Projekt „Luisa“ hilft bedrängten Frauen und Mädchen Solebad Werne macht seit fünf Jahren mit

Projekt „Luisa“ hilft bedrängten Frauen und Mädchen auch im Solebad
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Ein brisantes Thema stand am Mittwochabend oben auf der Tagesordnung des Ausschusses für Soziales und öffentliche Ordnung. Es drehte sich um Belästigung von Frauen und Mädchen sowie um ein Projekt, das dagegen helfen soll: „Luisa ist hier.“ Dieses Projekt erläuterte am Mittwoch, 28. August 2024, Ariane Raichle vom Frauenforum Unna. Ein Hilfsangebot, an dem sich schon seit fünf Jahren das Solebad Werne beteiligt.

„2019 ist das Frauenforum in Sachen „Luisa ist hier‘ auf uns zugekommen“, sagt Jürgen Thöne, Solebad-Leiter, am Tag nach der Ausschuss-Sitzung auf Anfrage der Redaktion. Damals sei eine erste Aufgabe gewesen, die Erklärung des Projektes, das sich eigentlich auf Kneipen und Discos bezog, auf ein Schwimmbad umzuschreiben. „Das war damals eine erste, wichtige Aufgabe“, sagt Thöne. Danach sei es im Solebad Werne eingeführt worden, wohl als erstes Schwimmbad in der Region.

Sexuelle Belästigung kommt im Solebad Werne offenbar höchst selten vor. In fünf Jahren haben sich viermal Mädchen oder Frauen mit dem Hilfesatz "Luisa ist hier" ans Personal gewandt.
Sexuelle Belästigung kommt im Solebad Werne offenbar höchst selten vor. In fünf Jahren haben sich viermal Mädchen oder Frauen mit dem Hilfesatz "Luisa ist hier" ans Personal gewandt. © Jürgen Weitzel (A)

„Luisa“ löst Hilfe aus

Worum handelt es sich dabei? Ariane Raichel erklärte es dem Ausschuss. Wenn sich Frauen oder Mädchen bedrängt oder belästigt fühlten, „sollen sie sich mit dem Satz ‚Luisa ist hier‘ ans Personal wenden.“ Zunächst ginge es darum, einen Rückzugsort anzubieten, etwa einen Personalraum, um dann zu klären, „was braucht die Frau. Man muss die Frauen oder Mädchen gut betreuen und fragen, was sie wollen und brauchen“. Bei Bedarf sollen man weitere Anlaufstellen nennen wie das Frauenforum, das eine rund um die Uhr besetzte Hotline hat. Plakate und Handzettel, so Raichel, machten auf das Angebot aufmerksam.

Jürgen Thöne vom Solebad erläutert, dass es nicht um Strafverfolgung, sondern darum gehe, „Frauen und Mädchen zu helfen, die ein ungutes Gefühl haben, die sich bedrängt oder stark angemacht fühlen“.

Keine Zahlen für Werne

Zahlen für Werne, wie oft etwa der Satz „Luisa ist hier“ eingesetzt wird, gibt es laut Ariane Raichel nicht. „Das können wir nicht nachhalten.“ Fürs Solebad kann der Leiter allerdings Zahlen nennen. „Seit wir das Projekt begleiten, also seit 2019, haben wir vier Fälle erfasst, in denen sich Mädchen mit diesem Satz ans Personal gewandt haben“.

Apropos Personal. Es sei wichtig, sagt Raichle, dass die Mitarbeiter das Projekt kennen und immer wieder darauf hingewiesen würden. „Genau das tun wir, wir schulen regelmäßig“, sagt Thöne. Überhaupt sei, über „Luisa ist hier“ hinausgehend, das Thema sexuelle Belästigung im Bad seit Jahren schon präsent. „Wir haben beispielsweise erst zu Beginn dieser Saison gemeinsam eine Schulung mit der Kreispolizei Unna gemacht. Darin ging es um verschiedene Themen, etwa darum, ob wir bei Verdachtsfällen Taschen durchsuchen dürfen.“

Luisa hat positive Konsequenzen

Ariane Raichle sagte vor dem Ausschuss, dass es nicht um die Täter-Ermittlung gehe. „Luisa ist hier“ habe stattdessen folgende positive Konsequenzen:

  • Stärkung des subjektiven Sicherheitsgefühls
  • Senkung der Hemmschwelle, sich Hilfe zu holen
  • Handlungssicherheit fürs Personal
  • abschreckende Wirkung auf potenzielle Täter
  • Enttabuisierung und Sensibilisierung für das Thema
  • Zeichen setzen, kein Raum für sexuelle Gewalt zu geben

Wernes Gleichstellungsbeauftragte, Monika Eichmanns, ergänzte die Ausführungen. Sie habe öfter die Frage gehört, ob teilnehmende Kneipen oder eben auch das Solebad keinen Image-Verlust fürchteten? „Ganz im Gegenteil“, sagte Eichmanns, „ich habe als Rückmeldung gehört, dass sie das sogar als Image-Gewinn empfinden“. Nach dem Motto: Wir geben sexueller Gewalt keinen Raum, hier können sich Mädchen und Frauen gut aufgehoben fühlen.

Die Politik nahm die Ausführungen zustimmend zur Kenntnis. Siegfried Scholz von der SPD meinte: „Wenn jeder mehr auf den anderen achtet, schreckt das auch potenzielle Täter ab.“

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