Mit der Einführung des elektronischen Rezepts geht Deutschland einen weiteren Schritt in der Digitalisierung. Das E-Rezept spart im günstigsten Fall Papier und Zeit. Denn wie oft müssen Patienten auf ihre Rezepte warten, weil der Arzt sie erst unterschreiben muss? Das gilt auch für Verordnungen für Hilfsmittel (Schuheinlagen, Kompressionswäsche), Physiotherapie oder Lymphdrainage. Mit dem E-Rezept soll alles digital erstellt, übermittelt und eingelöst werden können.
Technisch noch nicht bereit
Mit der bundesweiten Einführung könnte es doch eigentlich losgehen. Zumindest die Apotheken in der Region stünden bereit. Aber in Werne stellen bisher nur die wenigsten Praxen E-Rezepte aus.
Das liegt mit Sicherheit an der Ferienzeit. Allerdings seien viele Praxen technisch noch gar nicht hinreichend ausgerüstet. „Von einer bundesweiten Einführung des E-Rezepts zum 1. Juli 2023 kann keine Rede sein. Diese Angabe beruht leider auf irreführenden Äußerungen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach“, teilt ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) auf Anfrage mit. KVWL-Vorstand Thomas Müller äußert sich in einem Statement, er sei „irritiert über Lauterbachs Äußerungen. Er blendet hier aus, dass die Voraussetzungen in den Praxen noch nicht bundesweit gegeben sind.“
Es fehle an notwendigen technischen Voraussetzungen wie Konnektoren, PVS-Modulen und Kartenlesegeräten, die erst nach einem Update über entsprechende Funktionen verfügen. Lauterbachs eigene Digitalstrategie habe eine Einführung zum 1. Januar 2024 vorgesehen. „Wir plädieren weiter für die stufenweise Einführung, Vertragsärzte und kassenärztlichen Vereinigungen in Westfalen-Lippe sind bereit dazu. Aber nicht in einer Nacht-und-Nebel-Aktion zum 1. Juli“, so Müller abschließend.
Die Zeit bis zum 1. Januar 2024 sei auch nötig, „damit das E-Rezept ein Erfolg werden kann. Eine Vielzahl der Systeme am Markt haben noch nicht nachgewiesen, dass der E-Rezept-Abruf sauber und für die Praxen serviceorientiert und mit der notwendigen Performance läuft“, so der KVWL-Sprecher weiter.
Apotheken sind bereit
Die Redaktion hat mit einigen Apotheken in Werne gesprochen. Dort ist der Tenor identisch: Wir sind bereit. Die technischen Voraussetzungen seien gegeben. Schließlich sei das E-Rezept schon vor längerer Zeit angedacht gewesen. Allerdings seien Arztpraxen tatsächlich noch nicht in den Prozess eingebunden.
Auch angefragte Praxen bestätigen, dass sie noch nicht mit E-Rezept arbeiten. Das brauche noch zeit, heißt es vielerorts.
Es soll verschiedene Wege geben, ein E-Rezept einlösen zu können: Per App, per Code-Ausdruck in der Praxis oder – und dieses Verfahren wird gerade erprobt – mit der elektronischen Gesundheitskarte. Die Karte muss dafür nicht erneuert werden.
E-Rezept kommt ab heute: Elektronisches Rezept soll Zettelwirtschaft beenden
E-Rezept über Versichertenkarte einlösen - das ist wichtig
