So bewerten Radfahrer die Wege rund um Werne
Radweg-Analyse
Winfried Hoch erwähnt Kopenhagen in seiner Analyse der überörtlichen Radwege im Kreis Unna. Die dänische Hauptstadt zeigt der Welt seit Jahren, wie man richtig Fahrrad fährt. Nun ist Werne keine Großstadt – trotzdem lohnt sich ein Blick in das Radwegenetz. Was ist gut, was schlecht? Und wie könnten Probleme gelöst werden?

Die gefährliche S-Kurve ist laut Winfried Hoch nur unzureichend gekennzeichnet.
In Kopenhagen gibt es eine bauliche Trennung der Radwege. Sie fühlen sich dadurch sicherer, sagen die Radler.
Kopenhagen ist kein Vergleich, die Stadt fährt allen anderen beim Thema Radverkehr buchstäblich davon. Winfried Hoch vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Werne erwähnt sie trotzdem in der Analyse, die er ausgearbeitet und an Behörden und Parteien im Umkreis gemailt hat. Als Anregung, das Thema nicht zu vergessen. Und einige Parteien haben sich bereits zurückgemeldet.
So haben die Parteien reagiert
Die CDU habe den ADFC bereits eingeladen, SPD und Grüne wollten sich erst intern mit der Analyse des Werner ADFC-Sprechers befassen und sich dann zurückmelden, so Hoch auf Anfrage. Mit Tiefbauamtsleiter Gisbert Bensch sei der Club ohnehin routinemäßig im Gespräch. Und auch Straßen NRW und der Kreis Unna haben bereits Kontakt aufgenommen.
Doch worum geht es in der Analyse eigentlich? „Der Radverkehr sollte bei Planung, Renovierung und Unterhalt einen höheren Stellenwert bekommen“, schreibt Hoch auf sieben Seiten. „Vorbildliche Behörden wie Kopenhagen oder Wuppertal konnten so dem umweltfreundlichen Verkehrsmittel erhebliche Zuwächse bescheren.“
Wo gibt es Verbesserungsbedarf?
Die Stadt Werne ist keine, die ihre Radfahrer vergisst – und trotzdem ist sie weit davon entfernt, dass das Rad das Auto als Hauptverkehrsmittel ablöst. Aktuell soll die Situation an der Kreuzung Hansaring/Stockumer Straße verbessert werden – mit 30.000 Fahrzeugen am Tag Wernes meistbefahrener Knotenpunkt.
Ein guter Schritt in Richtung „fahrradfreundlich“. Trotzdem, schreibt Hoch, gebe es immer noch Verbesserungsbedarf: Schlaglöcher und Wurzeln, die die Fahrbahn anheben, seien ein Problem; Bordsteine, die nicht abgesenkt sind; zu enge Kurvenradien und wassergebundene Decken, also etwa Schotterstrecken, von denen bei Nässe Wasser hochspritzt und Rad, Kleidung und Gepäck verschmutzt.
Welche Lösungsvorschläge gibt es?
Hoch hat in der Analyse auch auf Details geachtet: Er bemängelt etwa losen Splitt und Schotter in Kreisverkehren – aufgeworfen durch den LKW-Verkehr. Ähnliche detailliert wird Hoch bei den Lösungsvorschlägen: Könnten etwa Straßenschäden und Schlaglöcher beseitigt und Fahrbahndecken zumindest mit dem nötigen finanziellen Volumen wurzelfest gemacht werden, gehören Radpflegemaschinen, die in einem Arbeitsgang Laub fegen, Begleitrasen schneiden und Schnittgut häckseln zu den Radfahr-Visionen, die zwar gut gedacht, zum jetzigen Zeitpunkt aber noch Zukunftsmusik sind.
Doch das ist auch Winfried Hoch klar. „Solche Geräte werden entwickelt, wenn die Nachfrage da ist“, so Hoch auf Anfrage. „Wenn es nicht geht, geht es eben nicht – das ist mal so eine Idee.“
"Radfahrer haben ein Schattendasein"
Trotz aller konstruktiver Kritik: Positiv zu nennen seien umfangreiche Beschilderungen, die kostenlose Radkarte des Kreises und ein „ziemlich dichtes Radroutennetz“, heißt es in der Analyse. Das Fazit des Radlers fällt auf Nachfrage trotzdem nicht allzu gut aus. „Es fehlt an Personal, um die Wege instand zu halten.“ Dazu müsse man die entsprechenden Prioritäten in der Politik setzen. „Fahrradstrecken und Radfahrer werden erheblich vernachlässigt“, sagt Hoch. „Radfahrer haben immer so ein Schattendasein.“
Anders wohl als in Kopenhagen. Dort war Winfried Hoch zwar noch nie, würde aber auch hier gerne mal eine Runde mit dem Rad drehen. „Aber da muss man erst mal hinkommen.“