Im Dezember 2019 beschloss der Stadtrat in Werne, einen Klimaschutzmanager einzustellen. Doch bislang hat der seine Arbeit noch nicht aufgenommen. © Mario Bartlewski (Archiv)

Umweltschutz

Vor sechs Monaten beschlossen - aber wo bleibt Wernes Klimaschutzmanager?

Im Dezember 2019 gab der Stadtrat in Werne grünes Licht für die Einstellung eines Klimaschutzmanagers. Doch von dem war bislang nichts zu sehen. Das ist aber nur einer der Punkte, den die Grünen bemängeln.

Werne

, 23.05.2020 / Lesedauer: 4 min

Hiltrud Mannig und Andreas Drohmann von den Grünen in Werne haben gleich mehrere Anträge im Gepäck, als sie unserer Redaktion am Mittwoch (20. Mai) einen Besuch abstatten. Die Schreiben sind an Bürgermeister Lothar Christ und Michael Zurhorst, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtplanung, Umwelt und Verkehr adressiert. Das ist so üblich bei Anträgen, die auf der Tagesordnung der Gremien stehen. Eine reine Formsache. Das, was in den Anträgen steht, ist hingegen keine reine Formsache. Es ist eher ein Wink mit dem Zaunpfahl.

„In den vergangenen Monaten ist einfach zu wenig passiert. Der Rat hat zwar etwas beschlossen, aber ich kann nicht erkennen, dass hier seither eine Wende eingeleitet worden wäre“, sagt Andreas Drohmann. Er bezieht sich dabei insbesondere auf die Sitzung des Stadtrates im Dezember 2019. Damals hatte die Politik entschieden, dass die Stadt einen Klimaschutzmanager einstellt - mit finanzieller Unterstützung vom Bund. Doch von einem Manager ist bisher nichts zu sehen.

Hunderte Bürger aus Werne demonstrierten fürs Klima

Wie sehr den Werner Bürgern das Klima am Herzen liegt, hatte sich bereits im Vorfeld der Ratssitzung gezeigt. Im September 2019 gingen Hunderte Menschen in der Lippestadt mit Plakaten und Bannern auf die Straße, um für eine bessere Klimapolitik zu demonstrieren. Ein deutliches Statement, wie Drohmann auch heute noch findet. Zur Ratssitzung im Dezember kamen ebenfalls Menschen mit Plakaten - genauso wie zur Sitzung im Oktober.

Da hatte auch die Politik bereits ein erstes Zeichen gesetzt und eine „Klimaoffensive“ zur Eindämmung der Klimakrise zur Aufgabe von höchster Priorität erklärt. Der entsprechende Beschluss sah unter anderem vor, dass der Rat ab sofort „die Auswirkungen auf das Klima bei jeglichen Entscheidungen berücksichtigt und Lösungen bevorzugt, die sich positiv auf Klima-, Umwelt- und Artenschutz auswirken“. Zudem sollten Maßnahmen und Planungen ergriffen werden, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Hunderte Menschen demonstrierten im September 2019 in Werne für eine bessere Klimapolitik. © Vanessa Trinkwald (Archiv)

Und was ist seither passiert? Aus Sicht der Grünen definitiv nicht genug: „Es gibt hier und da ein paar nette Sachen wie Blühstreifen. Aber wenn ich sehe, dass andere Kommunen umfassende Klimapläne haben und wir in Werne nur eine einzige Seite, dann ist das schon frustrierend“, sagt Drohmann. „Es gibt auch überregionale Konferenzen und Veranstaltungen zu diesem Thema, bei denen man sich austauschen kann. Da habe ich aber noch nie jemanden von der Stadt Werne gesehen.“

Drohmann ist allerdings auch überzeugt davon, dass Lamentieren nichts nützt. Und an dieser Stelle kommen besagte Anträge ins Spiel: Einmal geht es um Photovoltaikanlagen, dann um eine Machbarkeitsstudie für ein Nahwärmenetz vom Südring bis zum Stadthaus und schließlich um den energetischen Standard „KFW 40 Plus“ bei Wohngebäuden. Letzteren möge die Stadt nach Ansicht der Grünen doch bitte „für alle Wohngebäude, auf deren Entstehung, Sanierung oder Umbau sie baurechtlich Einfluss nehmen kann (...), vorschreiben.“

Hiltrud Mannig und Andreas Drohmann von den Grünen in Werne fordern mehr Initiative in Sachen Klimaschutz seitens der Stadt. © Felix Püschner

Drohmann ergänzt: „Das mag unbequem sein, aber viel Städte bauen bereits so - etwa Dortmund. Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann erreichen wir die Klimaziele nie.“ In Sachen Photovoltaikanlagen fordern die Grünen eine flächendeckende Erhebung über den derzeitigen Bestand - auch, um dem zukünftigen Klimaschutzmanager schon mal „ein bisschen etwas an die Hand zu geben“, wie Drohmann sagt. Inwiefern seine Partei diesbezüglich politische Mitstreiter findet, zeigt sich wohl frühestens in der kommenden Ausschusssitzung am Dienstag (26. Mai).

24 Bewerber für die Stelle des Klimaschutzmanagers in Werne

Zumindest in Sachen Klimaschutzmanager kann Wernes Bürgermeister Lothar Christ auf Anfrage unserer Redaktion jedoch bereits jetzt etwas Positives verkünden: „Es gab 24 Bewerber und wir haben uns inzwischen auch für einen davon entschieden. Er kommt aus Berlin und wird noch in diesem Juni seine Arbeit aufnehmen, sobald die letzten Vertragsdetails geklärt sind.“

© Vanessa Trinkwald

„Der Klimaschutzmanager wird alle Hände voll zu tun haben.“ Bürgermeister Lothar Christ

Die Sache könne nun endlich richtig „Fahrt aufnehmen“. Der Auftrag des Managers besteht dann darin, ein integriertes Konzept zu erstellen - das heißt, zunächst einmal den Ist-Zustand zu bewerten und anschließend konkrete Maßnahmen zu benennen. Das könnten ähnliche sein, wie sie die Grünen schon jetzt in ihren Anträgen fordern.

Dass die Stadt sich in den vergangenen Monaten in Sachen Klimaschutz eher zurückgelehnt und einfach auf das Eintreffen des Managers gewartet habe, streitet Wernes Bürgermeister indes ab: „Der Klimaschutzmanager wird alle Hände voll zu tun haben. Aber wir haben bereits Vorarbeit geleistet. Wir sind seit Dezember nicht einfach stehen geblieben“, so Christ.

Zu dieser Vorarbeit gehöre unter anderem das Vorantreiben der Erarbeitung des Mobilitätskonzepts. Darüber hinaus wolle man auch schon vor dem fertigen Konzept des Managers Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgase verabschieden: „Allerdings werden wir an die Aufgabe des Klimaschutzes durch den Manager deutlich strukturierter und ganzheitlich herangehen können.“

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