
© Natasa Balas (A)
Gewappnet für Homeschooling? So digital sind mittlerweile die Schulen in Werne
Schulen in Werne
Zusätzliche Tablets, schnelles Internet und neue Präsentationstechnik: In Werne tut sich auch mithilfe von Fördermitteln viel, um die Schulen digitaler zu machen. Dennoch gibt es noch Hürden.
Wie können wir wieder zu einem vernünftigen Unterricht auf Distanz kommen, wenn es die Corona-Lage wieder nötig macht? Diese Frage stellen sich zurzeit Schulleiter, Lehrer, Schüler und Eltern wieder. Auch an den Werner Schulen gibt es noch viele Hürden im Homeschooling. Und das liegt nicht immer nur an fehlenden Endgeräten.
Mehr Tablets soll es aber dennoch bald geben. Aus dem landesweiten Fördertopf „Digitalpakt NRW“ sollen 272 neue iPads für Werner Schulen angeschafft werden. „Die Anträge sind gestellt. Das größte Problem sind aber die Lieferzeiten. Bis Ende des Jahres wird es wohl noch dauern. Es ist eben so, dass man sie nicht einfach bei Media Markt bestellen kann, sondern bei dieser Menge öffentlich ausgeschrieben werden müssen“, erklärt Alexander Ruhe, Schuldezernent der Stadt Werne.
„In Werne ist man mit den Lieferzeiten noch gut bedient“
Dabei sei man mit dem Zeitraum bis Ende des Jahres noch gut bedient. In der Nachbarstadt Hamm sei beispielsweise klar, dass die neuen Tablets nicht vor Januar zur Verfügung stehen werden, so Ruhe weiter. Die neuen Endgeräte in Werne kommen bedürftigen Kindern zugute.
Bei der Definition „Bedürftigkeit“ prüfe man dabei genau, in welchen Haushalten tatsächlich Bedarf sei. „Das ist zum Beispiel der Fall, wenn der Schüler über kein Endgerät verfügt, weil der Vater sein Notebook selbst braucht“, erklärt Ruhe. Wenn es doch wieder zu einem Lockdown und damit zum Unterricht auf Distanz kommen sollte, sollen alle Kinder mit der Anschaffung der neuen Endgeräte, die in dem Fall von der Schule verliehen werden können, erreicht werden.
Im Frühjahr, als alle Schulen geschlossen wurden und die Schüler daheim mit Aufgaben versorgt wurden, gab es einige Engpässe im Homeschooling. Über den Digitalpakt kann nun jede Schule eine Finanzspritze von 25.000 Euro erhalten. Umgerechnet seien das etwa 500 Endgeräte – wenn man etwa die Variante eines ausgestatteten iPads (inklusive Tasche und Stift) für rund 500 Euro zugrunde nimmt, rechnet Ruhe vor.
Dabei müsse man immer einen Kompromiss finden zwischen den individuellen Wünschen der einzelnen Schulen und einer „möglichst Homogenität für die IT-Techniker, die nicht jeder Schule eine individuelle Software erstellen können“, so Ruhe. Mit derselben Ausstattung wolle man zudem eine „künstliche Konkurrenzsituation“ vermeiden.
Mit neuer Technik für möglichen Lockdown gewappnet sein
Mit der neuen Technik könne sich jede Schule nun besser auf einen kurzfristigen Lockdown vorbereiten, auch wenn immer noch nicht flächendeckend Endgeräte für jedes Kind damit zur Verfügung stehen, so Ruhe. Neben der besseren Ausstattung der Schüler wird mit den Fördermitteln aus dem „Digitalpakt Schule“ auch in den Bildungseinrichtungen selbst investiert.
Dabei gilt es zunächst, alle Schulen mit schnellem Internet, also einer Breitbandverbindung, auszustatten. Allein für Infrastruktur-Arbeiten rechnet man laut Ruhe mit einer Investition von etwa 350.000 Euro. Das entspricht damit etwa der Hälfte des Digitalpakts über eine gesamte Fördersumme von 738.000 Euro.
Das schnelle Internet muss in allen Werner Schulen nicht nur her, wenn es wieder zu einem Homeschooling kommen sollte, sondern um auch in der Schule selbst in allen Räumen vernünftig arbeiten zu können. Demnach sollen laut Ruhe vor allem in den weiterführenden Schulen iPads zum Einsatz kommen können.
Die Lehrer sollen sich mit ihren Endgeräten dann mit dem Apple TV verbinden können, um Unterrichtsinhalte über diesen oder über einen Beamer im Klassenraum zeigen zu können.

An der Wiehagenschule und den anderen Grundschulen soll es statt Whiteboards weiterhin die klassischen Tafeln geben. © Andrea Wellerdiek
Auch die Bücher können auf diese Weise digitalisiert und auf einer digitalen Oberfläche - etwa Whiteboards, die es bald in allen Räumen geben soll - präsentiert werden. Die Grundschulen hingegen würden aber eher weiter zu der Arbeit mit Tafeln tendieren, erklärt Ruhe: „Um den Kindern das Schreiben beizubringen, sind Tafeln besser geeignet.“
Schulen müssen didaktisches Konzept vorlegen
Wie man künftig mit den neuen Medien umgehen möchte, musste für die Beantragung der Fördermittel aus dem Digitalpakt NRW in einem Medienentwicklungskonzept erläutert werden. Die sei auch eine hohe Herausforderung an den Schulen gewesen, gibt Ruhe zu.
„Das schreibt man nicht mal eben nebenbei. Das hat schon lange gedauert, weil man sich ja auch ein langfristiges Gesamtkonzept überlegt hat. Aber das hat schon Zeit gefressen“, so der Schuldezernent. Die Verantwortlichen mussten darin etwa verdeutlichen, wie sich der Unterricht weiter entwickelt und wie er in zehn Jahren aussehen könnte.
Coronavirus zwingt zum schnellen Handeln rund um das Thema Homeschooling
„Es ist ein technisch-pädagogisches Konzept, das vor allem durch Covid-19 zeigt, dass es ein dynamisches Konzept ist“, sagt Ruhe. Jede Schule könnte dadurch heute aber auch besser den eigenen Bedarf - etwa an neuen Endgeräten - einschätzen.
„Wenn ich im Sommer gesagt hätte, dass wir die Maßnahmen in einem Jahr umsetzen, hätte man gesagt, dass das schon toll sei. Aber Covid-19 verlangt uns sehr schnell eine Entwicklung ab. Allerdings ist es schon lange so, dass wir Ideen haben, es aber in der Umsetzung hapert.“ Die Corona-Krise hat aber nun gezeigt, wie wichtig ein funktionierendes Homeschooling und schnelles Handeln bei der Digitalisierung der Schulen sind.