich 2374 Mark.
© Felix Püschner
Die heutigen Straßennamen „Am Griesetorn“ und „Am Deipeturm“ an der Südmauer deuten noch auf zwei besonders brisante Bauwerke hin. Während sich in ersterem die Waffenkammer befand, beherbergte letzterer die Folterkammer der Stadt.
© Felix Püschner
Ein Bild aus dem Jahr 1980: Die Gasse zwischen Marktplatz und Bonenstraße trägt den unrühmlichen Namen „Äskiärv“, was übersetzt ins Hochdeutsche so viel wie „Arschkerbe“ bedeutet. Grund für diese Bezeichnung: Die schmale Gasse wurde früher oft als „stilles Örtchen“ genutzt. Unter anderem Kirchgänger verrichteten hier ihre Notdurft.
© Archiv Förderverein Stadtmuseum
In der Mitte befand sich ein Siel, ein Abwasserkanal, der die Abfälle vom Markt zur Bonenstraße brachte. Da erst 1905 in der Altstadt von Werne ein unterirdisches Abwassersystem eingeführt wurde, war es bis dahin üblich, alles auf die Straße oder Plätze zu werfen. Vieles floss dann vom Marktplatz entweder an Ickorn und der heutigen Sparkasse vorbei – oder es floss eben durch die Äskiärv. Anders als auf diesem Archivbild ist die Gasse heute gesperrt.
© Felix Püschner
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