Lebensretter und Kornbrenner
Die Geschichte einer bedeutenden Werner Familie in Bildern
21.12.2024 06:00 Uhr
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Es gibt Familien, die ihren Heimatort nachhaltig prägen - manchmal über mehrere Generationen. Einer der Namen, die in Werne definitiv dazugehören, ist der von Familie Ehringhausen.
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Den Namen Ehringhausen dürften die meisten Menschen in erster Linie mit der gleichnamigen Brennerei in Verbindung bringen. Doch die ist nur ein Teil der reichhaltigen Historie der Familie Ehringhausen. In deren Reihen befand sich einst ein echter Volksheld und Lebensretter. Wir erzählen die Geschichte anhand von Fotos.
Dieses Foto eines zeitgenössischen Ölgemäldes zeigt Franz Anton Ehringhausen. Er wurde am 17. August 1759 auf Gut Ehringhausen in der gleichnamigen Bauerschaft als sechstes von sieben Kindern geboren. Die Geschichte des Hofes reicht noch deutlich weiter zurück. Das „Haus Edrinchhausen" wurde 1237 erstmals urkundlich erwähnt. Damals gehörte es noch einem Ritter Hellmich. Als Franz Anton geboren wurde, führten seine Eltern Gerhard und Anna Elisabeth den Hof.
© Archiv Förderverein Stadtmuseum
Das Wappen der Familie Ehringhausen: Franz Anton heiratete 1785 die Tochter des Werner Bürgermeisters Matthias Thöle. Anschließend war er zunächst als städtischer Beamter in Werne tätig und wurde 1816 selbst Bürgermeister der Lippestadt. Es war eine turbulente Zeit, die unter anderem von den napoleonischen Kriegen geprägt war. Nahrungsmittel waren ohnehin schon knapp, als 1815 der Vulkan Tambora im heutigen Indonesien ausbrach und Asche bis nach Europa katapultierte. Die daraus resultierenden Ernteverluste führten zu einer großen Hungersnot.
© Felix Püschner
Hinter dem Werner Stadtmuseum befindet sich das Grabmal des 1820 verstorbenen Franz Anton. Ursprünglich stand es im Steintorpark. 1990 wurde es jedoch restauriert und an seinen neuen Bestimmungsort transportiert. Warum der ehemalige Bürgermeister ein solch auffälliges Grabmal erhielt, darauf verweist eine kleine Infotafel.
© Felix Püschner
Franz Anton Ehringhausen bewahrte die Bürger von Werne „in schweren Zeiten vor Hunger und Not", heißt es dort. Weil Getreide für die Bevölkerung nicht mehr zu bezahlen war, ließ der damalige Bürgermeister Korn aus Österreich und Ostpreußen einführen, bezahlte es größtenteils aus eigener Tasche und gab es an die hungernden Werner Bürger weiter. Um an diese Taten zu erinnern, errichtete die Stadt das imposante Grabmal, einen Kubus aus Baumberger Sandstein.
© Felix Püschner
So sieht es auf dem Hof Ehringhausen heute aus. Seit nunmehr rund 60 Jahren sind hier inzwischen Spirituosen das Hauptgeschäft. In diesem Bau lagern dutzende Fässer mit Korn. Allerdings dient das Gebäude auch als Veranstaltungsort - etwa für Lesungen.
© Felix Püschner
1962 errichteten Heinrich Glitz (Foto links) und Anneliese Ehringhausen ihre Kornbrennerei. Anfang der 1990er-Jahre spezialisierten sie sich auf die Produktion von Spirituosen auf biologischer Basis und setzten Dinkel anstelle von Weizen ein. Die Brennerei ist bekanntlich auch heute noch in Betrieb.
© Brennerei Ehringhausen
Georg Glitz-Ehringhausen und seine Schwester Theres haben die Brennerei im Jahr 2012 von ihren Eltern übernommen und führen das Handwerk in bewährter Tradition fort. Das schließt natürlich nicht aus, dass sie neue Kreationen schaffen und mit Aromen spielen.
© Felix Püschner
Für ihre Brände und Liköre haben die beiden bereits mehrere Preise abgeräumt - auch auf internationalem Parkett. Wie groß die Auswahl der Produkte ist, zeigt ein Blick in den Hofladen. Der ist - passend zur Familienhistorie - durchaus reichhaltig bestückt.
© Felix Püschner
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Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel ist zum ersten Mal im Juli 2023 erschienen.
Mit Video: So brennt die Werner Brennerei Ehringhausen ihren Korn und Co.
Anton Ehringhausen bewahrte viele Werner vor dem Hungertod
Ein Vulkanausbruch sorgte dafür, dass Werne ein besonderes Grabmal bekam