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Steigende Kosten, höhere Zinsen: Bringt der Krieg nun den Immobilienmarkt durcheinander?
Immobilien
Der Ukraine-Krieg trägt seinen Teil dazu bei, dass viele Dinge teurer werden - und auch die Zinsen steigen. Ändert sich dadurch nun die Situation auf dem Immobilienmarkt?
Über mehrere Jahre glich Deutschland einem Zins-Paradies. Wer etwa Kredite aufnehmen wollte, um sich den Traum vom Eigenheim zu verwirklichen, hatte trotz steigender Immobilienpreise recht gute Karten. Es war eher das überschaubare Angebot auf dem Immobilienmarkt, das den Traum für viele Menschen platzen ließ. Durch den Ukraine-Krieg ändern sich die Rahmenbedingungen nun allerdings. Vieles wird teurer - neben Gas, Benzin und Lebensmitteln steigen beispielsweise auch die Baukosten weiter an. Genauso wie die Zinsen. Bricht jetzt die Nachfrage ein?
Immobilienmaklerin Kornelia Nordhoff glaubt nicht wirklich daran, wagt aber auch keine klare Prognose. Bislang habe sich der Krieg nicht besonders auf die Marktlage ausgewirkt, sagt Nordhoff: „Bei Hiobsbotschaften merkt man oft, dass die Nachfrage ganz kurz zurückgeht. Aber das ändert sich dann schnell wieder.“ Sobald der erste Schock verdaut ist, „normalisiert“ sich die Situation also. Und daran würden wohl auch steigende Zinsen vorerst nichts ändern.
Steigende Zinsen „werden Käufermarkt nicht beeinflussen“
„Die werden den Käufermarkt nicht beeinflussen. Schon gar nicht von heute auf morgen. Wenn jemand ein neues Zuhause sucht und etwas kaufen möchte, dann tut er das auch. Das Geld ist ja noch da“, so die Werner Maklerin. Die entscheidende Frage sei vielmehr, wie sich die Banken in Zukunft verhalten. Denn die hätten es den Kunden in den vergangenen Jahren sehr einfach gemacht, an einen Kredit zu kommen.
Makler Josef Holtrup sieht die Situation ähnlich. Die Nachfrage nach Immobilien sei noch genauso groß wie vor dem Krieg, erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch die Pandemie hatte bekanntlich keinen negativen Einfluss auf den Markt. Die Nachfrage überstieg das Angebot bei Weitem, die Preise kletterten in die Höhe - gerade weil die Menschen in Zeiten von Home-Office und Co. ein schönes Zuhause wollten.
Wenn er ein Angebot online veröffentliche, habe er binnen eines Tages oftmals Dutzende Anfragen und müsse diese erst einmal abarbeiten, berichtet Holtrup. Am Wochenende seien es im Falle eines Hauses in Unna gleich 80 gewesen. Nach der Besichtigung wollten 8 von 15 Interessenten das Haus kaufen.
In einem Punkt bemerkt Holtrup allerdings tatsächlich eine Veränderung. „Im Bereich der Kapitalanleger sind einige abgesprungen, weil sie aufgrund der Zinssteigerung keinen Überschuss mehr aus Vermietung und Verpachtung erzielen können. Das ist aber auch abhängig davon, wie viel Eigenkapital sie investieren“, so der Makler. Für ihn steht fest: „Wir werden noch eine ganze Weile mit hohen Preisen zu tun haben.“ Viele Immobilien seien dabei durchaus überteuert. Aber auch für diese finden sich Käufer - trotz Pandemie und Krieg.
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
