Eine neue Studie des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH) zum Apothekensterben in Nordrhein-Westfalen liefert ein alarmierendes Ergebnis: Die Apotheken-Landschaft wird dünner, manche Orte haben nur noch eine Apotheke oder sogar gar keine mehr. Die Zahl der sogenannten Ein-Apotheken-Kommunen hat sich demnach von 27 im Jahr 2012 auf 41 in 2022 erhöht.
Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres haben in der Bundesrepublik mehr als 100 Apotheken geschlossen. In den Großstädten schließen die meisten Standorte, besonders hart hat es Hagen getroffen, hier hat seit 2012 jede dritte Apotheke aufgegeben. Aber so weit muss der Blick eigentlich gar nicht gehen, denn auch Lünen ist betroffen. Nach Aussage von Friederich Schneider, Leiter der Adler Apotheke in Werne, haben Kollegen dort in jüngster Vergangenheit ihr Geschäft geschlossen.

Fünf Apotheken im Zentrum
Werne kann aber aufatmen. Wenn nichts Gravierendes passiert, ist die Versorgung hier erst einmal nicht gefährdet. Die Betreiber der fünf Apotheken in und um die Fußgängerzone haben noch nicht das Alter erreicht, um sich Gedanken um eine Nachfolge machen zu müssen.
Udo Lucas betreibt drei Apotheken in Werne. Er hat schon mal grob nachgedacht, wie es nach ihm weitergehen könnte. Wenn er irgendwann in den Ruhestand gehen sollte, werden seine Mitarbeiter „definitiv nicht in die Röhre gucken“. Zu gegebener Zeit wolle er dafür Sorge tragen, dass alles läuft. Auch sonst zeichnet sich noch keine Unterversorgung ab.
Friederich Schneider sieht die ganze Situation dennoch mehr als kritisch. Es gehe ja nicht nur um fehlende Nachfolge, der Beruf des Apothekers mit eigener Unternehmung sei einfach nicht mehr attraktiv. Zu geringe Verdienstmöglichkeiten, unattraktive Arbeitszeiten und zu viel Bürokratie seien nur drei Aspekte. Besonders junge Pharmazie-Absolventen wagen den Schritt in die Selbstständigkeit nicht mehr.
Auch wenn sie sich anstellen lassen, könnten sich viele Apotheker die hohen Gehälter für Angestellte nicht mehr leisten, weiß Friederich Schneider. Neben Apothekern fehlen auch dringend benötigte Pharmazeutisch Technische Assistenten (PTA). „Ich mag noch nicht an die Zukunft denken“, gibt Schneider zu. Das muss er aber auch noch nicht, er ist mit seinen 55 Jahren noch weit vom Rentenalter entfernt, wie die meisten Apotheker in Werne.
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