Kapuziner weichen mit prunkvoller Kirche in Werne vom Armuts-Grundsatz ab
Kapuziner-Kirche Werne
Ein brandneues Buch beleuchtet die Geschichte der Kapuziner-Kirche in Werne. Es erklärt auch, warum das Innere des Gotteshauses entgegen dem Armuts-Grundsatz des Ordens so prunkvoll ist.
Druckfrisch liegt ein neuer Kirchenführer zur Kapuzinerkirche in Werne vor. Im Rahmen einer feierlichen Eucharistiefeier zum 350-jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung des Klosters wurde das reich bebilderte Buch vor einigen Tagen vom Guardian Pater Norbert Schlenker und der Autorin Dr. Anke Barbara Schwarze vorgestellt.
Seit mehr als 360 Jahren haben die Kapuziner ihren festen Platz in Werne. 1659 kamen die ersten Ordensbrüder in die Stadt, um die Bürger auf deren dringenden Wunsch hin seelsorgerisch zu unterstützen. Trotzdem dauerte es zwölf Jahre, bis 1671 der Grundstein für ein Kloster gelegt werden konnte. Im vergangenen Jahr musste die Feier zum 350-jährigen Jubiläum der Grundsteinlegung wegen der Coronapandemie ausfallen.
Daher stellte Pater Norbert Schlenker das am 4. Oktober 2022 anstehende Franziskus- und Erntedankfest ins Zeichen dieses runden Geburtstages. Dazu gehörte auch der Festgottesdienst am Sonntag, 2. Oktober 2022, mit der Präsentation des Kirchenführers. Die Buchvorstellung wurde von Gregor Zumholz an der Orgel und von Thomas Reher an der Trompete musikalisch umrahmt.

Warum ist die Klosterkirche, hier bei einem Weihnachtskonzert, so prunkvoll ausgestattet, obwohl die Kapuziner doch eher ein Bettelorden sind? Das neue Buch gibt Aufschluss. © Claudia Hurek
Die stellvertretende Bürgermeisterin Marita Funhoff richtete anerkennende Worte an die Kapuziner. Ihnen gebühre ein großer Dank für die Sorge um das Wohlergehen der Bürger der Stadt Werne, für ihr Engagement und ihre zahlreichen Aufgabenfelder. Weiter betonte sie, dass das Kloster aus Werne nicht mehr wegzudenken sei. Anschließend wurde das Buch zum Verkauf angeboten. Außerdem ist es zu den bekannten Öffnungszeiten an der Klosterpforte für 9,50 Euro erhältlich.
Bis heute bildet das Kapuzinerkloster als eine in sich geschlossene Barockanlage ein Schmuckstück unter den Werner Sehenswürdigkeiten. Es ist eines der wenigen in der deutschsprachigen Ordensprovinz, das sich nahezu im Ursprungszustand erhalten hat. Daher gilt es als Musterbeispiel deutscher Kapuzinerarchitektur des 17. Jahrhunderts.
Kapuzinerkirche präsentiert sich innen prunkvoll
Während Kloster- und Kirchengebäude in ihrer strengen Schlichtheit den Anforderungen eines Bettelordens entsprechen, präsentiert sich das Innere der Kirche prächtiger. Der Grund für diese Abweichung vom franziskanischen Armutsideal sind die drei Altäre. Dem Willen ihrer Stifter entsprechend wurden sie mit barocker Fülle ausgestattet.
Dank ihrer kunstvollen Schnitzarbeiten aus der Werkstatt Paul Gladbachs von Rüthen und der beeindruckenden Altargemälde des Kapuzinerbruders Damian von Ratingen ragen sie aus den Klöstern dieser Größenordnung heraus.
Seit 2021 strahlt die Klosterkirche nach einer einjährigen Renovierung im wahrsten Sinne des Wortes im neuen Glanz. Das nahmen die Kapuziner zum Anlass, den Kirchenbesuchern die Besonderheiten dieses Gotteshauses näherzubringen. So stellt Anke Schwarze im Kirchenführer nicht nur die Architektur und die Kunstwerke vor, sondern auch den Zeitgeist, aus dem heraus dieses Kleinod in Werne entstanden ist. Ebenso spiegelt der Kirchenführer die gegenseitige Wertschätzung zwischen den Werner Bürgern und den Kapuzinern.
Zum Rahmenprogramm der fünftägigen Feier anlässlich 350 Jahre Kapuzinerkloster Werne gehörte auch ein Abendlob am Samstag, bei dem das neue Kreuz neben dem Altar erklärt und gesegnet wurde. Es ist eine Nachbildung des sogenannten Damiankreuzes, vor dem der Hl. Franziskus seine Berufung erfuhr und das der Klosterkirche nun einen weiteren franziskanischen Akzent gibt.
Im Blick auf den Heiligen aus Assisi wurde am Montag, 3. Oktober, auch der Transitus gefeiert, ein in der franziskanischen Familie traditioneller Wortgottesdienst mit Texten aus den Biografen des Heiligen und am Franziskusfest selbst ein weiterer Festgottesdienst.