
Wie viele Kita-Plätze braucht Werne künftig? Ulrike Lexis erläuterte dazu Zahlen, die ihr Büro erhoben hat. © Jörg Heckenkamp
Kita-Plätze in Werne: Das Rätsel der fehlenden Kita-Kinder
Kitas in Werne
Die Stadt Werne will künftige Kita-Bedarfe rechtzeitig ermitteln. Dazu hat sie ein Planungsbüro beauftragt, das einen Wust an Zahlen zusammentrug. Dabei tat sich ein großes Rätsel auf.
Wie viele Kinder in welcher Altersgruppe und in welcher Art von Betreuung wollen künftig einen Platz in einer Kita haben? Dieser nicht so leicht zu beantwortende Frage will die Stadt Werne mithilfe von Experten auf den Grund gehen. „Deshalb haben wir ein Expertenbüro mit der Erhebung von Zahlen beauftragt“, sagte Dezernent Frank Gründken am Mittwochabend im Jugendhilfe-Ausschuss.
Aber: Die Zahlen geben an einer Stelle ein großes Rätsel auf. „Ich habe die Daten hin und her geschoben, aber ich kann das nicht erklären“, sagte Ulrike Lexis von dem Büro Dr. Garbe, Lexis und von Berlepsch, die die Ergebnisse vorstellte. Das Rätsel betrifft die Altersgruppe der ältesten Kita-Kinder, der Drei- bis Sechsjährigen.
„Ich verstehe das nicht, die Daten sind korrekt“
Lexis‘ Zahlen der vergangenen beiden Jahre für Werne weisen lediglich eine Betreuungsquote von rund 83 Prozent aus. „Das ist eigentlich viel zu wenig“, sagt die Expertin. Jugend-Politiker Rolf Weißner von der CDU stimmt dem zu: „Die niedrige Quote für Drei- bis Sechsjährige irritiert mich, wir hatten früher bis zu 100 Prozent.“ Ulrike Lexis: „Ich verstehe es auch nicht. Die Daten sind korrekt.“

Der Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie (Jugendhilfe) tagte am Mittwochabend, 14. September 2022, im Kolpingsaal. Thema u. a.: der Kita-Bedarfsplan. © Jörg Heckenkamp
Generell besuche eigentlich jedes Kind in dieser Altersgruppe eine Kita. Warum Werne in dieser Kategorie nur auf 83 Prozent kommt, blieb auch in der anschließenden Debatte rätselhaft. Da das Büro nicht nur Daten erhoben, sondern sie auch in die Zukunft fortgeschrieben hat, rechnet Lexis in den kommenden Jahren in dieser Altersgruppe mit einer angenommenen Quote von 97 Prozent.
Was macht man nun mit diesem Wust an Zahlen? Man nimmt sie als Basis, um einen Blick in die Zukunft zu wagen. Ein Fazit aus der Erhebung: Die Nachfrage nach Plätzen dürfte vor allem bei den Zwei- bis Dreijährigen steigen, von aktuell rund 75 auf 80 Prozent. Das Ganze bei einer relativ konstanten Geburtenrate, etwa um 250 Neugeborene pro Jahr. Ab 2016 ist die Geburtenquote angestiegen, bedingt durch die Flüchtlings-Ströme. Ulrike Lexis: „Die Geburtenrate dürfte in den nächsten Jahren auf diesem Niveau bleiben.“
Platz-Bedarf steigt auf mehr als 1000 Plätze
Der Ausblick in die Zukunft führt, über alle Altersklassen hinweg, von derzeit 936 Plätze auf gut 1000 in den nächsten Jahren. In der anschließenden Debatte bemängelte unter anderem Marita Funhoff (SPD): „Ich hätte mir nicht nur eine Erhebung, sondern das Fazit aus den Zahlen heute schon gewünscht, denn ich soll dem ja nachher zustimmen.“ Parteikollegin Cornelia Oßwald-Blaschke sekundierte: „Wir sollten doch wissen, welche Gruppen wo gebraucht werden.“
Rolf Weißner fügte an: „Das sind Zahlen, die Bedarfe in verschiedenen Bereichen aufzeigen. Das müssten wir doch noch genauer wissen.“ Daraufhin stimmte ihm Dezernent Frank Gründken zu: „Genau, wir vergleichen Planzahlen mit dem Ist-Zustand. Schauen uns die Gruppeneinteilungen und -formen genau an und stellen Planungen auf.“
Diesem Teil des Kita-Bedarfsplanes schloss sich eine lange Diskussion um einen gemeinsamen Antrag von CDU und FDP an. Die beiden Fraktionen wollten die Zustimmung zur offiziellen Einrichtung einer dritten Kita-Gruppe in Horst. Die Diskussion wogte hin und her, die Argumente wiederholten sich. Deswegen fühlte sich Ausschussvorsitzender Benedikt Striepens schließlich zu einem ironischen Kommentar animiert: „Es ist alles gesagt, aber noch nicht von jedem.“
Der Antrag wurde schließlich auf die nächste Sitzung Anfang November verschoben, weil man sich bis dahin stabilere Zahlen des Kita-Bedarfs in Werne erhofft.
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