Ina Scharrenbach (3.v.l.) beim Besuch auf dem Hof Horstrup. Links und rechts neben ihr stehen die Eheleute Lydia (2.v.l.) und Wilhelm Horstrup (4.v.l.). Rechts daneben ist Simon Horstrup (3.v.r.) mit seiner Frau Laura (2.v.r). Ganz links und rechts stehen Annegret Lohmann (l.) und Egbert Ortmann (r.). © Tobias Larrisch

Auf Hof Horstrup

Über Mallorca-Affäre geht Ina Scharrenbach bei Besuch in Werne schnell hinweg

Ina Scharrenbach steht im Fokus - im Wahlkampf und der „Mallorca-Affäre“. Am Dienstag (12. April) war die NRW-Heimatministerin auf dem Hof Horstrup in Werne. Doch den plagen ganz andere Probleme.

Werne

, 13.04.2022 / Lesedauer: 4 min

Als Ina Scharrenbach (CDU) am frühen Dienstagabend (12. April) im dunklen Audi auf den Hof Horstrup in Werne gefahren wird, ist die erste Reaktion von einem der Gäste des Ortstermins: „Der hat sogar ein Düsseldorfer Kennzeichen.“ Scharrenbach sitzt dort im Landtag. Die Kamenerin ist sogar NRW-Heimatministerin. Doch wenn es nach der SPD geht, die ihren Rücktritt fordert, nicht mehr lange. Es vergeht nicht viel Zeit, bis das Thema auf dem Hof Horstrup aufkommt. Eindrücke von einem Ortstermin - geprägt von der „Mallorca-Affäre“, dem Wahlkampf und Existenzsorgen.

Es ist kurz vor 17.30 Uhr, da biegt der Chauffeur samt Scharrenbach auf die enge Zufahrt zum Hof ein. Vor dem Haus der Familie Horstrup hat sich ein Empfangskomitee versammelt.

Es besteht aus Simon Horstrup mit seiner Frau Laura sowie Simons Eltern Lydia und Wilhelm Horstrup. Dazu haben sich auch Egbert Ortmann, Landwirt und in der CDU Werne, Annegret Lohmann, ehemalige Landwirtin und CDU-Werne-Mitglied, sowie Heinz-Wilhelm Büscher vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) gesellt.

Scharrenbach kommt zur Überraschung etwas zu früh

Der WLV hatte zu dem Termin in Werne eingeladen. Früher im April war Scharrenbach bereits auf einem Hof in Selm, nach Ostern folgte einer in Lünen-Niederaden. Landwirte sollten in kleiner Runde die Möglichkeit bekommen, mit der Ministerin zu diskutieren. Angesichts der im Mai anstehenden Landtagswahl geht es dabei natürlich auch um Wahlkampf.

Als Scharrenbach kommt, wird etwas überrascht, aber positiv angemerkt: „Sie ist ja sogar etwas zu früh.“ Im Wahlkampf können die kleinsten Sachen entscheidend sein. Das weiß auch die Landtagskandidatin für den Nordkreis (Lünen, Selm, Werne) bei der Wahl am 15. Mai.

Die Heimatministerin steigt in einem textmarker-roten Blazer aus, der mit der Sonne im Hintergrund um die Wette leuchtet. Dazu trägt sie eine weiße Bluse und eine schwarze Hose. Sie begrüßt mit einem Lachen die Anwesenden, es gibt kurzen Smalltalk.

Dann kommt auch schon das Thema auf, das die Politikwelt in Nordrhein-Westfalen seit ein paar Wochen beherrscht: Die „Mallorca-Affäre“. Scharrenbach ist eine der Ministerinnen und Minister, die zum Geburtstag des Mannes von der mittlerweile zurückgetretenen NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) nach Mallorca geflogen waren - kurz nach der Flutkatastrophe im vergangenen Juli.

Die SPD, allen voran Spitzenkandidat Thomas Kutschaty, forderte daraufhin auch den Rücktritt von Scharrenbach. Sie zeigte später zwar Reue, schloss einen Rücktritt aber aus und erhält Rückendeckung von ihrer Partei.

„Da werden Skandale gemacht, wo es gar keine gibt“, sagt die Heimatministerin in Werne und wirkt dabei etwas abwesend, guckt beim Sprechen auf ihr Handy. Egbert Ortmann bezeichnet das Verhalten der SPD wie von jemandem, der mit Fäkalien wirft und hofft, dass etwas hängen bleibt - sinngemäß.

