Strom und Wärme im Neubaugebiet Bellingholz-Süd Büro stellt Energiekonzept für Großprojekt vor

Büro stellt Energiekonzept für Neubaugebiet Bellingholz-Süd vor
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Das Wohnquartier Bellingholz-Süd gehört zu den Schwergewichten der Neubaugebiete in Werne. Etwa 165 Wohneinheiten sollen hier, am südwestlichen Ende der Lippestadt, einmal entstehen. Bislang existiert das Wohnquartier jedoch lediglich auf dem Papier und in den Köpfen der Planer. Klar ist aber: Man will hier mit Blick auf das energetische Konzept „ganz neue Wege gehen“. So hatte es Wernes Planungsdezernent Ralf Bülte vor einiger Zeit im Gespräch mit unserer Redaktion formuliert.

Dazu wurde das Ingenieur-Büro Gertec mit der Erstellung eines Energiekonzepts beauftragt. Das Büro K-Plan analysierte zudem die klimatischen Auswirkungen des Neubaugebiets. Die Ergebnisse stellten die Fachleute nun im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung vor.

Um den Energie-Part kümmerte sich dabei Gertec-Mitarbeiter Klaus Kottsieper. Im Zuge der Berechnungen hat das Büro den voraussichtlichen Bedarf an Wärme und Strom ermittelt - und Möglichkeiten aufgezeigt, wie sich dieser Bedarf am besten decken ließe. Dabei sei man von bestimmten Grundannahmen ausgegangen.

Möglichst viele Dächer mit PV-Modulen

Zum Beispiel geht das Modell von 580 Personen aus, die sich in dem Wohngebiet aufhalten werden, inklusive Kita-Kinder und Betreuerinnen. Und natürlich spielt auch Elektromobilität eine Rolle. So sieht das Konzept vor, dass künftig jeder Haushalt über ein Elektrofahrzeug verfügt. Das hätte natürlich deutliche Auswirkungen auf den Stromverbrauch. Weitere Annahme: 70 Prozent der nutzbaren Dachflächen werden künftig mit PV-Anlagen bestückt.

Genau das könnte einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass man letztlich zu einem Stromüberschuss kommt. Gerade im Sommer würde die gewonnene Menge an Strom den tatsächlichen Bedarf deutlich überdecken. Bei der Wärmeversorgung ist die Sache hingegen nicht ganz so einfach.

Ein früher Entwurf des Neubaugebiets Bellingholz-Süd, das an der Lünener Straße entstehen soll.
Ein früher Entwurf des Neubaugebiets Bellingholz-Süd. © Stadt Werne

Zwar ist die Liste der Energiepotenziale für Wärme lang - tatsächlich bleiben im Falle des Wohnquartiers Bellingholz-Süd jedoch nicht mehr viele Optionen übrig, wenn man sie auf die Aspekte Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit hin überprüft. Erdgas und Grubengas fallen dann nämlich beispielsweise genauso weg wie Abwärme aus der Kanalisation oder der Kläranlage. Gleiches gilt für Biogas oder gar Grubenwasser.

Die Empfehlung des Büros ist eindeutig: Geothermie sollte es sein - idealerweise in Form einer dezentralen Erschließung mit Erdsonden. Die Eigentümer würden in diesem Fall nicht allesamt über ein einziges System mit Wärme versorgt, sondern hätten mehr individuellen Entscheidungsspielraum. Bei den Versorgungsvarianten hat das Büro drei Optionen geprüft: Luft-Wasser-Wärmepumpe, Sole-Wasser-Wärmepumpe und Holzpellet-Heizung - und empfiehlt ersteres. Hier wäre der CO2-Ausstoss zwar am höchsten, doch aus ökonomischer Sicht sei dies voraussichtlich die beste Option.

Geringe Auswirkungen aufs Klima

Aber wie würde sich das Neubaugebiet auf die klimatischen Bedingungen auswirken? Aktuell befindet sich auf der vorgesehenen Fläche schließlich ein Feld mit angrenzender Wohnbebauung. Dr. Monika Steinrücke vom Büro K-Plan kommt nach den Untersuchungen zu dem Fazit: Die aktuelle klimatische Situation ist gut - und sie wird es auch bleiben, wenn das Neubaugebiet kommt.

Demnach blockiert das Gebiet unter anderem keine Kaltluftschneisen durch Werne. Der prognostizierte Temperaturanstieg direkt auf der Fläche beziehungsweise im Bereich der benachbarten Bebauung sei minimal. In der Analyse habe man jedes einzelne Gebäude berücksichtigt, versicherte Steinrücke. Nichtsdestotrotz betonte sie die Wichtigkeit klimafreundlicher Maßnahmen, insbesondere von Dach- und Fassadenbegrünung.

Bis die ersten Bewohner in ihr neues Domizil einziehen können, dürfte es aber noch eine ganze Weile dauern. „Ziel ist es, dort Anfang 2024 zu bauen. Wenn alles gut läuft, sogar schon Ende 2023“, sagte Planungsdezernent Bülte. Begehrt ist das Baugebiet jedenfalls: „Auf der Liste gibt es Hunderte Interessenten.“

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