Die Freiwillige Feuerwehr in Werne wird von Fällen sexueller Belästigung in ihren Reihen erschüttert. Ein Feuerwehrmann hat in den vergangenen Jahren mehrfach eine Kameradin unsittlich berührt, ihr beispielsweise an die Brust gefasst. Die Frau entschloss sich Anfang 2023, ihren Kameraden anzuzeigen. Er ist mittlerweile verurteilt, wie wir jetzt erfahren haben. Es gibt zudem den Vorwurf, dass sich die Wehrführung nicht ausreichend der Sache angenommen hat. Das weist Feuerwehrchef Thomas Temmann entschieden zurück.
Zur Verurteilung des Mannes, der schon viele Jahre bei der Feuerwehr seinen Dienst leistete, dokumentierte die Staatsanwaltschaft Dortmund drei Fälle von sexueller Belästigung innerhalb des Löschzuges Stadtmitte. Zwei datieren von Anfang 2020, einer stammt aus dem Januar 2023. Nach dem letzten Fall kam es zur Anzeige bei der Polizei in Werne durch das Opfer. Im Herbst 2023 erging dann ein Strafbefehl.
„Strafbefehl ist rechtskräftig“
„Der Strafbefehl ist rechtskräftig“, sagt Staatsanwalt Henner Kruse auf Anfrage der Redaktion. Der Täter wurde zu einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen à 25 Euro, in Summe 1500 Euro, verurteilt. Drei Fälle wurden dem Mann zur Last gelegt: Zwei datieren von Anfang 2020. Einmal ist es auf dem Heimweg von einem Kameradschaftsabend im Auto zu unsittlichen Berührungen gekommen, ein anderes Mal auf einem gemeinsamen Feuerwehrabend auf der Tanzfläche. Dann kam es offenbar jahrelang zu keinen Belästigungen.
Opfer stellt Strafanzeige
Bis Anfang 2023. Wiederum bei einem Kameradschaftsabend. Der Täter nutzte es aus, dass sein Opfer Getränke in der Hand hatte und berührte es erneut unsittlich. „Der Angeklagte war in allen Fällen alkoholisiert“, sagt Staatsanwalt Henner Kruse. Nach diesem dritten Vorfall zeigte das Opfer den Mann an. Wenige Monate später kam es dann zum Strafbefehl. Kurz danach verließ der Verurteilte dann die Freiwillige Feuerwehr Werne.
Es gibt anonyme Hinweise darauf, dass die Wehrführung nicht entschlossen genug das Opfer geschützt habe und gegen den Täter vorgegangen sei. Wir haben Feuerwehrchef Thomas Temmann mit diesen Vorwürfen konfrontiert, der daraufhin antwortete: „Das ist purer Schwachsinn.“

Wehrführung verteidigt sich
„Wir haben alles getan und darüber hinaus, um das Opfer zu schützen“, sagt Temmann. Als er von dem Vorwurf der sexuellen Belästigung erfahren habe, habe er sofort reagiert. „Ich habe das an einem Mittwoch gehört und sofort am Donnerstag das erste Gespräch in der Sache geführt.“ Dem Opfer sei, neben Gesprächen, auch vielfältige Hilfe angeboten worden: „Durch ein PSU-Team (psychosoziale Unterstützung), durch einen Notfallseelsorger, durch eine Psychologin“, sagt Temmann.
Er ärgert sich über solche „anonymen Verleumdungen“. Temmann sagt, er habe direkt zu Beginn auf Anraten „ein Gedächtnisprotokoll angefertigt, um alle Bemühungen zu dokumentieren“.
Während der Täter die Wehr verlassen hat, ist das Opfer nach wie vor aktiv in der Feuerwehr Werne. Die besteht aus rund 150 Mitgliedern, „von denen rund zehn weiblich sind“, sagt Temmann. Die Wehrführung habe angesichts des besagten Falles ein Schreiben an alle Mitglieder verfasst, dass sexuelle Belästigung nicht toleriert werde und jeder und jede sich, auch anonym, melden könne.
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