Kabarettist René Steinberg kommt nach Werne

Im Interview

Lustiger Gast in Werne: Kabarettist René Steinberg kommt am 19. September (Samstag) mit seinem Programm "Gebt dem Unsinn ein Kommando". Wir haben vorab mit dem 42-Jährigen gesprochen. Er erzählt unter anderem wie er Themen für seine Shows findet und wieso er sich auf Werne freut.

WERNE

, 07.09.2015, 15:29 Uhr / Lesedauer: 2 min
Der Kabarettist René Steinberg.

Der Kabarettist René Steinberg.

Herr Steinberg, was wird das Werner Publikum am Samstagabend (19. September, 20 Uhr) zu sehen und zu hören bekommen? Ich versuche zu erklären, warum wir uns momentan so gehetzt fühlen und es ein gesellschaftliches Unwohlsein gibt. Das werde ich konkret an zwei Dingen festmachen.

Nämlich? Zum einen an der Computerisierung, die ja an sich nicht schlecht ist, aber Menschen vor Probleme stellt, die in der analogen Welt groß geworden sind. Zum anderen an der Ökonomisierung, sprich an der Kosten-Nutzen-Rechnung, die mittlerweile überall angestellt wird – selbst bei der Frage, ob eine Beziehung Sinn macht.

Bieten Sie auch Lösungsvorschläge? Ich stelle zumindest meinen Gegenentwurf vor, nämlich einfach mal zweckfreien Unsinn zu machen und sich treiben zu lassen.

Das klingt nach einer gesellschaftskritischen Nummer. Ist man vom Kabarett nicht eher politische Themen gewohnt? Zunächst mal sehe ich mich nicht als politischen Kabarettisten. Ich habe lieber den großen Entwurf im Blick. Aber da spielt Politik natürlich auch eine Rolle. Das ist ja auch ein Phänomen der Gesellschaft: Politik muss unterhalten, es geht nicht um Inhalte, sondern um Aufmerksamkeit. Bestes Beispiel ist Sigmar Gabriel, der ein Foto von sich mit Til Schweiger veröffentlicht.

Wo holen Sie sich Ihre Ideen – aus dem Alltag, aus Ihrer Vergangenheit oder von Kollegen, die als Vorbilder dienen? Von allem etwas. Ich bin in der glücklichen Lage, dass alles, was ich bisher in meinem Leben getan habe, in mein aktuelles Handeln einfließen kann. Durch mein Studium habe ich gelernt, einen anderen Blick auf die Dinge zu bekommen – was mir bei meinem Programm, wo es ja genau darum geht, weiterhilft. Und natürlich habe ich auch Vorbilder.

Zum Beispiel? Dieter Hildebrandt, der sich immer gut über etwas aufregen konnte. Oder Hanns Dieter Hüsch, der bei allem Ärger immer große Menschenfreude bewiesen hat.

Spielen Wut und Zorn eine besondere Rolle im Kabarett? Das hat eher mit dem generellen Standpunkt der Künstler zu tun. Natürlich ist da viel Zorn, der auf der Kabarettbühne wiedergegeben wird. Ich persönlich will aber nicht schimpfen, sondern mich lieber über Missstände lustig machen, die ich einfach nur absurd finde.

Gibt es im Kabarett eigentlich den Zwang, auf aktuelle Strömungen einzugehen und das ins eigene Programm einzubauen? Ich würde es nicht als Zwang bezeichnen, eher als Lust daran, den Blick der Menschen auf diese Strömungen zu ändern. Nehmen wir die aktuelle Flüchtlingsdebatte: Da gibt es gerade eine Art "Bekenntnismode", die ich nicht verurteile, aber doch kritisch sehe. Anstatt sich zu oder gegen etwas zu bekennen, sollten die Menschen ihren Blickwinkel ändern und vielleicht überlegen, ob sie nicht im Keller noch Schuhe oder Kleidung haben, die sie spenden könnten.

Sie stammen aus Mülheim an der Ruhr. Muss man sich da besonders auf ein westfälisches Publikum einstellen? Als ich das letzte Mal in Werne war, hatten wir einen richtig tollen Abend. Ich bin ohnehin kein Anhänger der Regionaltheorie – ich habe auch in Ostwestfalen schon sehr schöne Abende erlebt. Die Leute wissen ja auch, zu wem sie gehen. Im Idealfall wird es auch am Mittwoch ein gemeinsamer Abend.

Tickets und Termine: Samstag, 19. September, 20 Uhr, Kolpinghaus, Alte Münsterstraße 12: René Steinberg, "Gebt dem Unsinn das Kommando". Karten es für 20 Euro im Kulturbüro der Stadt Werne, Tel. (02389) 7 15 60.

Zur Person 
begann 1994 seine Radiokarriere beim Lokalfunk in seiner Heimatstadt Mülheim an der Ruhr. Seit 2001 ist er für Sender des WDR tätig.
Bekannteste Formate mit Steinberg sind "", "" und "".
Seit 2006 ist der Kabarettist auch auf der Bühne zu sehen, zunächst mit dem " und der ", seit 2012 auch mit einem Soloprogramm.