In den vergangenen Wochen und Monaten hörte man immer wieder von Leerständen und Geschäftsaufgaben in der Werner Innenstadt. Erst Anfang Januar verkündete beispielsweise die Knüllerkiste, dass sie nach neun Jahren die Werner Innenstadt verlassen wird. Einer von vielen Leerständen - die Anzahl ist in den vergangenen Monaten gewachsen.
Das bestätigt auch Matthias Stiller, Wirtschaftsförderer der Stadt Werne. „Im Vergleich zum Sommer hat sich die Anzahl der Leerstände erhöht. Noch im Juli war die Anzahl der Leerstände sehr überschaubar“, sagt er. Also sei auch in Werne der allgemeine Trend, mit dem viele Innenstädte in ganz Deutschland zu kämpfen haben, zu erkennen. Aber Matthias Stiller sagt auch: Die Leerstandsquote sei „weitaus geringer als an vergleichbaren Standorten“. Eine genaue Zahl könne er aktuell nicht nennen.

Was allerdings auch einen Teil der Leerstände ausmacht, sind die Ladenlokale, die derzeit renoviert werden. Zu denen gibt es teilweise bereits abgeschlossene Mietverträge. Daher seien es „de facto keine eigentlichen Leerstände“, so Matthias Stiller.
Insgesamt sei eine gewisse Fluktuation in den Innenstädten durchaus normal - auch in Werne. Dass die Stadt aber die erhöhten Leerstände im Blick hat, erklärt auch Matthias Stiller, der sagt: „Wir beobachten die Entwicklung mit erhöhter Aufmerksamkeit.“
Aber was ist der Grund für die erhöhten Leerstände? Warum verlassen so viele Gewerbetreibende die Werner Innenstadt? Einen pauschalen Grund hat Matthias Stiller dafür nicht parat. Allerdings verweist der Wirtschaftsförderer auch hier wieder auf einen bundesweiten Trend.
„Wir sehen deutschlandweit, dass der stationäre Einzelhandel als Funktion für die Innenstadt an Bedeutung verliert. Der Siegeszug des E-Commerce, die schweren Jahre der Pandemie und nun die steigenden Personal- und Energiekosten führen zu einem sehr schwierigen Umfeld im stationären Einzelhandel“, erklärt er die aktuellen Entwicklungen.
Trend zeigt sich bundesweit
Das bedeutet aber auch: „Geschäftsmodelle, die sich vor zehn oder 20 Jahren noch gelohnt haben, sind aufgrund sinkender Margen nicht mehr überlebensfähig beziehungsweise unterliegen einer enormen Professionalisierung, die es insbesondere für Existenzgründer schwieriger macht, Fuß zu fassen.“ Außerdem habe sich auch das Verhalten der Kunden geändert. Sie würden „beim Einkauf anspruchsvoller und halten sich aufgrund der wachsenden Inflation bei Ausgaben zurück“, so Stiller.
Das zieht eine Kettenreaktion nach sich. „Wir erleben deutschlandweit einen Rückzug der Funktion Einzelhandel aus den Innenstädten. Dies führt wiederum zu sinkenden Mieteinnahmen bei Immobilienbesitzern und somit zu Investitionszurückhaltung bspw. bei notwendigen Renovierungen. Auch Werne ist von diesen allgemeinen Entwicklungen betroffen“, erklärt Stiller. Viele Einzelhandelsflächen würden mittlerweile auch durch Dienstleistungsangebote ersetzt.
In erster Linie liegt es nach einer Geschäftsaufgabe natürlich in der Hand des Eigentümers, den Leerstand wieder zu vermieten. Dennoch versuche die Stadtverwaltung, unterstützend zu wirken oder bessere Rahmenbedingungen zu schaffen.
So nutzte die Stadt in den vergangenen Jahren immer wieder öffentliche Mittel, um die Innenstadt noch einmal speziell zu fördern. Unter anderem sollten die Veranstaltungen von Werne Marketing wie zum Beispiel das Straßenfestival für mehr Betrieb in der Innenstadt sorgen. Auch sollte die Teilhabe der Bevölkerung „weitere Impulse für eine lebendige Innenstadt“ geben - etwa beim sogenannten Hühnerhof, bei dem die Bürger ihre Ideen für eine künftige Nutzung abgeben konnten.

Zudem hat die Wirtschaftsförderung mit den öffentlichen Mitteln seit einigen Jahren die Möglichkeit, neue Geschäftsinhaber in der Innenstadt auch finanziell zu unterstützen. Das funktioniert teilweise gut, allerdings gab es auch zuletzt Geschäfte, die sich trotz der Förderung nicht halten konnten - wie beispielsweise das Kindermode-Geschäft „Little Friends“, das Mitte 2023 aufgeben musste.
Natürlich nähmen er und sein Team die Leerstände auch konkret in den Blick. Allerdings: „Wir haben nicht zu jedem Leerstand Zutritt. Daher können wir einige Bewertungen zu Immobilien nur augenscheinlich vornehmen“, so der Wirtschaftsförderer.
Dennoch kann er sagen: „Es fällt auf, dass aus unserer Sicht ein größerer Teil der Leerstände eine Renovierung oder eine komplette Sanierung benötigt, bevor eine erneute Vermietung stattfinden kann. Es bedarf daher privater Investitionen in den Standort. Glücklicherweise finden diese zum Teil bereits statt.“ Für die Wirtschaftsförderung seien das keine wirklichen Leerstände, auch wenn sie in der Öffentlichkeit so wahrgenommen würden.
Um die Innenstadt noch attraktiver zu gestalten, führen Werne Marketing und die Wirtschaftsförderung aktive Gespräche mit möglichen Filialisten, Franchise-Unternehmen oder auch inhabergeführten Geschäften. „Allerdings ist mit Blick auf die Einwohnerzahl Wernes die Auswahl begrenzt“, weiß Matthias Stiller.
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