Danach ist das Thema durch. Umgeben von zwei Parteikollegen hatte Scharrenbach vermutlich auch nicht mit viel Gegenwind gerechnet. Das einzige, was der Wind in Richtung der Anwesenden auf dem Hof Horstrup treibt, ist die frische Landluft.

Ina Scharrenbach (M.) im Gespräch mit Simon Horstrup (2.v.l.). Rechts hinter der Ministerin befindet sich die Fläche, auf die der Neubau des Hof Horstrups soll © Tobias Larisch

Und genau diesen Hof zeigt Simon Horstrup anschließend. Nach einem kurzen Rundgang bleibt die Gruppe an einem Zaun stehen. Von dort weist Horstrup auf eine grüne Wiese. Dort soll der Familienbetrieb einen Neubau bekommen, in den 160 Sauen passen sollen. Die Horstrups befinden sich voll in der Umstellung auf biologische Landwirtschaft.

Simon Horstrup berichtet von Sorgen - Scharrenbach nickt verständnisvoll

Der Hofbesitzer erklärt Scharrenbach die Schwierigkeiten bei dem Vorhaben. Ob die biologische Produktion dieses Jahr beginnen könne, stehe noch in den Sternen. Die Ministerin hört aufmerksam zu.

Anschließend redet Horstrup über seine Sorgen. „Wir hatten Zeiten, da sind wir aufgewacht und wussten, dass an diesem Tag 1000 Euro weg sind. Da konnten wir nicht gut schlafen. Ich freue mich auf die Bio-Umstellung, aber wir stoßen an unsere Grenzen.“ Scharrenbach nickt verständnisvoll.

Es wird anschließend über steigende Preise von Bioprodukten und die Sorge vor Strohmangel gesprochen. Besonders energisch wird Scharrenbach, als es um das von den Grünen genannte Ziel geht, den Anteil der Bio-Landwirtschaft bis 2030 auf 30 Prozent zu erhöhen.

Auch Entwicklungshilfeministerin Svenja Schulze (SPD) bekommt ihr Fett weg. „Was soll ich sagen, wenn sie sagt, dass man kein Fleisch mehr essen soll? Das ist lächerlich.“ Schulze meinte in einem Interview, dass Getreide auf den Tisch gehören würden und nicht an Tiere verfüttert werden sollten. Das würde der Getreideversorgung in Entwicklungs- und Schwellenländern mittel- und langfristig sehr helfen.

Nach dem Rundgang reicht Sylvia Horstrup selbst geschmierte Brote. Bei der zweiten Runde schlägt auch Scharrenbach zu, die sich sichtlich freut, mit Simon Horstrup einen Mitraucher gefunden zu haben. In diesen Momenten wirkt die Politikerin locker, scherzt, guckt anschließend aber auch immer wieder auf ihr Handy und ist mal kurz abwesend.

„Das habe ich mir aufgeschrieben. Da höre ich mal nach“

Generell hört Scharrenbach eher zu, vor allem Simon Horstrup spricht. Als das Gespräch in ein kleines Häuschen auf dem Hof verlagert wird, fragt sie: „Was würden Sie sich von der Politik wünschen?“

Ina Scharrenbach (r.) hört Simon Horstrup (l.) aufmerksam zu. © Tobias Larisch

Simon Horstrup antwortet: „Ich wünsche mir genaue Vorgaben für den Emissionsschutz. Ohne Förderungen kann ich unser Vorhaben nicht durchsetzen.“ Scharrenbach tippt in ihr Handy: „Das habe ich mir aufgeschrieben. Wegen der Förderung höre ich mal nach.“

Am Ende wird noch kurz über die Landtagswahl und die Zukunft der Landwirtschaft gesprochen. „Ich will die Umstellung auf Bio, aber Landwirtschaft soll nicht mein Hobby werden müssen.“ Scharrenbach nickt und driftet kurz in das Wahlprogramm ab: „Die CDU will Landwirtschaft - ob konventionell oder Bio.“

Um etwa 18.30 Uhr ist der Termin am Hof Horstrup beendet. Für Fragen zu ihrer persönlichen Zukunft von unserer Redaktion bleibt keine Zeit mehr. Scharrenbach wird schnell im Auto vom Hof chauffiert. Ob nach Düsseldorf oder wohin sonst, das bleibt offen.

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