Heinz-Georg Beyer vom Arbeitskreis Wasser des BUND kritisiert die geplante Wasserkraftanlage. Dieses Bild zeigt das bestehende Wehr in Stockum.

Heinz-Georg Beyer vom Arbeitskreis Wasser des BUND kritisiert die geplante Wasserkraftanlage. Dieses Bild zeigt das bestehende Wehr in Stockum. © Beyer/Felgenträger (A)

Naturschutzbund kritisiert geplante Wasserkraftanlage in Werne

rnWehr an der Lippe

Die Kritik an der geplanten Wasserkraftanlage in Stockum ebbt nicht ab. Nachdem sich sowohl der Fischereiverband als auch der Lippeverband kritisch geäußert haben, legt nun der Naturschutzbund nach.

Werne

, 06.09.2022, 13:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die geplante neue Wasserkraftanlage in Stockum erhitzt offenbar weiter die Gemüter. Nachdem der Fischereiverband und der Projektentwickler sich gegenseitig Vorwürfe gemacht hatten, sprach sich zunächst der Lippeverband auf Anfrage unserer Redaktion gegen das Vorhaben aus. Die Bezirksregierung hingegen erhofft sich von der geplanten Anlage eine „deutliche Verbesserung der gewässerökologischen Situation“.

Die Meinungen gehen also auseinander. Und das Lager der Kritiker ist nun um einen Mitstreiter gewachsen. Der Landesarbeitskreis Wasser des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) NRW bezieht in einer Pressemitteilung ebenfalls Stellung.

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„Querverbauungen, wie hier das Wehr wirken sich immer auf die Gewässerökologie eines Flusses schwer schädigend aus und gefährden einen der wertvollsten Lebensraumtypen der Erde“, heißt es darin. Ähnlich wie die beiden anderen Kritiker argumentiert auch der BUND. Eines der Probleme sei der unvermeidbare Staubereich, der zur Erwärmung des Wassers und dadurch bedingten Sauerstoffmangel führe.

Der Projektentwickler, Dr. Michael Detering, widerspricht dem vehement: „Es gibt zwar Gewässer, die unter Sauerstoffmangel leiden, aber die Lippe gehört nicht dazu.“ Das liege unter anderem daran, dass die Lippe sehr gleichmäßig fließe.

Zweifel an Effizienz von kleiner Wasserkraft

Bekanntlich strebt der Lippeverband den Rückbau der Wehre in der Lippe an und steht dazu in Gesprächen mit dem Ministerium und der Bezirksregierung. Zur Verbesserung des Zustands der Gewässer habe das Land bereits einen zweistelligen Millionenbetrag für Renaturierungen im Rahmen der Programme „Life“ und „Lebendige Lippe“ ausgegeben, schreibt der BUND. „Es ist paradox, nun durch den Erhalt der Wehre und den Zubau einer Wasserkraftanlage (...) dieses wichtige Ziel zu konterkarieren“, so Heinz-Georg Beyer, stellvertretender Sprecher des Landesarbeitskreises Wasser.

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Hinzu komme der Aspekt der Effizienz beziehungsweise des Beitrags der sogenannten kleinen Wasserkraft: „Der Zugewinn an elektrischer Energie, auch im Hinblick auf die Klimawirksamkeit, wäre marginal und steht in keinem Verhältnis zu der massiven Schädigung der Biodiversität der Fließgewässer.“

Michael Detering weist auch diese Kritik zurück: „Wenn es sich nicht rechnen würde, dann würden wir es ja nicht machen.“ Er führt im Gespräch mit der Redaktion ein weiteres Argument ins Feld: „Selbst, wenn die Wasserkraft am Wehr abgeschaltet würde, müsste man das Wehr aus flussbaulichen Gründen weiter aufrechterhalten.“ Es gebe keine Möglichkeit, den Höhenunterschied der Lippe auf den rund sechs Kilometern zwischen Hamm und Stockum anders auszugleichen.

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Der BUND verweist in seiner Mitteilung auch auf ein Memorandum von 65 Fachwissenschaftlern aus 30 wissenschaftlichen Institutionen unter Koordinierung des renommierten Leibnitz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei aus dem Jahr 2021. Dies habe bestätigt, dass Kleinwasserkraftanlagen „umweltschädlich, im Sinne der Energiewende ineffizient und makroökonomisch unwirtschaftlich sind“.

Es sei außerdem zu befürchten, dass die Effektivität von Kleinwasserkraftanlagen in Zukunft noch geringer ausfallen könnte. Grund dafür seien die durch die Klimaveränderung bedingten längeren Trockenperioden. Der Energieträger Wasser könne so zur Mangelware werden.

Dr. Michel Detering sagt dazu unter anderem: „Die Wasserkraft ist ein sehr gleichmäßiger Energielieferant, der eine wichtige Funktion bei der Stabilisierung des Stromnetzes hat.“ Sein Projekt stehe zudem im Klimaschutzkonzept der Stadt Werne. Detering abschließend: „Es ist ein mustergültiges Projekt.“

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