Äußerst skeptisch hatten sich Teile der Werner Politik in der jüngeren Vergangenheit hinsichtlich der Pläne eines Investors gezeigt, der großflächige Solarparks in Werne errichten will. Bekannt wurden die Pläne im März 2022. Ursprünglich war von zehn Standorten auf einer Gesamtfläche von 55 Hektar die Rede. Kurz darauf verkündete die Verwaltung, dass die Planungen in fünf Fällen bereits konkreter seien. Die Flächen lägen an der A1 sowie an Schienen.
Die Gesamtleistung der Anlagen: knapp 16 Megawatt. Das entspricht in etwa der Leistung von vier Windkraftanlagen. Allein durch diese fünf Solarparks würden 5200 Tonnen Kohle und fast 7700 Tonnen CO2-Emmissionen pro Jahr gespart, erklärte Planungsdezernent Ralf Bülte. Angesichts des Umstands, dass durch die sogenannten Agri-PV-Anlagen Ackerflächen überbaut würden, hatte vor allem die CDU große Bedenken.
Von den Vorteilen überzeugt
Nun ist der Tenor allem Anschein nach ein anderer. Das lässt sich zumindest aus einer aktuelle Mitteilung der Verwaltung ableiten. Darin heißt es, der Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung habe sich in seiner letzten Sitzung intensiv mit dem Thema „Freiflächen-Photovoltaik“ auseinander gesetzt. Die Diskussion habe zunächst im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung stattgefunden, da es „vielfach um Grundstücksangelegenheiten ging“.
Und weiter: „Das Gremium hat sich vor allem von den Vorteilen sogenannter Agri-PV-Anlagen überzeugen lassen. Hier ist zwischen beziehungsweise unter den Anlagen weiterhin eine klassische landwirtschaftliche Nutzung möglich. Allerdings kann bei Agri-PV-Anlagen aufgrund der Anpassungen für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung in der Regel nur eine geringere Leistung pro Flächeneinheit installiert werden.“ Dennoch tendiere die Werner Politik bei der Freiflächen-Photovoltaik zu Agri-PV-Anlagen.
Viel Potenzial
Die gemeinsame Nutzung der Fläche für Landwirtschaft und PV-Stromerzeugung sei auch erklärtes Ziel der Bundesregierung und solle zukünftig im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) gefördert werden. Die Vorstellung eines möglichen Projektes in Werne ist laut Angaben der Verwaltung für die nächste Ausschuss-Sitzung am 29. November im öffentlichen Teil vorgesehen.
Dass es in Werne in Sachen Freiflächen-PV durchaus noch Luft nach oben gibt, zeigt ein Blick in den Energieatlas NRW. Demnach gibt es in Werne (Stand 31.12.2021) ein Freiflächen-Potenzial für 319 Megawatt. Ein durchschnittlicher 4-Personen-Haushalt in Deutschland verbraucht im Schnitt zwischen 3000 und 5500 Kilowattstunden pro Jahr.
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