Die Innenstadt war zu Sim-Jü vor allem am Wochenende gut gefüllt. Hat die Kirmes Auswirkungen auf die Corona-Lage?

© Jörg Heckenkamp

Sim-Jü als Infektionsherd? Welche Auswirkung hatte Kirmes in Werne auf Corona-Lage?

rnSim-Jü in Werne

Eine Sim-Jü mit ausgelassener und friedlicher Stimmung liegt hinter Werne. Kritiker befürchteten, dass sich die Neuinfektionen nach der Kirmes häufen würden. Hat sich Sim-Jü tatsächlich als Infektionsherd entpuppt?

von Andrea Wellerdiek

Werne

, 04.11.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Kinder, die erstmals in einem Karussell saßen. Schausteller, die erstmals wieder Geld auf einer Kirmes verdienen konnten. Familien, die erstmals nach langer Durststrecke wieder ein Fest gemeinsam genießen konnten. Die Sim-Jü in Werne wird für viele Besucher und Verantwortliche in besonderer Erinnerung bleiben. Bei dem Blick auf die stark gefüllte Innenstadt und das enge Beisammensein mit anderen Besuchern bereitet das dem einen oder anderen Bürger jedoch Sorgen.

Kritiker befürchteten bereits im Vorfeld, dass sich die Sim-Jü-Kirmes, die nahezu in gewohnter Größe und Form veranstaltet wurde, als Infektionsherd entpuppen könnte. Hat sich diese Angst bewahrheitet? Ist Sim-Jü tatsächlich ein sogenanntes Superspreader-Event geworden?

Eine Analyse der Corona-Zahlen und die Gespräche mit Experten eine Woche nach dem Ende der Kirmes sollen zeigen, ob sich ein Trend an Neuinfektionen auf die Kirmes zurückführen lässt.

Neuinfektionen nach Sim-Jü in Werne verzeichnet

Schaut man sich die Zahlen der neuen Fälle in der Region nach der Kirmes vom 23. bis 26. Oktober an, ist ein deutlicher Anstieg zu erkennen. In Werne gab es von Mittwoch (27. Oktober) bis Dienstag (2. November) insgesamt 13 Neuinfektionen nach der Kirmes. Nimmt man die Kirmes-Tage noch mit auf, sind es 20 neue Fälle innerhalb von elf Tagen.

Aktuell liegt die 7-Tages-Inzidenz bei 43,53. Ist das also eine besorgniserregende Entwicklung? Nicht mehr als in der jüngsten Vergangenheit auch. Letztmalig wurde dieser Wert bereits am 22. Oktober und damit zum Ende der Herbstferien gemeldet. Danach stieg der Wert zwischenzeitlich sogar auf 56,92 (am 27. Oktober), ehe er zu Dienstag (2. November) wieder um 3,35 Prozentpunkte auf 43,53 sank. Vier Neuinfektionen am Tag nach dem Kirmes-Ende ließen Kritiker aufhorchen.

Keinen Zusammenhang mit Kirmes festzustellen

In der Stadtverwaltung in Werne jedoch nicht. Im Ordnungsamt, das unter anderem für den Bescheid und die Einhaltung der Quarantänemaßnahmen im Infektionsfall zuständig ist, habe man keine besondere Quelle für die Neuinfektionen oder gar eine Verbindung zur Kirmes ausmachen können. „Es gab keine einzige Rückmeldung und Information in Bezug auf Sim-Jü“, erklärt Ordnungsamtsleiterin Kordula Mertens.

Natürlich kamen die Besucherinnen und Besucher auch von außerhalb zur Werner Traditionskirmes. Doch auch kreisweit konnte man keinen Zusammenhang mit Sim-Jü und den neu gemeldeten Corona-Fällen feststellen. „Nach dem Wochenende sind die Zahlen kumuliert. Durch den Feiertag gab es mehr neu gemeldete Fälle. Es gab aber nach der Kirmes keine rigorosen Ausschläge“, erklärt Pressesprecher Volker Meier.

Das bestätigt auch Dr. Michael Gilbert. „Wir haben seit Anfang September häufiger positive Abstriche bei unseren Tests gehabt. Seit der Kirmes ist die Zahl nicht massiv gestiegen“, sagt der Werner Kinderarzt. Seine Praxis wird derzeit dennoch häufig aufgesucht. „90 Prozent machen virale Infekte aus“, erklärt Gilbert.

Einen Zusammenhang von Neuinfektionen und Kirmes können die Verantwortlichen im Kreis Coesfeld ebenfalls nicht erkennen. Zwar habe es mit 58 Neuinfektionen nach dem langen Wochenende deutlich mehr neue Fälle gegeben, so Pressesprecher Hartmut Levermann.

Einen Bezug zur Kirmes in Werne konnte man aber auch hier nicht ausmachen. Es habe aber beispielsweise einige Neuinfektionen in Schulen in Nordkirchen (insgesamt 14 Neuinfektionen in der Gemeinde) gegeben. Auch hier sei aber nicht übermittelt, wo genau sich die Schüler infiziert haben, so Levermann weiter.

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