Die Getreide-Ernte steht bevor. Damit auch die Frage, wie man Rehkitze vor den Mähdreschern schützen kann. Sind Drohnen mit Wärmebildkameras ein probates Mittel, um die verletzlichen Tiere aufzuspüren? „Bei uns in Werne arbeiten wir eher klassisch“, sagt dazu Matthias Möllenhof (48), Chef des Hegeringes Werne.
Er erklärt zunächst die Grundlagen. Die Ricke, also das weibliche Reh, legt ihr frisch geborenes Kitz geschützt ab. In den ersten zwei Wochen bewegt sich das Kleine nicht von der Stelle. Auch wenn die Mutter es zwischendurch verlässt. Es bleibt an Ort und Stelle. Selbst, wenn sich ein großes Monstrum wie ein Mähdrescher nähert. „Das Kitz bewegt sich in diesen Tagen nur dann, wenn die Mutter Gefahr wittert und es aus der Zone wegführt.“ Womit wir bei der klassischen Methode wären.

„Klassische Aufschreck-Methode“
„Es gibt zwar im Bereich der Kreisjägerschaft Unna zwei Drohnen-Teams, aber wir in Werne arbeiten eher klassisch, indem wir mit Hunden in einer möglichst breiten Kette das Wild aufscheuchen. Da arbeiten wir mit den Landwirten zusammen, die mit uns in Kontakt stehen“, sagt Möllenhoff. Denn die Landwirte selbst hätten ein Interesse daran, dass beim Mähen keine Tiere getötet würden und unter Umständen das Heu für die Kühe verunreinigten. Außerdem drohen Strafen. Der Lärm und die Hunde sollen dafür sorgen, dass die Ricke Gefahr wittert und ihr Junges fortführt. „Das gelingt oft, aber leider nicht immer.“
Übrigens bergen laut Hegering nicht die Getreidefelder die größte Gefahr, „sondern Grünland, also Wiesen“. Hier würden die Ricken häufiger ihre Jungen ablegen als in Getreidefeldern. Zudem seien moderne Mähdrescher, „besonders von den Lohnunternehmern in Werne“, mit akustischen Warngeräten ausgestattet, um die Tiere aufzuscheuchen. „Wenn die Kitze etwa zwölf Tage alt sind, dann fliehen sie von selbst und warten nicht mehr darauf, dass ihre Mutter sie holt“, sagt Matthias Möllenhoff.
Feuerwehr-Drohne nicht verfügbar
Die Feuerwehr Werne verfügt über Drohnen mit Wärmebild-Kameras. Könnten die nicht bei solchen Einsätzen helfen? „Tatsächlich sind wir schon das eine oder andere Mal danach gefragt worden“, sagt Feuerwehrsprecher Tobias Tenk auf Anfrage der Redaktion: „Aber das Aufspüren von Rehen in Feldern gehört absolut nicht zu unserer Aufgabe der Gefahrenabwehr. Daher müssen wir solche Einsätze ablehnen.“ Er wisse, dass es bereits etliche Landwirte in Werne und Umgebung gibt, die mit eigenen Drohnen vor dem Mähen die Wiesen oder Felder abfliegen.
Die Landwirte haben selbst ein Interesse daran, keine Kitze bei der Mahd oder Ernte zu verletzen oder zu töten. Einerseits aus Mitleid mit den Tieren, aber auch, weil unter Umständen empfindliche Strafen drohen.
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