
© Jörg Heckenkamp
Speiseöl-Hamstern - Händler in Werne sagt: „Das ist absolut irrational“
Ukraine-Krieg
Nach Klopapier in der Coronakrise vor zwei Jahren hamstern die Werner nun Speiseöl. Viele Regale in Supermärkten sind leer. Ein Händler sagt: „Das ist absolut irrational.“
Mit dem Beginn des Krieges in der Ukraine kehrt auch die Hamster-Mentalität zurück. Nachdem schon vor zwei Jahren das Bunkern von Klopapier nicht zu rational zu erklären war, ist es ähnlich bei der aktuellen Entwicklung: Speiseöle sind allenthalben ausverkauft. Auch in Werner Supermarktregalen klaffen große Lücken.
„Das ist absolut irrational“, sagt Lebensmittelhändler Clemens Overmann auf Anfrage der Redaktion. „Ich kann das nicht nachvollziehen“. Waren bei ihm im Geschäft zu Beginn der Woche noch alle möglichen Sorten zu bekommen, stehen am Mittwoch nur noch einige Flaschen eines teuren Olivenöls im Regal. Billiges Öl ist, wie auch anderswo, ausverkauft.
Speiseöl billig eingekauft überteuert weiterverkauft
Was ihn besonders ärgert: dass Kunden (nicht nur auf sein Geschäft bezogen) offenbar in großen Mengen billige Öle gekauft haben, „um sie dann zum drei- oder vierfachen Preis im Internet zu verscherbeln“.
Der Hintergrund der Hamsterkäufe: Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas. Nach Zahlen des Deutschen Raiffeisenverbandes sorgen die Ukraine und Russland insgesamt für 28 Prozent der weltweiten Weizenexporte, bei Mais und Raps sind es rund 20 Prozent. Außerdem entfällt mehr als die Hälfte der weltweiten Produktion von Sonnenblumenkernen auf die beiden Länder.

In zahlreichen Werner Lebensmittelgeschäften sind die Regale, wie auf diesem Bild vom 14. März 2022, leergefegt. © Jörg Heckenkamp
Die Gefahr von Lieferengpässen ist also nicht ganz von der Hand zu weisen. Clemens Overmann: „Wir bekommen nur noch kleine Mengen, die dann schnell weg sind.“ Seine Lieferanten haben Mengenbegrenzungen ausgesprochen, da „circa 80 Prozent des weltweit gehandelten Sonnenblumen-Öls aus Russland und der Ukraine“ stammen, wie es heißt.
Auch in anderen Werner Lebensmittelgeschäften sind die Regale mit Ölen zum Teil leergefegt. In einem Rewe hängt vor einem Regal ein Schild, das nur noch die „Abgabe in haushaltsüblichen Mengen“ gestattet. Öl-Flaschen finden sich freilich dort nicht mehr.
Auch Clemens Overmann, bei dem zahlreiche Stammkunden einkaufen, sah sich zu einer Mengenbegrenzung gezwungen - „maximal zwei Flaschen pro Person“. Als er am Mittwochmorgen im Großmarkt in Dortmund gewesen sei, sah er das gleiche Bild wie bei sich im Laden. „Alles leergefegt.“
Da die Ukraine bislang großer Weizenlieferant war, könnten sich auch Lieferengpässe beim Mehl ergeben. Zumal dann, „wenn die Leute auch das hamstern wie verrückt“, so Clemens Overmann.
In den Informationen seines Lieferanten war übrigens noch ein besonderes Produkt aufgeführt, bei dem es offenbar durch den Krieg in der Ukraine ebenfalls zu Engpässen kommen könnte: Holzkohle.
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