
© Felix Püschner
Immobilienmakler: Wie attraktiv ist der Job gerade wirklich?
Immobilien
Bei steigenden Immobilienpreisen können Makler eine höhere Provision erzielen - zumindest theoretisch. Denn ganz so einfach ist die Rechnung nicht, wie zwei Werner Makler erklären.
Der Kreis Unna hat aktuelle Zahlen zu Maklern und Bauträgern in den einzelnen Kommunen veröffentlicht - und kommt dabei zu einer auf den ersten Blick logisch erscheinenden, letztlich aber auch etwas irritierenden Interpretation. „Immobilienmakler ist ein lukrativer Beruf: Bei steigenden Immobilienpreisen steigt nämlich auch die Provision der Makler. Kein Wunder, dass das Interesse an Berufen im Bereich der Makler, Bauträger und Baubetreuer groß ist“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Als Grundlage dieser Einschätzung dient der Behörde die Zahl der bearbeiteten Erlaubnisanträge. Denn die benötigen Makler, Bauträger und Baubetreuer für ihr Geschäft. Kreisweit wurden im vergangenen Jahr 61 solcher Anträge bearbeitet. Das sind 18 mehr als im Jahr 2020. Allerdings: Die Zahl der erlaubnispflichtigen Betriebe war im gleichen Zeitraum rückläufig. Den 621 Betrieben im Jahr 2021 stehen 643 in 2020 gegenüber. 2019 waren es sogar noch 669. Ist das Geschäft also doch nicht mehr ganz so lukrativ, wie es scheint?
Maklerin Nordhoff: „Verdienen unser Geld nicht im Schlaf“
Maklerin Kornelia Nordhoff muss ein wenig schmunzeln, als wir ihr diese Frage stellen: „Glauben Sie mal nicht, dass wir Makler uns eine goldene Nase verdienen. Manche Leute denken, dass wir unser Geld quasi im Schlaf verdienen, nur weil die Immobilienpreise gestiegen sind.“ Ganz so einfach sei die Rechnung nicht. Denn das geringere Angebot an Immobilien mache das vermeintliche Umsatzplus wieder wett. Wer weniger Immobilien verkauft, kann schließlich in Summe auch nur weniger Provision einstreichen.
„Wenn es um die Provision geht, muss ich außerdem heute mehr verhandeln als früher“, sagt Nordhoff. Wobei das Verhalten der Verhandlungspartner bisweilen durchaus dreist sei: „Das kann ich dann auch nicht nachvollziehen. Ich gehe ja auch nicht ins Restaurant und verhandle über die Preise für ein Glas Wein.“
Das nach wie vor überschaubare Angebot an Immobilien sei wohl auch ein Grund dafür, dass die Zahl der erlaubnispflichtigen Betriebe in Werne zuletzt stark gesunken ist - laut Kreisangaben von 64 im Jahr 2019 auf 52 in 2021. An der Pandemie habe es wohl eher nicht gelegen, schätzt Nordhoff. Die Zurückhaltung beim Immobilienkauf habe sich in diesem Zeitraum in erster Linie im Bereich der Geschäftsimmobilien widergespiegelt: „Die Leute waren vorsichtiger. Aber inzwischen investieren sie wieder.“
Als Beispiele nennt Nordhoff den Frisör-Salon „Coiffeur Elegance“ am Neutor, das Geschäft „The Working Dog“ und das Personalservice-Unternehmen Unique. Alle drei Unternehmen siedelten sich zwischen Mitte 2021 und Anfang 2022 in Werne an und beseitigten damit leerstehende Ladenlokale.
Josef Holtrup: Markt ist für Makler immer noch gut
Makler Josef Holtrup sieht das insgesamt geringe Angebot an Immobilien ebenfalls als Grund für die rückläufige Zahl an erlaubnispflichtigen Betrieben. „Da hatten sicherlich einige mit zu kämpfen. Man braucht schließlich Aufträge“, sagt Holtrup. Im Prinzip sei der aktuelle Markt für Makler aber immer noch gut. Man müsse jedoch eine gewisse Erfahrung und Netzwerke haben, um sich durchzusetzen.
In den vergangenen Jahren habe es sicherlich ein paar Leute gegeben, die ins Maklergeschäft eingestiegen sind, in der Hoffnung, damit „eine schnelle Mark“ zu machen. Durchgesetzt hätten sich jedoch die alteingesessenen Makler. Auch das 2020 eingeführte neue Maklergesetz hat sich laut Holtrup ausgewirkt. Seither dürfen Makler von Käufern nur noch so viel Provision verlangen, wie sie vom Verkäufer erhalten. „Wer als Makler früher nur für die Käufer gearbeitet hat, hat dadurch vielleicht auch Probleme bekommen“, so Holtrup.
Kreis kontrolliert Betriebe
- Neben der Erteilung von Erlaubnissen ist es auch Aufgabe der Kreisordnungsbehörde, die im Kreis tätigen Makler und Bauträger zu überwachen. Ein Bußgeld kann zum Beispiel verhängt werden, wenn die Makler nicht der Pflicht nachkommen, den jährlich fälligen Prüfbericht eines geeigneten Prüfers vorzulegen.
- Im Jahr 2021 wurden laut Angaben des Kreises 18 Bußgeldverfahren eingeleitet. 2020 waren es noch 13. Zwei Verfahren wurden aus verschiedenen Gründen eingestellt (z.B. Firma nach Konkurs liquidiert, Todesfall, Wegzug und daher Zuständigkeitswechsel etc.).
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
