Ende des 17. und dann besonders im 18. Jahrhundert setzte das Bestreben ein, die nach dem 30-jährigen Krieg verwüsteten Landstriche durch die Förderung von Handwerk und Gewerbe zu entwickeln. Der Handel blühte auf, der Transportbedarf wuchs. Jahrzehntelang wurde zwischen den beteiligten Territorien entlang der Lippe mit dem Ziel verhandelt, die Schifffahrtsbedingungen auf dem Fluss zu verbessern. Doch immer wieder setzten sich widerstrebende Einzelinteressen gegen ein solches gemeinsames Ziel durch.
Erst als die Lippe seit dem Wiener Kongress im Jahre 1815 gänzlich zu Preußen gehörte, gab es deutliche Verbesserungen. Eine einheitliche Strom- und Uferordnung brachte 1817 für die Unterhaltung des Flusses - nun insbesondere auch als Schifffahrtsstraße - für Schiffer, Treidler und Anlieger einheitliche Rahmenbedingungen. Ab 1820 wurden an allen Wehren von Datteln bis Lippstadt Schiffsschleusen errichtet.
Das alte Wehr Werne, das schon um 1300 bestanden haben soll, errichtet aus Holzbalken, Reisigbündeln und Steinen, verankert durch Holzpfähle im Mergel, bis heute auch Schlagd oder Schlacht genannt (vgl. das Adjektiv „unterschlächtig“ für die Zuströmung des Wassers zu einem Mühlrad), hat wie viele alte Wehre die Form eines Streichwehres, liegt also in seinem Längsverlauf fast parallel zur Strömungsrichtung der Lippe.

So ein Bauwerk muss nicht wie ein quer zur Strömung errichtetes Wehr den vollen Strömungsdruck aufnehmen und macht so stellenweise Reparaturen leichter möglich. Diese Wehre brachten zwar den Vorteil, die Energie des Wassers besser zu nutzen, zum Beispiel dadurch, dass Wassermühlen betrieben werden konnten. Sie hatten aber den Nachteil, dass eine durchgehende Schifffahrt nun nicht mehr möglich war. Transporte konnten seitdem ohne Umladen nur noch von Wehr zu Wehr erfolgen.
1710 wurde das hölzerne Wehr an der Schlacht in Werne durch ein steinernes Bauwerk ersetzt. In dessen Nähe gab es eine Mühle, die sich seit 1177 im Besitz des Prämonstratenserklosters in Cappenberg befand, da dieser Orden auf einem längeren Abschnitt der Lippe die Mühlengerechtigkeit und die Mahlberechtigung durch den Bischof von Münster verliehen bekommen hatte.
Bau der Gedemberg-Mühle im 17. Jahrhundert
1690/ 91 wurde wahrscheinlich an derselben Stelle die Gedemberg-Mühle errichtet. Diese Mühle war eine Besonderheit, denn ihre drei unterschlägigen Wasserräder, die hintereinander im gleichen Gerinne lagen, konnten durch eine sinnreiche Konstruktion an den jeweiligen Wasserstand angepasst werden.
Nach der Säkularisierung 1803 und der Auflösung des Klosters in Cappenberg ging die Mühle zunächst in preußisches Eigentum über und wurde dann 1826 verkauft. Mit dem Kaufvertrag übernahm der Käufer die Verpflichtung, das Wehr zu unterhalten ebenso wie den Schleusenbetrieb, um die Schifffahrt, die sonst durch zu starke Wasserableitung für die Mühle auf Untiefen gestoßen und behindert worden wäre, weiterhin möglich zu machen.

Schließlich kam die Mühle an die Familie Moormann, die sie dann der Klöckner-Werke AG im Jahre 1922/ 23 verkaufte. 1932 wurde die Getreidemühle nach fast 250 Jahren Mahlbetrieb stillgelegt. 1938 fertigten Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Hamm ein Modell im Maßstab 1 zu 50 an, das sich noch heute im Besitz des Stadtmuseums Werne befindet und damit das einzige Zeugnis für diese einzigartige Konstruktionsweise einer Mühle ist. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg musste die Gedemberg-Mühle den Platzbedürfnissen der Zeche Werne, die 1899 gegründet worden war, weichen.
Der Standort sowie die Mühlengräben und der Mühlenkolk sind von der ehemaligen Zechenhalde überdeckt. Kammer und Oberkanal der Schleuse Werne sind um 1975 verfüllt, das Schleusenwärterhaus abgerissen worden. Das Wehr, die Schlacht, wo noch in den 1920er und 1930er Jahren die Werner Kinder, besonders jene aus Evenkamp, versuchten, schwimmen zu lernen, dient heute als Kulturstau. Durch eine vor einiger Zeit angelegte Umgehungsrinne, vom Lippeverband gebaut, können Wanderfische und Kleinlebewesen den Weg aufwärts an der Schlacht vorbei nehmen.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, besonders ab den 1870er Jahren, kam es im Zuge der Industrialisierung und durch den Bau mehrerer Eisenbahnverbindungen zum Auslaufen der Lippe-Schifffahrt. Nach jahrzehntelanger Diskussion um die sinnvollsten Kanaltrassen, denn auch die Eisenbahn konnte den Transport von Kohle und Stahl nicht mehr bewältigen, wurde ein ganzes Netz von Kanälen konzipiert, begonnen mit dem Dortmund-Ems-Kanal 1892 bis 1899.
Für die Lippe wurden zunächst die Begradigung des Flusses, neue Schleusen und ein Hebewerk in Betracht gezogen. Schließlich einigte man sich auf einen Seitenkanal, der zunächst von 1910 bis 1914 als Datteln-Hamm-Kanal und von 1915 bis 1930 dann als Wesel-Datteln-Kanal gebaut wurde. So blieb das alte Streichwehr, die Schlacht, unverändert erhalten und die vielen Flussschlingen geben der Lippe noch heute ein recht natürliches Gepräge. Die Lippe war nun keine Schifffahrtsstraße mehr, behielt aber weiterhin große Bedeutung für die Schifffahrt, da sie in Hamm den Datteln-Hamm-Kanal und über diesen die übrigen westdeutschen Kanäle mit Wasser speist.

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