Kurioses aus der Sim-Jü-Historie Hobelspäne als Futter für Zirkustiere

Die Geschichte der Kirmes – und kuriose Begebenheiten
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Vor 660 Jahren wurde dem kleinen Lippestädtchen Werne eines der wichtigsten Privilegien im Mittelalter zugesprochen: das Marktrecht. Freilich war das zeitlich begrenzt. Zwei Tage vor und zwei Tage nach dem Tag der Apostel Simon und Juda am 28. Oktober durfte die Stadt ihr großes Volksfest feiern. Wobei: Wirklich groß war hier anfangs nichts. Weder hatte Werne offizielle Stadtrechte noch strömten seinerzeit Besuchermassen wie heute zum „Sim-Jü-Markt“.

Keine 500 Einwohner hatte der Ort an der Lippe damals. Und das Kirmesgeschehen spielte sich anfangs - der Ausdruck „Kirmes“ lässt es erahnen - zunächst lediglich auf dem Kirchhof ab. Das änderte sich Anfang des 17. Jahrhunderts. Rund um das Gotteshaus Buden aufzubauen, war dann nämlich verboten.

Riesenrad ist Dauergast

Dennoch wuchs das Volksfest weiter. Immer mehr Händler und Schausteller kamen zu Sim-Jü in die Lippestadt, bauten fortan ihre Stände kurzerhand auf dem Markt und in der Steinstraße auf und nahmen schließlich - als im 18. Jahrhundert der Viehmarkt hinzu kam - zunächst noch das Mühlenfeld und später den Hagen in Beschlag. Dort hat heute das große Riesenrad seinen Stammplatz - und das bereits seit Ende der 1940er-Jahre.

Wer sich mit dem „Roue Parisienne“ oder „Columbia-Rad“ in luftige Höhen wagt, wird mit einem tierisch guten Ausblick belohnt. Fast so tierisch gut wie die ein oder andere amüsante Anekdote, die manch eingefleischter Kirmes-Fan bisweilen heute noch erzählt - auch wenn er mit großer Wahrscheinlichkeit nicht selbst dabei war, als sich die Begebenheit abspielte.

So sorgte beispielsweise Mitte der 1920er Jahre eine spektakuläre Entdeckung für wochenlange Diskussionen in der Lippestadt: Sechs Werner Jungen hatten Überreste eines Reptils auf dem Kirmesgelände gefunden. Doch letztlich entpuppte sich der vermutete prähistorische Fund als Krokodil. Das Tier war wohl Teil einer Raubtierschau bei einer früheren Kirmes-Auflage.

Mit lebenden Tieren wollte hingegen August Dierichs, Betreiber eines Glücksrades, im Jahr 1891 bei den Besuchern punkten. Der Konditor wollte neben Backwaren auch lebende Gänse verlosen. Eine Zulassung für seine Idee bekam Dierichs tatsächlich. Dass aus dem Geschäft dennoch nichts wurde, hatte einen anderen Grund: Der Markt musste wegen Cholera-Gefahr aufgehoben werden.

Ob das die Tiere von Caspar Heuterkes „Cirque d’Afrique“ aus Köln im Jahr 1861 mit Blick auf ihre Speisekarte bevorzugt hätten, ist unklar. Fest steht: Das, was seinerzeit dort draufstand, klingt nicht sonderlich appetitlich. Während der Vorstellung wurden die Tiere mit Hobelspänen, Ziegelsteinen und dergleichen Leckerbissen gefüttert.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel wurde bereits am 22. Oktober 2022 zum ersten Mal veröffentlicht. Wir haben entschieden, dass wir ihn aufgrund der Aktualität erneut veröffentlichen.

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