Schüler drehen ihr eigenes Musikvideo und rappen für mehr Selbstbewusstsein
Schüler rappen
Rappen und Schule: Wie passt das zusammen? Das zeigen acht Jungs der Marga-Spiegel-Schule. Sie haben in den Herbstferien ihren eigenen Song geschrieben – mit professioneller Unterstützung.

Das Rap-Projekt hat Kindern und Betreuern der Marga-Spiegel-Schule Spaß gemacht. Zur Erinnerung gab es sogar ein Musikvideo. © Michelle Kozdon
Rap bedeute Kultur und ganz besonders für die Jugend ist diese Musikrichtung auf Platz eins, sagte Daniel Schneider. Er ist Rapper und Leiter der Rapschool NRW. „Rap dient als Sprachrohr, um Missstände aufzuzeigen, nicht, um sich gegenseitig zu beleidigen – das will ich den Jugendlichen klar machen.“
So kam es unter anderem auch zu der Kooperation zwischen der Marga-Spiegel-Schule und Daniel Schneider. Für ausgiebige Unterstützung sorgten Schulsozialarbeiter Andreas Burczyk und Musiklehrer Benedikt Plagemann. Die Drei leiteten das Projekt, das in den Herbstferien vier Tage lang stattfand. Täglich von 11 bis 16 Uhr trafen sich die Teilnehmer zum Ferienangebot des Juwels im Jugendzentrum.
Einblicke in die Geschichte des Hip-Hops
Für das Projekt hatten sich von 20 interessierten Schülern 8 Jungs angemeldet. Darunter waren: Alex Herte (12), Florian Kotscha (12), Fabricio Reh (12), Alexander Spüntrup (12), Robin Pustolla (12), Ellias Meyer (11), Finn Marcel Hoppert (13) und Jonas Zier (12).
Los ging es damit, dass Daniel Schneider einen Einblick in die Hip-Hop-Historie gab, um sie den Jugendlichen näherzubringen. Dann ging es schon fast mit dem Schreiben des Songtextes los.
Rappen ohne Schimpfwort
In der Text-Werkstatt setzten sich die Jungs und die Kursleiter zusammen und sprachen über mögliche Themen für ihren Rapsong. „Das Thema des Raps stand für die Jungs ganz schnell fest: Es sollte ein Anti-Sucht-Song werden“, so Schneider.
Als das Thema klar war, notierten die Jugendlichen mögliche Suchtfaktoren: Drogen, so wie LSD, oder auch Shisha rauchen, aber auch zu viel Playstation zocken verstanden sie unter Sucht. In ihrem Refrain betiteln die Schüler Drogen als „Dreck“ und fordern den Zuhörer auf, sein Leben nicht einfach wegzuschmeißen. Und das alles ohne auf Schimpfwörter zurückzugreifen.
Erst kommt der Text, dann der Beat
Ohne Frage, Daniel Schneider ist es gelungen, den Jungs den Sinn von Rap einzuprägen. „Ursprünglicher Rap ist kein nichtssagender Rap mit aneinandergereihten Schimpfwörtern. Es ist Rap mit einer Botschaft, die auf Missstände aufmerksam macht. Das haben die Jungs wirklich toll umgesetzt“, sagte Schneider stolz.
Auch der Schulsozialarbeiter Andreas Burczykist war begeistert von den talentierten Jugendlichen. Nachdem sie ihren Text fertig geschrieben hatten, mussten sie einen Beat aussuchen und anfangen, den Text zu proben. Dann war der erste Tag schon rum.
Schüler nahmen Song im mobilen Studio auf
Am Donnerstag nahmen die Jugendlichen ihren Rap dann im mobilen Tonstudio von Rapschool auf. Aber bevor sie das machen konnten, zeigte Schneider ihnen, wie die Technik funktioniert und wie man sich richtig vor einem Mikrofon verhält und rappt. Die Aufnahmen dauerten den ganzen Tag. Mehrere Tonaufnahmen von den einzelnen Rappern waren für die fehlerfreie Aufnahme nötig.
Der fertige Rapsong hat 48 Zeilen und dauert 3:30 Minuten. Jeder von den acht Jungs hat einen eigenen Part, aber den Refrain rappen alle gemeinsam.
Am Freitag und am Samstag ging es dann um das Musikvideo, dann legte Schneider die Tonspur auf das Video und fügte noch ein paar Effekte hinzu.
Für Videodreh waren Schüler sogar bei in Sim-Jü-Geräten
Doch zuerst mussten die Jungs ein Skript anfertigen, um zu wissen, wo sie in der Stadt für ihr Musikvideo drehen wollen. Denn jeder von ihnen durfte sich den Ort für seinen Rap-Part aussuchen. Heraus kamen Orte wie die Skateranlage vom Juwel, die Tiefgarage in der Stadt, der Kirchplatz oder sogar Sim-Jü-Fahrgeschäfte.
„Wenn sie auf einmal in der Öffentlichkeit den Rapsong angemacht haben und die Kinder angefangen haben, vor der Kamera zu posieren, dann haben die Leute in der Umgebung interessiert geschaut und keine negativen Bemerkungen gemacht“, sagte Schneider positiv überrascht.
Peinlichkeiten überwinden, Selbstvertrauen fördern
„Bei all diesen Herausforderungen, mal kreativ zu sein oder auch die Peinlichkeit beim Rappen in der Öffentlichkeit zu überwinden, haben wir schnell gemerkt, wie viel Talent die Jugendlichen haben und wie viel neues Selbstbewusstsein sie durch dieses Projekt erlangt haben“, sagten die Betreuer und waren sich einig. „Wie man so schön sagt: Man muss das zarte Pflänzchen Selbstvertrauen nur mal gießen“, sagte Burczyk.
„Man muss die Jugendlichen auch einfach mal machen lassen, so wie bei diesem Projekt, und schauen was passiert“, sagte Schneider. In diesem Fall sei es das Beste, was sie in den Ferien hätten machen können.
Schüler hatten großen Spaß
Aber nicht nur die Betreuer waren begeistert von dem Ergebnis, sondern auch die Jugendlichen selbst. Alle hatten ihren Spaß und haben auch gelernt, dass inhaltlicher Rap cooler ist als Rap ohne Inhalt.
„Ich höre gerne Rap und dachte mir, als ich das gehört habe: Das wird bestimmt cool. Besonders, wenn man alles selber machen darf“, sagte Fabricio Reh. „Durch das Projekt bin ich wirklich selbstbewusster geworden und es hat mega Spaß gemacht“, sagte Alex Herte.
Dass alle ihren Spaß hatten, könne man auch an ihrem Rapsong sehen, in dem viel Herzblut drinstecke, sagte Burczyk. Das Musikvideo mit dem Song bekommen alle auf CD. Das Video soll auch noch auf der Juwel-Website und der Website der Sekundarschule veröffentlicht werden und beim Handy-Film-Wettbewerb des Juwels eingereicht werden, erklärten die Projektbetreuer zum Schluss.