Mobbing und vermeintliche Freundschaft: Jugendliche fasziniert von Theaterstück
Veranstaltung in Werne
Starke Emotionen, eine fesselnde Inszenierung und eine spannende Abschlussdiskussion. Anlässlich der „Jugendkultur nachtfrequenz20“ trat im Kolpingsaal Werne das Pisak-Theater aus Bielefeld auf.

Felix Chudarski präsentierte gleich mehrere Rollen in dem Ein-Mann-Stück „Sie nannten ihn Heini“. © Karolin Mersch
Eigentlich war für den Samstagabend (26. September) das Stück „C wie Ceddy“ geplant, aber aufgrund eines Trauerfalls musste das Pisak-Team umdisponieren. Felix Chudarski spielte in dem Ein-Mann-Stück „Sie nannten ihn Heini“ gleich mehrere Rollen auf einmal.
Hauptsächlich sprach er aber aus der Perspektive des Protagonisten Sven. Als er die Bühne betrat, waren noch einige der 15 Jugendlichen im Publikum etwas unkonzentriert. Doch nach der wenigen Minuten von Chudarskis Präsenz auf der Bühne verfolgten alle Zuhörer das Geschehen auf der Bühne gebannt.
Nachdenkliche Monologe im Kolpingsaal Werne
Protagonist Sven erzählt die Geschichte seines vermeintlichen Freundes Kalli, von dessen Beerdigung er gerade heimkehrt. Rückblickend erinnert er sich an die Freundschaft der beiden, aber vor allem daran, dass Kalli immer mehr zum Mobbing-Opfer in der Schule wurde.
Immer wieder wechselte Chudarski zwischen ruhigen, nachdenklichen Monologen und energievollen Szenen, in denen er von der Bühne sprang und das Licht diesen kraftvollen Umbruch noch verstärkte. Im Verlauf des Stücks zeigen sich immer mehr Gewissensbisse des Protagonisten, denn er hat seinen Freund nicht nur zu wenig in Schutz genommen, er war auch selbst aktiv unter den Tätern. Auch am Tod des Betroffenen hatte er wohl Mitschuld.
Jugendliche sind sichtlich gefesselt
Gebannt verfolgten die Jugendlichen die Inszenierung, von der sie sichtlich gefesselt waren. Zum Schluss spendeten sie reichlich Applaus für den Schauspieler. Dann kam auch Dirk Wittke mit auf die Bühne, der den Auftritt vorher mit einer Kamera festgehalten hat.
Gemeinsam leiteten die zwei Männer die Diskussion mit den Jugendlichen über das Stück. Zunächst einmal stellten sich die Zuhörer vor und erzählten von dem, was ihnen im Stück am meisten aufgefallen und am besten gefallen hat. „Ich fand vor allem toll, wie gezeigt wurde, dass man die Schuld von sich abweist“, kommentierte einer der Zuhörer.
Auch zu den Proben und dem Vorgehen kamen Fragen auf. „Wir spielen oft in Schulklassen. Bis wir dieses Stück aufführen konnten, hat es etwa ein Jahr gedauert“, ging Chudarski auf die Fragen der Jugendlichen ein.

Dirk Wittke (l.) und Felix Chudarski leiteten am Ende auch die Diskussion über das Stück. © Karolin Mersch