Ina Müller (l.) und Silvia Sökeland von der BIN wollen verhindern, dass an der Nordlippestraße in Werne ein Industrie- und Gewerbegebiet entsteht.

© Felix Püschner

Mit Video: „Wir werden das Industriegebiet in Werne verhindern“

rnIndustrie- und Gewerbegebiet

Die Bürgerinitiative Industriegebiet Nordlippestraße (BIN) will ein weiteres Gewerbe- und Industriegebiet in Werne verhindern. Warum und wie sie das tun wollen, erklären die Vorsitzenden hier.

Werne

, 17.05.2021, 15:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ina Müller und Silvia Sökeland stehen auf einer Wiese an der B54 in Werne und blicken in Richtung Nordlippestraße. Dorthin, wo möglicherweise bald ein Industrie- und Gewerbegebiet errichtet werden soll. „Das hier wird es dann alles nicht mehr geben. Werne wäre nicht mehr das schöne grüne Tor zum Münsterland. Wir würden ein Naherholungsgebiet für die Bürger verlieren und stattdessen Flächen versiegeln“, sagt Sökeland.

Zudem wolle die Lippestadt ja Menschen von außerhalb anlocken - etwa durch den historischen Stadtkern: „Aber wenn dann in Zukunft Leute von der Autobahn herunterfahren und auf ein Industriegebiet schauen - das lockt definitiv keinen mehr an.“

Müller und Sökeland sind die Vorsitzenden der Bürgerinitiative Industriegebiet Nordlippestraße (BIN), die gerade auf dem Weg zur Vereinsgründung ist. Der geplante „regionale Kooperationsstandort“ sorgt seit Wochen für Diskussionen. Zuletzt lieferten sich Gegner und Befürworter einen Schlagabtausch der Argumente - nicht nur aus der Politik.

Die BI hat unter anderem die Partei Bündnis90/Die Grünen auf ihrer Seite, auf der anderen stehen FDP, SPD und die Aktionsgemeinschaft „Wir für Werne“, die sich allesamt jüngst in eigenen Stellungnahmen positioniert haben. Auch Wernes Bürgermeister Lothar Christ sprach sich klar für den Standort aus, kündigte aber zugleich einen „intensiven Dialog“ mit der Bürgerinitiative an.

Die Mitglieder des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung hatten sich ebenfalls mehrheitlich für das Industrie- und Gewerbegebiet ausgesprochen - und zwar zunächst mit Blick auf eine 32 Hektar große Fläche nördlich der Nordlippestraße. In den Plänen ist zudem eine 28 Hektar große Fläche südlich eingezeichnet, die die Stadt im Genehmigungsverfahren mit den Regionalbehörden sozusagen als Optionsfläche für die Zukunft mit aufgenommen hat.

Industriegebiet soll Arbeitsplätze schaffen und Einnahmen sichern

Die Befürworter des Projekts argumentieren hauptsächlich mit wirtschaftlichen Aspekten. Heißt vor allem: Mehr Arbeitsplätze und mehr Gewerbesteuereinnahmen. Und ein neues Gewerbegebiet bedeute ja nicht, dass man den Klima- und Umweltaspekt völlig außer Acht lassen werde.

An all dem haben Müller und Sökeland allerdings deutliche Zweifel. Ein Industriegebiet bedeute schließlich eine Flächenversieglung. Und auch die Sache mit den Arbeitsplätzen müsse man etwas differenzierter betrachten. „Wir haben ja nichts dagegen, wenn neue Arbeitsplätze entstehen. Im Gegenteil. Aber wenn wir uns diese riesige Fläche anschauen, dann glauben wir nicht, dass sich dort die kleinen Betriebe mit Facharbeitern ansiedeln werden“, sagt Sökeland. Die Befürchtung seien Großunternehmen, die im schlimmsten Fall noch prekäre Beschäftigungsverhältnisse bieten.

Darüber hinaus sei die Arbeitslosenquote in Werne trotz Corona noch auf einem niedrigen Niveau von etwas mehr als 5 Prozent: „Das ist nicht viel. Und wir glauben auch nicht, dass solch ein Industriegebiet etwas an dieser Quote ändern würde.“ Müller spricht hingegen von einer „nicht zukunftsfähigen Entscheidung“ der Politik. Der Grund: „Die jungen Leute denken nicht nur an Geld und Arbeitsplätze. Sie wollen auch die Natur erhalten. Wenn wir also ein Industriegebiet schaffen wollen, dann bitte nicht auf der grünen Wiese.“

Die BIN-Vorsitzenden sind sich sicher, dass sie den Planungen noch einen Strich durch die Rechnung machen könnten. Das hätten die Proteste im Vorfeld der Ausschusssitzung sowie die folgende Demonstration mit 500 Teilnehmern gezeigt. Sökeland: „Wir werden genügend Unterschriften für ein Bürgerbegehren zusammen bekommen. Wenn die Stadt das Projekt dann nicht fallen lässt, werden wir dieses Industriegebiet mit einem Bürgerentscheid verhindern können.“

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