Peter Vaerst (71) und Marion Gramm (66) standen bei ihrem Bummel durch die Innenstadt vor verschlossenen Toren. Damit hatten sie schon gerechnet.

© Sylva Witzig

Bummel in der Innenstadt: „Im Restaurant ist tote Hose. Aber Klopapier bekommt man noch“

rnLadenschließungen

Marion Gramm (66) und Peter Vaerst (71) schlenderten am 18. März durch die Werner Innenstadt. Dass die Laden geschlossen haben, dachten sie sich schon. Die Leere im Restaurant erstaunte sie jedoch.

Werne

, 18.03.2020, 20:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Peter Vaerst (71) und Marion Gramm (66) stehen vor einem vergitterten Laden. Sie mustern das Schild, das dort im Fenster klebt und die Schließung verkündet. „Hmm, muss man jetzt alles bestellen“, raunt Vaerst seiner Ehefrau zu, die zustimmend nickt. Dass sie nicht mehr viele offene Geschäfte vorfinden würden, das hatten sich die Senioren schon vor ihrem Stadtbummel gedacht. Auch in den Restaurants herrsche gähnende Leere.

„Wir waren bei Ickhorn zum Mittagessen. Normalerweise sehen wir um die Uhrzeit dort viele andere Senioren. Aber jetzt waren wir fast allein. Das war schon ein seltsames Gefühl“, berichtet Peter Vaerst. „In den letzten Tagen sind wir daheim geblieben. Aber heute bei dem schönen Wetter wollten wir doch mal raus“, fügt er hinzu. Verabredungen mit Freunden und Urlaube habe das Seniorenpaar bereits abgesagt.

Urlaube, Fitnessangebote und Einkaufsbummel fallen ins Wasser

Ursprünglich wollten die beiden Ende des Monats nach Holland reisen und im Mai nach Wien. Auch Fitnesskurse und Veranstaltungen fallen jetzt flach. „Wie wir jetzt fit bleiben, wissen wir nicht. Aber das sind alles Luxusprobleme. In unserem großen Haus wird uns schon nicht langweilig“, sagt Gramm optimistisch.

Aber ein bisschen Sorge gibt es da schon. „Das Virus ist sehr ansteckend. 85 Prozent der Leute im Skigebiet in Ischgl waren infiziert. Deshalb sind die Maßnahmen der Regierung auf jeden Fall angebracht“, so Vaerst. „Glücklicherweise haben wir als Senioren keine Existenzängste. Auch wenn wir zuhause bleiben, fließt die Rente auf unser Konto“, erzählt Gramm.

Gefahr für die Wirtschaft

Die Wirtschaft, die sei jedoch stark gefährdet, gibt ihr Mann zu bedenken: „Da gehen wohl einige Geschäfte und Dienstleister in den nächsten Wochen den Bach runter. Wir wissen ja nicht, wie lange das alles andauert.“

Am Ende seines Stadtrundgangs möchte sich das Paar noch einmal kurz und vorsichtig „unters Volk mischen“. Im Supermarkt decken sich die beiden mit dem Nötigsten ein. „Zum Glück ist in Werne noch alles da. Freunde aus Dortmund berichten von leeren Supermärkten. Aber hier in Werne kriegen wir sogar noch Nudeln und Klopapier“, so Vaerst. In Italien, so habe er gehört, setze man ganz andere Prioritäten. Denn dort hamstere man Wein statt Toilettenpapier.

Auf ihrem Spaziergang durch die Innenstadt begegnete das Seniorenpaar auffällig wenigen Menschen. Nach einem Parkplatz muss man aktuell auch nicht lange suchen.

Auf seinen Spaziergang durch die Innenstadt begegnete das Seniorenpaar auffällig wenigen Menschen. Nach einem Parkplatz muss man aktuell auch nicht lange suchen. © Sylva Witzig

Jetzt lesen

Lesen Sie jetzt