
© Felix Püschner
Mit Video: So brennt die Werner Brennerei Ehringhausen ihren Korn und Co.
Wirtschaft in Werne
Für ihre Produkte wurde die Brennerei Ehringhausen bereits mehrfach ausgezeichnet. Der Familienbetrieb hat eine lange Tradition. Wir haben uns erklären lassen, wie die Spirituosen entstehen.
Zuckersüßer Duft strömt aus dem Maischeraum der Brennerei Ehringhausen. „Das ist richtig lecker - in etwa wie Müsli. Wenn du also noch nicht gefrühstückt hast, kannst du das wunderbar essen“, sagt Georg Glitz-Ehringhausen und lacht. Denn Frühstücksbrei wird hier natürlich nicht produziert. Die Werner Brennerei ist eher für ihre feinen Spirituosen bekannt, vor allem für ihren Korn. Bis der irgendwann abgefüllt in kleinen etikettierten Flaschen im Verkaufsraum steht, muss er einen weiten Weg auf sich nehmen. Und der beginnt gewissermaßen hier - im Maischeraum.
In großen Edelstahltanks wird das gemahlene Getreide in Wasser eingerührt und auf bis zu 80 Grad erhitzt. Die Stärkemoleküle springen auf, es entsteht Zucker. Dann wird das Gemisch heruntergekühlt, Hefe kommt hinzu und wandelt die Zuckermoleküle zu Alkohol um. Das dauert gute 70 Stunden. „Wenn das nicht passiert, habe ich etwas falsch gemacht“, sagt Glitz-Ehringhausen.
Falls er alles richtig gemacht hat, ist die Maische reif und kann in die sogenannte Rohbrandkolonne überführt werden. Die befindet sich im Nebenraum, sieht aus wie ein dicker Stahlkasten mit Bullaugen und wird für den ersten von zwei Destillationsschritten benötigt. Irgendwie muss man den guten Alkohol schließlich aus der Maische herausbekommen. Brei lässt sich nun mal schlecht trinken.
„Durch den Dampf in der Destille ziehen die Alkoholmoleküle nach oben weg“, erklärt Glitz-Ehringhausen. Damit der so erhaltene Rohbrand genussfähig ist, muss er aber noch ein zweites mal destilliert werden - in einer Rektifikationsanlage. Dann wird der Alkohol in Fässer gefüllt und verschwindet in einem der Fasslager der Brennerei. Nun heißt es: warten. Manchmal sogar mehrere Jahre.
2012 haben Georg und seine Schwester Theres erstmals selbst Fässer befüllt. „Aber wir haben damals auch schon einige von unseren Eltern übernehmen können. Das war natürlich toll“, erinnert sich der 37-Jährige. Es handelt sich dabei nicht um „irgendwelche“ Fässer. Im Gegenteil. „Wir sind immer auf der Suche nach dem perfekten Fass“, sagt Glitz-Ehringhausen. Und wenn der Werner davon erzählt, merkt man, dass da wohl doch ein bisschen mehr hinter steckt als nur Holz.
Es kommt auf feine Noten und Nuancen an. Im Falle eines Rumfasses wären das beispielsweise „rosinige“ Noten, bei einem Sherryfass eher „beerige“. Warum man darauf so genau achten sollte? „Weil das Fass am Ende bestimmt 70 bis 80 Prozent des Endprodukts ausmacht“, sagt Glitz-Ehringhausen. Die Wahl will also gut überlegt sein.
Klingt plausibel. Wenn man schon jahrelang in einem Fass leben muss, will man es schließlich gemütlich haben. Das gilt offenbar auch für Spirituosen - und würde zudem den Schriftzug auf der kleinen Tafel neben der Brennerei erklären: „Hier ist der Korn zuhause.“
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
