Denkmal zur Erinnerung an Franz Anton Ehringhausen

© Stephanie Tatenhorst

Anton Ehringhausen bewahrte viele Werner vor dem Hungertod

rnZehn bedeutende Werne

Das Denkmal ist imposant. Viele Werner laufen daran vorbei, wenn sie vom Roggenmarkt zum Stadthaus gehen. Ehringhausen ist eingraviert, direkt unter einem Wappen. Das verbirgt sich dahinter.

Werne

, 21.12.2020, 14:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es ist ein beigefarbenes Denkmal, durchaus imposant. Zum Teil ist es verwittert, zum Teil wirkt es wie frisch restauriert und nachmodelliert, vor allem Wappen und Schriftzug. Eine Person, ein Junge, ist auf dem alten Teil des Steins zu erkennen. Einen Arm hat er erhoben. Auf der anderen Seite lässt sich mit Phantasie ein Kind erkennen, das mit gekrümmtem Rücken und hängenden Schultern auf einer Mauer sitzt. Oben auf dem Denkmal steht ein ovales Gefäß, das wie eine Urne wirkt, die von einer Efeuranke umwickelt ist.

Auf dem Ehrenmal steht ein ovales Gefäß, das an eine Urne erinnert und von einer Efeuranke umwickelt ist.

Auf dem Ehrenmal steht ein ovales Gefäß, das an eine Urne erinnert und von einer Efeuranke umwickelt ist. © Stephanie Tatenhorst

Wem das Denkmal an der Rückseite des Stadtmuseums ins Auge fällt, der bleibt stehen und liest die Tafel, die den Sockel ziert. Dort steht: „Zur Erinnerung an Anton Ehringhausen 1759 – 1820, der die Bürger der Stadt Werne in schweren Zeiten vor Hunger und Not bewahrte. Um sein vorbildliches Handeln vor dem Vergessen zu bewahren erneuerte die Stadt Werne diesen Stein. Werne im Frühjahr 1983.“

Was geschah zu seinen Lebzeiten?

Wer war dieser Mann? Und was tat er, um 160 Jahre nach seinem Tod nochmals in solch einer Form gewürdigt zu werden? Die ehemalige Museumsleiterin Heidelore Fertig-Möller weiß es und schrieb die Geschichte des Denkmals und des Mannes dahinter im Jahrbuch des Kreises Unna von 1999 auf.

Ursprünglich stand das Denkmal als Grabmal auf dem alten Friedhof von Werne, heute besser als Steintorpark bekannt. Das im klassizistisch-biedermeierlichen Stil von Künstlerhand geschaffene Ehrenmal fiel jedem Besucher sofort ins Auge. Damals, so weiß Heidelore Fertig-Möller, gab es die Inschrift „Dem treuen Bürger Verdienst – schaffenden Gewerbsmann – dem bis zur Aufopferung rastlosen Beamten in den verhängnisvollen Jahren 1814 und 1815 und nachherigem Bürgermeister bis zum Jahr 1820 Franz Anton Ehringhausen, geboren auf dem Gute Ehringhausen zu Ehringhausen.“

Viele Inschriften sind heute verwittert

Diese Inschrift ist heute leider nicht mehr vorhanden – auch gibt das Denkmal keinen Anhaltspunkt darauf, dass es diese einmal gegeben hat. Doch wer die alte Inschrift kennt, findet Anhaltspunkte, um nach Anton Ehringhausen zu forschen – und seine Nachfahren auf dem noch immer existierenden Familien-Gut in der danach benannten Werner Bauernschaft wissen ebenfalls viel über den Vorfahren. Die Familie beteiligte sich überdies an den Kosten, als das Grabmal in den 1980er Jahren restauriert wurde.

Hinter dem Stadtmuseum steht das Ehrenmal für Franz Anton Ehringhausen. Welche Geschichte sich dahinter verbirgt, verrät das Denkmal selbst nicht.

Hinter dem Stadtmuseum steht das Ehrenmal für Franz Anton Ehringhausen. Welche Geschichte sich dahinter verbirgt, verrät das Denkmal selbst nicht. © Stephanie Tatenhorst

Bürgermeister in Zeiten des Umbruchs

Heute wird auf dem Gut Korn gebrannt, doch vor etwas mehr als 200 Jahren spielte Getreide eine ganz andere Rolle: Es war Hauptnahrungsmittel. Die Jahre 1814/1815 waren allerdings geprägt von einer großen Hungersnot und vor allem die in der Stadt Werne lebenden Menschen litten größten Hunger. Auf dem Gut fühlte man sich bis 1817 für das Wohl der Bürger in der nahegelegenen Stadt Werne verantwortlich. Aus gutem Grund: Franz Anton Ehringhausen war hier als sechstes von sieben Kindern geboren worden und hatte mit Catharina Thöle die Tochter des Werner Bürgermeisters Matthias Thöle geheiratet. Damit erwarb er das Bürgerrecht der Stadt Werne. Er war städtischer Beamter und von 1816 an selbst Bürgermeister der Stadt Werne.

Bis heute gilt diese Zeit als eine der ereignisreichsten Epochen in der Werner Stadtgeschichte, weil sie in die Zeit der napoleonischen Kriege und Niederlagen samt Folgen fiel. Zahlreiche Truppen waren im Laufe der Jahre durch Werne gezogen, die Vorräte verlangten oder plünderten, und an eine geordnete Feldbestellung war in den Jahren 1815/1816 nicht zu denken. Das Jahr 1816 hatte zudem einen verregneten Sommer, weshalb die Ernte noch schlechter ausfiel. Die Preise schossen in den Himmel.

Import von Getreide

Anton Ehringhausen ließ Getreide aus den Nachbarländern, vor allem Österreich und Ostpreußen, einführen. Bezahlt wurde das aus seinen privaten, aber auch aus öffentlichen Mitteln. Das herbeigeschaffte Korn verteilte er dann unentgeltlich oder gegen eine geringe Bezahlung an die hungernde Werner Bevölkerung. So rettete er viele Werner vor dem Hungertod.

Nur vier Jahre später starb Franz Anton Ehringhausen – und sein Großmut war unvergessen. Deshalb wurde beim Bildhauer W. Kalle ein Grabmal aus Baumberger Sandstein in Auftrag gegeben: Dass es an einen Sarkophag erinnert, zeigt, wie sehr Ehringhausen verehrt wurde. Und was die Figur des Jünglings mit Lendenschurz und erhobener Hand bedeutet, weiß Heidelore Fertig-Möller auch zu berichten: In der linken Hand trägt der Jüngling eine Fackel, die andeuten soll, dass das Lebenslicht erloschen ist.