Während Sim-Jü war die Werner Innenstadt voll mit verschiedensten Fahrgeschäften, die sich nach oben und unten, von rechts nach links bewegen - und das bei hoher Geschwindigkeit. Das verträgt möglicherweise nicht jeder Fahrgast. Doch ein Fahrgeschäft soll dafür gesorgt haben, dass verhältnismäßig vielen Personen nach der Fahrt schwindelig wurde.
Am Dienstag (25. Oktober) war Mike Schmalz mit Frau Claudia und Tochter Louisa (14) bei Sim-Jü. Gegen 17.20 Uhr machte die Familie am Fahrgeschäft „Breakdance“ Halt.
Als Louisa mit ihrer Freundin Flora zusteigen wollte, sahen sie, wie ein Mädchen aus dem Fahrgeschäft getragen wurde und direkt neben den drehenden Teilen abgelegt wurde. „Das Mädchen krampfte und begann zu strampeln. Sie war 15 bis 20 Sekunden bewusstlos“, erinnerte sich Mike Schmalz.

Als sich eine Menschentraube um das Mädchen bildete, forderte seine Frau die Mitarbeiter des Fahrgeschäfts dazu auf, die Fahrt zu stoppen. „Darauf gab es nur ein Schulterzucken.“
„Die müssen doch einen Notschalter haben. Wenn ich mir vorstelle, dass mein Kopf gegen die drehenden Teile kommt, glaube ich nicht, dass man das überlebt.“ Genau das wäre dem Mädchen aber beinahe passiert, da es sich weiter verkrampft hätte und fast von den Fahrerkabinen getroffen worden wäre.
„Was mich hier so empört, ist dass die Notsituation einwandfrei zu erkennen war und noch nicht einmal ein Stillstand des Fahrgeschäfts in Betracht gezogen wurde, auch nicht nach eindringlicher Aufforderung. Zwei bis drei Minuten hätten gereicht, aber das wäre ja fast eine ganze verlorene Fahrt gewesen.“
DRK-Einsatzleiter äußert sich
Giesbert Duttke, Einsatzleiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) bei Sim-Jü, war der Fall von Dienstag bekannt. Dasselbe Mädchen wäre auch schon am Sonntag und Montag auf dem Fahrgeschäft gewesen und hätte ähnliche Symptome wie Dienstag gezeigt, wollte sich aber nicht behandeln lassen.
Doch damit sei sie nicht die einzige Person gewesen. „‘Breakdance‘ war öfter für Schwindel verantwortlich. Wir hatten pro Tag drei bis vier Einsätze deswegen.“ Das Fahrgeschäft wäre während der Behandlung der Besucher nie angehalten worden. „Die Runden wurden durchgezogen.“
Der DRK-Einsatzleiter vermutete das Tempo als Ursache. Ähnlich sah es Schmalz, dessen Tochter und ihre Freundin nach der Fahrt bis Mittwochabend noch über Schwindel geklagt hätten. „Die Geschwindigkeit war vom Gefühl her schon höher als bei anderen Fahrgeschäften.“
Bei anderen Kirmes-Besuchen wäre „Breakdance“ noch langsamer gewesen. Zudem sei ihm das hochfrequente Geheule der Motoren aufgefallen, als er Louisa und Flora bei ihrer Fahrt beobachtete. „Ich habe Angst bekommen und bin etwas weiter weggegangen. Das war schon furchteinflößend.“
Kordula Mertens, Ordnungsdezernentin der Stadt Werne, habe nicht mitbekommen, dass es durch „Breakdance“ bei Fahrgästen vermehrt zu Schwindel gekommen wäre. Von dem Vorfall am Dienstag wusste sie. „Das war ein Einzelfall. Mir ist nicht bewusst, dass es an einem Fahrgeschäft öfter dazu kam.“
„Breakdance“ sei schon „zig Male“ bei Sim-Jü gewesen und wäre wie alle Fahrgeschäfte vor der Kirmes vom TÜV geprüft worden. „Die machen sicherlich nichts, was nichts zulässig ist“, sagte sie mit Blick auf die vermeintlich hohe Geschwindigkeit.
Das konnte Petra Göbel, Abteilungsleiterin des Bereichs Denkmalpflege und Bauordnung, der für die Überprüfung der Fahrgeschäfte zuständig ist, bestätigen: „Wir haben den TÜV Nord am Freitag vor Sim-Jü eingeladen und der hat sich die Prüfbücher angeschaut und mit den Schaustellern gesprochen.“
Der eine Besucher komme besser mit den Fahrten zurecht als ein anderer. „Man weiß ja auch vorher, was passiert.“ Einen Nothalt-Knopf müssten alle Geschäfte auf jeden Fall haben.
Der für „Breakdance“ verantwortliche Schaustellerbetrieb Bonner aus Witten ließ eine Anfrage unserer Redaktion unbeantwortet.
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